Kapitel 35 – Wollt ihr hier etwa alles kaputt machen?
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Kapitel 35 – Wollt ihr hier etwa alles kaputt machen?
„Ji Bai~“, ertönte eine kindliche Stimme. Ke’ers ängstlicher Blick schnellte zwischen den beiden Gegnern hin und her. Furcht hatte ihr Herz ergriffen, als sie den wilden und übernatürlichen Kampf der beiden Mächtigen vor ihr zugesehen hatte.
„Hmm? Alles in Ordnung? Hat dir der Parasit auch wirklich nichts angetan?“ Als Ji Bai seine Hand ausstreckte, um Ke’ers kleinen Kopf zu streicheln, fühlte er einen feindseligen Blick auf sich. Es fühlte sich an wie eine Natter, die gerade Kraft sammelte, um zum richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen.
„Es ist nicht sehr mutig, die Hände an ein Kind zu legen.“ Auch wenn sie ihr Bestes gab, ihren Zorn zu unterdrücken, war der teilnahmslose Tonfall der Silberhaarigen reiner Mordabsicht gewichen.
„Hä? Ich soll meine Hände an sie gelegt haben? Haha!“ Scherzend zeigte Ji Bai auf sich selbst: „Ein Räuber beschimpft mich als Einbrecher!“ Die immer noch kauernde Ke’er verstand offensichtlich nicht, was die Silberhaarige gesagt hatte.
„Wenn ich wirklich ihr etwas antun wollte, würdest du wohl… Haha!“ Ji Bai wechselte plötzlich das Thema und sprach in einem nachdenklichen Ton: „Du hast Recht, ich möchte ihr etwas antun! Was nun? Was hast du vor, kleine Parasitin?“ Amüsiert blickte er seiner Gegnerin in die Augen. Ihr Blick war eiskalt.
„Nyaa? Ji Bai, was sagst du…Uhh?“ Emotionslos warf Ji Bai dem Katzenmädchen ein Wollknäul zu. „Nyaa~“ Ke’ers Ohren stellten sich auf und die Pupillen ihrer bernsteinfarbenen Augen verengten sich zu Schlitzen – Sie sah nun wie eine Katze aus, die einen kleinen Fisch erblickt hatte.
Ji Bais Beleidigungen hatten noch mehr Kälte in den Blick der Silberhaarigen gebracht. Die wie frisches Blut erscheinende Peitsche erschien wieder in ihrer Hand.
Doch seine Worte hatten nicht nur die Wut der Vampirin auf sich gezogen:
„Aha?! Er möchte der Kleinen also wirklich was antun?! Das kann ich nicht ignorieren!“
„Er wagt es, seine Hände an ein so niedliches Kind zu legen? Ich werde ihm meine eiserne Faust zeigen!“
„Spinnst du? Das Kätzchen ist immer noch neben ihm! Nicht auszudenken, was er ihr antun könnte, wenn er in die Ecke gedrängt wird!“
Die Umstehenden, Schüler, Ausbilder und Lehrer richteten ihre Waffen auf Ji Bai. Mit nur wenigen Worten hatte er sich zum Feind aller Anwesenden erklärt.
Zuvor hatten die Zuschauer geglaubt, dass der Kampf ein offizielles, normales Duell wäre, doch nun waren sie überzeugt, dass der törichte junge Mann Schaden anrichten wollte. Somit fühlte Ji Bai anstatt einer Verwunderung, wie geeint alle auftraten, nur ein grabeskaltes Schaudern seinen Rücken herablaufen.
Also… Was genau war los? War er wirklich so weit zurückgefallen, dass er neue Entwicklungen verpasst hatte? War im letzten Jahr die erste Reaktion von Menschen, wenn sie einen Dämonen unter sich bemerkten, geworden, eine Waffe in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit jenem zu kämpfen? Hatten sie wirklich vor, ihren Verbündeten anzugreifen, um ihren Gegner zu beschützen?
‚Sind vielleicht alle hier von Vampiren einer Gehirnwäsche unterzogen worden? …Es gibt also tatsächlich einige Probleme mit dem Ritterordens des Mondes. Wenn nötig, werde ich diesen Ort dem Erdboden gleichmachen.‘
„Du bleibst hier!“ Noch immer ihre blutrote Waffe in der Hand, starrte die Silberhaarige Ji Bai an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Ji Bai schon längst zu einem Haufen Asche geworden.
Ji Bai warf ihr ein provozierendes Lächeln zu. „Oh? Das kommt ganz darauf an, ob du mich aufhalten kannst…“
Als er sah, dass die Vampirin zögerte, anstatt ihn anzugreifen, verspürte er unermessliche Freude. Es kam ihm gar vor, als wäre der Stress der Qualen, die ihm über das vergangene Jahr zugefügt worden waren, für einen Augenblick zum großen Teil verflogen wäre.
„Entspann dich, ich bin nicht so schamlos wie ihr Herrscher der Parasiten. Wenn ich eins gegen eins sage, meine ich es auch. Ich werde ihr definitiv nicht schaden.“ Ji Bai, der schon zum Feind aller umstehenden geworden war, nahm diese Rolle nun vollständig an.
„Bevor wir kämpfen, möchte ich darum bitten, deinen Namen zu erfahren. Meine Klinge möchte doch nicht das Blut einer Namenslosen trinken.“ Sein böses Grinsen enthüllte den Schein einer Absicht, zu töten.
Auch wenn sich seine Angewohnheiten und gar seine Persönlichkeit über das letzte Jahr stark gewandelt hatten, waren ihm doch sein ritterliches Herz und sein Hass auf Vampire geblieben.
Die Silberhaarige entspannte sich leicht. „Lasombra Lin“, verkündete sie mit eiskalter Stimme ihren Namen.
‚Ein äußerst unangenehmer Nachname…‘, dachte Ji Bai, bevor er den Rücken des Schwerts in seiner Hand gegen seine Schulter hielt und seiner Gegnerin einen lässigen Rittergruß zeigte.
„Ji Bai, ein ehemaliger Ritter.“
„…Ein Ritter…“, murmelte die Vampirin, als etwas Motivation in ihren Augen aufblitzte.
Eine Spannung lag in der Luft, ohne Zweifel würde sie sich beim geringsten Anlass entladen. Doch gerade als die beiden Kombattanten ihre Kraft für einen Angriff sammelten, erklang ein wütender Schrei, der jeden Anwesenden zusammenschrecken ließ.
„Wollt ihr hier etwa alles kaputt machen? Ihr kämpft aus persönlichem Groll und nutzt auch noch eure Kräfte! Was denkt ihr denn, wo ihr seid?!“
Der markerschütternde Schrei weckte bei allen, die ihn hörten, Assoziationen mit einer aus dem Winterschaf erwachenden Bestie. Sie mussten unwillkürlich an die verschollene ‚Löwengebrülltechnik‘ denken1. ‚Ah! Mein Kopf tut weh!‘
Auch mit seiner ausgeprägten mentalen Stärke konnte Ji Bai dieser plötzlichen verbalen Attacke nichts entgegensetzen und musste hastig seine Ohren bedecken.
„Ji Bai, du Bengel! Schon am Tag, an dem du beigetreten bist, bringst du mir nur Ärger?“ Eine schlanke, große Frau stieg eine nahe Treppe herab und ergriff ohne weitere Wort Ji Bais Kragen.
„Lan- Lan Yi?“ Ihr unerwartetes Erscheinen erschrak Ji Bai sehr. Doch nicht nur er war überrascht; Die umherstehenden Zuschauer und Lin, die immer noch bereit war, zuzuschlagen, trugen alle ihre Verwirrung offen im Gesicht.
„Nyaa~“ Auch Ke’er wusste nicht mehr, was los war.