ATAPOW Chapter 73(German)

Kapitel 73 – Sündenbock


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Kapitel 73 – Sündenbock

Am südlichen Stadttor:

Schwerer Schnee fiel auf Grenzstadt herab.

Der eisige Wind des Dezembers traf auf Landis ungeschütztes Gesicht und doch vermochte er nicht, über die Eiseskälte, die sich in seinem Herzen breit machte, zu obsiegen.

„Während außerordentlichen Zeiten haben Sie militärische Truppen ohne Erlaubnis mobilisiert. Da die Schwere dieses Verbrechens nichts andrem entspricht als Befehlsverweigerung, werden Sie festgenommen und ins Gefängnis der Niederlassung unseres Ordens hier in Grenzstadt gebracht. Dort werden Sie darauf warten, dass ein Urteil verkündet wird. Möchten Sie weitere Details erfahren oder dieser Entscheidung widersprechen, Hauptmann Landi?“, trug ein Ritter, der eine helle Plattenrüstung trug, vor, bevor er den Haftbefehl wieder in einer Tasche verschwinden ließ. Spott lag in seinem Blick.

„Das ist nicht notwendig. Ich werde mich fügen und jedes Urteil akzeptieren.“, erwiderte Landi leise.

„Alles ist in Ordnung, solange Sie den Anweisungen folgen. Also, sollen wir uns auf dem Weg machen? Als ein Kind aus einer angesehenen Familie dürften Sie doch sicher noch nie das Leben im Gefängnis erlebt haben, oder mein lieber Hauptmann? Das könnte sogar eine gute Erfahrung für Sie werden. Haha!“

„Bitte warten Sie. Ich habe noch eine Frage, eine Sache verstehe ich nicht.“, brachte Landi vor, ohne Anzeichen zu zeigen, aufstehen zu wollen.

„Oh?“, wandte sich der hochrangige Ritter wieder Landi zu. Seine Augen strahlten voller Hohn. „Also dürfte ich dann fragen, was Sie noch sagen oder fragen wollen, mein lieber Landi? Denken Sie etwa, ungerecht behandelt worden zu sein?“

„Mir geht es nicht darum, ob das Hauptquartier mich bestrafen möchte, aber… Warum? Was hat die Mauerwache denn falsch gemacht? Sie haben tadellos dem Ritterschwur gefolgt und bis zum letzten Tropfen Blut in ihrem Körper Widerstand geleistet… Der Ritterorden der Strahlenden Ritter ist doch immer unparteiisch und fair gewesen, wenn es um Belohnungen und Bestrafungen ging. Wieso also habt ihr eure Schwerter gegen die Krieger erhoben, die so ehrenhaft gehandelt haben? Müsst ihr wirklich ehrenvolle und aufrechte Ritter dieses Ordens umbringen?“

„Wie dreist, Verräter! Dass du das Verbrechen begehst, die Taten dieser Gruppe an Verrätern unterschlagen zu wollen ist eine Sache, aber dass du auch bereit bist, den Orden selbst zu beleidigen?! So wie ich das sehe, denkst du wohl, dass eine Gefängniszelle zu komfortabel wäre und du lieber deine Zeit in der Hölle verbringen möchtest!“

„Ha.“, seufzte der Ankläger und unterbrach den Wortschwall seines Adjutanten, indem er ihm signalisierte, ruhig zu bleiben. „Du musst dich nicht auf sein Niveau begeben.“

„Also schön, mein lieber Landi. Wenn wir also deiner Interpretation folgen, wärst du dann nicht der Einzige im gesamten Orden, der aufrecht und wahrheitstreu wäre? Wäre das der Fall, müssten dann nicht alle, von Bischof Enzo an der Spitze bis hin zu denen auf selbem Rang wie du, aus dem Orden ausgeschlossen werden? Und ich denke, dass dann gar nur wenig später selbst unser Lord, der Strahlende Ritter, als jemand unbedeutendes gelten würde, nicht wahr? Damit kann ich arbeiten, Adjutant, füge Landis Anklage einen weiteren Punkt hinzu.“

„Wenn unser Lord noch wäre…“, begann Landi mit tiefst möglicher Stimme, „Würdet Ihr dann immer noch so arrogant sein?“

„Haha…“ Doch der hochrangige Ritter lachte nur und hielt seinen Mund an Landis Ohr.

„An deiner Stelle hätte ich nicht so gehandelt. Vielmehr hätte ich meine Worte so gewählt, dass sie den Leuten, den ich gegenüberstehe, genehm sind. Nur ein Vollidiot würde ein hohes Risiko mit nur geringer Belohnung bei Erfolg eingehen.“

„…Geehrter Vogt, Ihr habt mit Sicherheit keine Qualifikation, Ritter zu sein. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, eine andere Karriere zu verfolgen und You*uber zu werden?“, erwiderte Landi ihm nur.

„Was für ein scharfzüngiger Bastard!“, rief der Adjutant aus und spuckte zu Boden.

„Also schön, streite dich doch nicht mit ihm. Warum dir überhaupt die Mühe machen, mit jemandem, der auf an Todes Schwelle steht, zu reden? Lass ihn doch einfach mal genießen, was eine Gefängniszelle zu bieten hat. Leute, schafft ihn weg.“

„Ihr müsst mir nicht helfen, ich laufe selbst.“, sagte Landi und stand auf. „Was ist mit meinen Untergebenen?“

„Die kaputte Truppe da unten? Entspann dich, ihnen geht es gut. Obwohl nicht viele von ihnen noch in guter Verfassung sind… Es ist wirklich schade, dass der Grund, wieso sie zusammen mit dir angeklagt werden, ist, dass sie sich einen guten Hauptmann ausgesucht haben. Hahaha…!“

……………..

In der Niederlassung des Ordens der Strahlenden Ritter in Grenzstadt:

Lan Yu schloss entspannt seine Augen und klopfte langsam mit einem Finger auf seinen Tisch.

Das Geräusch einer sich senkenden Türklinke ertönte.

„Wie sieht der Fortschritt aus?“

„Ein voller Erfolg, verehrter Komtur.“, antwortete Gorm ihm mit respektvollem Blick.

„Sehr gut.“ Lan Yu öffnete seine Augen wieder und lächelte leicht. „Ich habe dich schon dem Hauptquartier zur Beförderung vorgeschlagen. Ich denke, dass es nicht lange dauern wird, bis die goldenen Blumen, die deine Robe zieren, durch etwas anderes ersetzt werden.“

„Vielen Dank, verehrter Komtur!“, entgegnete Gorm dankbar, während er die Euphorie, die sich in seinem Herzen breit machte, unterdrückte.

Als ein Ritter mit heiligen Fähigkeiten besaß Gorm schon die Qualifikationen, den Rang eines Goldenen Ritters hinter sich zu lassen. Jedoch war es ihm bisher nicht gelungen, die Anerkennung eines Vorgesetzten zu erhalten.

Somit war Gorm niedergeschlagen gewesen. Auch wenn er äußerlich gut mit seinen Kameraden zurechtkam, wurmte es ihn innerlich, dass er denselben Rang bekleidete wie andere Ritter, die überhaupt keine Heiligen Fähigkeiten besaßen. Dies schlug sich in enormer Beschämung nieder.

Aber all dies endete, als er eine Möglichkeit fand, indem er dem Komtur der Niederlassung in Grenzstadt, Lan Yu, begegnete.

Da er in den tiefsten Tiefen seines Selbst den Drag verspürte, verehrt zu werden und jemand wichtiges zu sein, hatte Gorm sich entschieden, Lan Yu bis zum äußersten Ende zu folgen.

„Ich habe allerdings eine Frage.“

„Dann sprich.“, forderte Lan Yu ihn munter auf.

„Warum habt Ihr die Ritter der Mauerwache und den Hauptmann, der gegen Befehle verstoßen und seine eigene Truppe mit sich gebracht habt, nicht sofort umgebracht? Hätte das denn nicht die Wahrheit komplett im Dunkeln bleiben lassen?“

„Haha.“, lächelte Lan Yu, als er aufstand und auf Gorm zulief. „Kurz gesagt für eine Erklärung. Egal, was ist, eine Erklärung ist immer notwendig, nicht wahr?“

„Eine Erklärung?“

„Richtig, eine Erklärung. Ob es unsere Vorgesetzten sind, die sich durch die Akten arbeiten oder aufrührerische Zivilisten, die Lärm machen; Sie alle fordern eine Erklärung von uns. Und alles, was wir tun müssen, ist es, eine ‚Erklärung‘ für sie zu finden, egal ob sie nun der Wahrheit entspricht. Ob wir ihnen nun die Wahrheit erzählen oder nicht, ist unwichtig.“

„Übermorgen werde ich persönlich das endgültige Urteil über diese „Verräter“ fällen. Ihr Ende ist schon besiegelt, egal, was sie machen. Warum sollten wir sie also nicht ein wenig länger leben lassen? Es gibt immer Risiken und es braucht immer einen Sündenbock, sobald etwas schiefläuft. Solange wir selbst nicht dieser Sündenbock sind, ist dann nicht alles in Ordnung?“ Lan Yu lächelte bedeutungsvoll.

„Aber kann es nicht zu irgendwelchen Komplikationen kommen, wenn wir die Dinge verzögern? Sie sind schließlich immer noch am Leben und könnten versuchen, die Wahrheit zu verbreiten.“

„Nein, nicht doch. Glaub mir, die ganzen lauten und ungebildeten Zivilisten sind einfach zu kontrollieren. Und die einzigen Augenzeugen sind ein paar nicht vertrauenswürdige Ketzer. Für uns könnte die Lage nicht vorteilhafter sein.“

„Also, Gorm, warte einfach ab und staune.“ Lan Yu breitete die Arme aus. „Eines Tages werde ich mit Sicherheit den Thron unseres großen Tempels besteigen!“ Als seine Augen auf das Wappen des Ritterordens der Strahlenden Ritter, welches hoch an der Wand hing, fiel, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem bösen Lächeln.


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