ATAPOW Chapter 94(German)

Kapitel 94 – Beschützte ihn wie deine Tochter, okay?


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Kapitel 94 – Beschützte ihn wie deine Tochter, okay?

Ji Bai konnte nur sein früheres Ich beschuldigen, zu jung und unwissend gewesen zu sein. Nachdem er einige rote Teufel besiegt hatte, hatte er begonnen, auf Dämonen herabzusehen. Er hatte seine eigenen Fähigkeiten bei weitem überschätzt, und sich mit nur wenigen tausend Mann an seiner Seite zu einem Vampir-Unterschlupf durchgekämpft.

Nicht nur demütigte ihn dieser unaushaltbar dunkler Teil seiner Vergangenheit, er hatte ihm sogar schreckliche Konsequenzen beschert.

Sobald er nun ein Gebäude im Stil der Vampire, das Wappen eines Vampir-clans oder ein doppelzüngiges Mädchen mit Fangzähnen – besonders, wenn sie silbernes Haar hatte – sah, würde sein Herz unkontrollierbar schnell zu schlagen beginnen. Dies ging so weit, dass er in so einer Situation eigentlich eilig wegrannte.

Wahrscheinlich würde er sein Leben lang nicht mehr in der Lage sein, das Trauma, das ihm jemand gewisses beschert hatte, hinter sich zu lassen.

„Entschuldigen Sie die Störung1.“, sagte Ji Bai, als er vorsichtig der Eingangstür des Gebäudes näher trat uns sie öffnete. Anschließend steckte er seinen Kopf durch die Öffnung und blickte sich um.

„…“ Keine Antwort.

Die Möbelstücke und Dekorationen im Inneren des Gebäudes standen im Kontrast zu dessen äußeren Erscheinungsbild – Nachdem Ji Bai eingetreten war, kam ihm nur ein Wort in den Sinn: Unordnung.

Kartoffelchip-Tüten lagen auf dem Boden verstreut, Cola-Dosen waren nach dem Trinken einfach weggeschmissen worden, ein Fernseher, der, nachdem er einmal angeschaltet worden war, einfach sich selbst überlassen worden und USB-Kabel, die sich zu einem Knäul verknotet hatten, lagen herum.

‚Was für eine schlampige Person könnte nur so ungehobelt sein, um in diesem Müllhaufen zu leben?‘

Die Luft, die Ji Bai einatmete, war eine, welche man im Haus eines Messies erwarten würde, was seine Augenbrauen unkontrollierbar zucken ließ.

‚Nur Kakerlaken können in einer so dreckigen und schmuddeligen Umgebung leben, oder?? Wobei mein frühere Ich noch schlimmer gewesen war…‘

Sein Eindruck von der Hochmeisterin, die er noch nicht getroffen hatte, verschlechterte sich immens.

‚Hat sie dieses Haus aufgegeben? Aber wenn das so ist, warum hat mich Lan Yi dann hergebracht? Also wohl eher nicht…‘

Ji Bai schloss die Eingangstür hinter sich und musste erkennen, dass keine Hausschuhe für Gäste zur Verfügung standen.

‚Und was soll das jetzt…? Soll ich einfach so reinkommen? Ist denn nicht klar, wie unhygienisch das ist?‘

Entgeistert konnte er nur seine Schuhe ausziehen und auf Socken weiterlaufen.

Das weitere Innere des Gebäudes war sehr geräumig – ungefähr die Größe einer mittelgroßen Bibliothek. Sofas und andere Möbelstücke waren mehr oder weniger ordentlich aufgestellt und die böse blickende Büste eines Vampires stand neben einer Treppe.

‚Diese Hochmeisterin muss ja wirklich edelmütig sein… Hat sie etwa keine Angst, dass sie Schlaflosigkeit und Albträume davon kriegt, sowas in ihrem Haus zu haben?‘

„Hey! Greif den Turm an! Was zum Teufel tust du da, Sniper?! Bist du etwa blind?“

„Hm?“ Ji Bai vernahm etwas und drehte er sich in Richtung der Quelle des Geräusches.

Er konnte nur eine kleine, zarte Silhouette, welche von einer Decke bedeckt war, erkennen. Diese saß mit gekreuzten Beinen auf einem Sofa und tippte unaufhörlich auf dem IP*d in ihren Händen herum. Ihr Blick schien vollständig auf den Bildschirm des Gerätes fokussiert zu sein.

‚Also ist doch jemand hier… Ich habe sie nicht bemerkt, als ich reinkam… Aber wieso ist ein kleines Mädchen hier? Vielleicht eine Nichte oder sonstige Verwandte der Hochmeisterin? Nur zu schade, dass sie hier bei einem Familienmitglied gelandet ist, das bereit ist, ein kleines Kind alleine zu Hause zu lassen.‘

‚Wie auch immer… Ich sollte man herausfinden, wo diese Hochmeisterin eigentlich ist.‘, dachte Ji Bai weiter, als er der Silhouette auf dem Sofa nähertrat.

„Ahhh! Wir sind alle tot! Mist, ich werde schon wieder downgeranked!“ Anna war nur auf die Entwicklung der Schlacht im Spiel fokussiert und merkte so nicht, dass sich Ji Bai ihr näherte.

„Wie dumm… Es ist alles nur die Schuld dieses Noob- Snipers…“, schürzte Anna ihre Lippen.

„…Spielst du einen Supporter?“ Die Stimme, die plötzlich neben ihr ertönte, ließ sie aufschrecken.

„Ahh?! Hast du vor, mich zu Tode zu erschrecken, indem du so auftauchst? Wer bist du eigentlich?“

Doch Ji Bais Blick war auf den Bildschirm ihres Tablets fokussiert. „Wenn ich mich recht erinnere, ist der Charakter, den du spielst, ein Supporter. …Aber was ist das? Ein sehr ungewöhnlicher Build…“ Die Frage, die er eigentlich stellen wollte, war schon längst vergessen.

„Was, ungewöhnlich?“ Anna warf Ji Bai einen höhnischen Blick zu. „Du bist ein Noob, oder? Kannst nicht erkennen, wenn jemand auf Support spielt…“

„Support?? Dein Team ist im Nachteil und du hast einen Blitzdolch und ein unbegrenztes Kriegsschwert2? Du hast dir nicht einmal irgendwelche Schuhe gekauft! Wie wunderbar…“ Ji Bai konnte nur seine Lippen schürzen, als er den desaströsen Punktestand von ‚0/9‘ erblickte.

„Das ist doch, was ein Supporter tragen muss?? Denk bloß nicht, mich anzulügen! Es fühlt sich einfach zu toll an, mit hoher Stärke zu kämpfen.“

„Weißt du, wieso dich dein Team ständig anflamed?“ Ji Bais Mundwinkel zuckten leicht, als er Annas ID sah, welche ‚Die perfekteste und schönste Vampirin des Universums‘ lautete.

‚Oh, wie traurig, eine dieser Gören mit Wahnvorstellungen…‘

„Also, ich möchte dich nicht groß kritisieren, aber es gibt da einen kleinen Fehler in deinem Denken, meine kleine Freundin. Sobald du die Support-Klasse gewählt hast, darfst du nicht mehr über Sachen wie zu siegen oder zu verlieren nachdenken. Alles wird mit Sicherheit in Ordnung sein, solange du den Sniper beim Kämpfen unterstützt… Wenn du auf diese Weise spielst und immer noch verlierst, nur dann kannst du sagen, dass ich falsch liege!“

„Oh? Ich? Eine Beschützerin? Tch, ich bin selbst schon stark genug! Ich kann alle carrien solange es nur einen Hauch einer Chance gibt! Wieso soll ich die beschützen?! Und vielmehr würde ich dann-…“

„Betrachte den Sniper doch einfach als deinen Sohn und hör auf mich, wenn du nicht verlieren möchtest!“, unterbrach Ji Bai sie.

„…Ähm, kann ich ihn auch als meine Tochter ansehen?“, fragte Anna vorsichtig.

‚Warum hältst du dich an so einer Frage auf?‘

„Natürlich, das ist auch in Ordnung! Solange es jemand verwandtes ist, den du beschützen möchtest; Du kannst ihn selbst als deine Enkeltochter sehen!“

„Stell es dir doch einen Augenblick lang vor!“, fuhr Ji Bai weiter fort. „Jemand möchte deiner neugeborenen Tochter, welche immer noch Windeln trägt, etwas Schlimmes antun! Was solltest du nun machen?“

„…Ich sollte ihnen ihre Köpfe abreißen und sie auf meinen Speer aufspießen!“ Annas Aussage war bar jeglicher Wärme und triefte nur vor Mordabsicht.

„Okay…“ Ji Bai zitterte leicht „Dein Elan ist lobenswert, aber du kannst das doch offensichtlich nicht schaffen, nicht wahr? Du musst verstehen, dass deine Tochter noch schlecht entwickelt ist und somit die Gegner nicht selbst besiegen kann… Deine Gegner sind einige Meta-ausnutzende Assassinen. Entweder sie oder du… Nur einer kann überleben. Verstehst du, was ich meine?“

„Ja… Ich verstehe.“ In diesem Augenblick verströmte Anna nichts als eine extrem schreckliche Ruhe.

Sie kehrte zur Basis ihres Teams zurück, verkaufte ihre gesamte Ausrüstung und wechselte zu einem Build für Supporter und Tanks.

„Gut.“, meinte Ji Bai, der den Gesichtsausdruck eines Lehrers trug, welcher das Potential seiner Schülerin erkannte.

„Ruhig, ruhig. Der Sniper-… Äh, deine Tochter hat dich noch nicht eingeholt!“

„Verfolge sie nicht! Du kannst ihnen nicht schaden, also warte einfach, bis deine Tochter da ist.“

„Los, Beeilung und tanke die Angriffe! Deine Tochter stirbt sonst!“

„Gut, sehr gut! …Genau so!“

„Juhuu!!“

Als die Siegesmusik ertönte, gaben sich Ji Bai und Anna ein freudiges High-Five.

Doch genau in diesem Augenblick fiel die Decke, welche Annas Körper bedeckte hatte, herunter.

„…!“ Ji Bais Gesichtsausdruck erstarrte.

„Ma-… Li- Lili- Lilias!? Scheiße!“ Von Todesangst ergriffen, fiel Ji Bai zu Boden und kroch panisch rückwärts, um möglichst viel Entfernung zwischen sich und der Vampirin zu bringen. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Weiß zu Blau und dann zu Lila als er zu hyperventilieren begann. Seine zitternden Hände öffneten und schlossen sich unaufhörlich – als ob er versuchen würde, sich an etwas festzuhalten.

„D-D-Du… Warum bist du hier!“ Wie Espenlaub zitternd griff Ji Bai ein Sparschwein, das in der Nähe lag, und starrte die ahnungslose Anna mit vor Schrecken aufgerissenen Augen an.

„Was meinst du mit ‚Warum bist du hier‘? Wieso diese Frage? …Und Lilias?“ Annas blutroten Augen verengten sich, als ihr dieses Detail von Ji Bais Ausruf auffiel.

„Du kennst Lilias??“


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  1. Normalerweise übersetzte ich Ji Bais Worte stets als „tendenziell unhöflich“. Jedoch habe ich mich hier für eine höflichere Variante entschieden, da Ji Bai schließlich das Oberhaupt eines Ritterordens zu treffen erwartete. Selbst er würde aus meiner Sicht in so einer Situation versuchen, sich zusammenzureißen.
  2. Anscheinend beziehen sich die originalen Bezeichnungen auf ein MOBA namens „King of Glory“ und sind Items, welche eigentlich ein Damage-Dealer tragen sollte.

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