ATAPOW Chapter 96(German)

Kapitel 96 – Private Angelegenheiten


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Kapitel 96 – Private Angelegenheiten

Ji Bai folgte Anna die Treppe ins obere Geschoss des Gebäudes herauf und beide betraten den ersten Raum auf der linken Seite.

Er war weder besonders groß noch besonders möbliert oder dekoriert. Stattdessen war er in ziemlich ordentlich eingerichtet. Die Bücher auf den Regalen waren geordnet aufgestellt und der Holzboden glänzend sauber. Dies alles stand im starken Unterschied zur extrem unordentlichen Halle im Erdgeschoss.

„Das erinnert mich daran… Bist du überhaupt darauf vorbereitet, was jetzt geschehen wird, Ji Bai?“ Hinter dem Tisch sitzend und ihre kleinen Beine auf jenen gelegt, ließ Anna ein verspieltes Lächeln aufblitzen.

„Ein Skandal derartiger Größe weniger als ein Monat, nachdem du dem Orden beigetreten bist… Es wäre doch nicht übertrieben, dich deshalb einen Raufbold zu nennen, nicht wahr?“

„…“ Ji Bai schwieg nur.

Obwohl er es überhaupt nicht mochte, von einem Vampir gemaßregelt zu werden, war er überraschenderweise nicht in der Lage, ihren Worten etwas entgegenzusetzen.

„Sag doch was. Das ist nichts, was du schweigend aussitzen kannst.“ Die Verspieltheit auf Annas Lippen erlosch vollständig und ließ nur noch einen eisigen Tonfall zurück.

„Es hat noch niemand eine Regel festgelegt, die vollständige Tugendhaftigkeit von Männern verlangt, also ist es verständlich, wenn du als Perverser an weiblichen Reizen interessiert bist… Aber es gibt eine Linie in allen Herzen, die nicht überschritten werden darf. Und das nennt man eine Regel. Ji Bai, ich glaube, mich daran zu erinnern, dass du früher ein Ritter warst…“

Erst zu diesem Zeitpunkt erinnerte sich Ji Bai an das, was Lan Yi ihm kurz zuvor gesagt hatte; Diese Vampirin – die Hochmeisterin der Mond-Ritter – war die Mutter einer Schülerin, mit der er nicht zurechtkam.

Haarfarbe und Spezies passten perfekt zueinander, somit wäre Ji Bai ein wahrhaftiger Idiot, wenn er nicht erraten könnte, welche Schülerin dies war.

‚Ich hätte nicht erwartet, dass sie wirklich die Mutter dieser einen ist…‘

„Ist dir der Gestank im Ritterorden der Menschen zu viel geworden?“, fragte Anna, während sie sich gegen ihre Stuhllehne lehnte und den Eindruck erweckte, auf Ji Bai herabzusehen. Der eiskalte Tonfall ihrer Stimme war von all der Würde erfüllt, die ihrem vorherigen, dekadenten Auftreten gefehlt hatte.

„…Der Ritterorden hat tatsächlich einige Probleme. Aber, egal wie groß die sind, dürfte nicht einmal eine Made ihn kritisieren. Besonders nicht die Königin aller Maden…“, entgegnete Ji Bai ohne jegliches Zeichen der Schwäche, seinen Blick direkt auf Annas Augen gerichtet. Diesen fehlte gleichfalls jegliche Emotion.

„Pfft… Made? Meinst du damit etwa mich?“ Anna beschlich angesichts dieses Begriffes ein sehr spezielles Gefühl. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie lachte, doch fehlte ihrem Ausdruck jegliche Wärme.

„Was für ein interessantes Wort~ Ji Bai, du scheinst Vampire also sehr zu hassen.“, meinte Anna, sobald sie ihren Mund wieder öffnete.

„Aber ich möchte dir raten, ein wenig vorsichtiger mit deinen Worten umzugehen, Junge. Wenn du mir vor zwanzig Jahren derartiges gesagt hättest, wäre dein Leben verwirkt gewesen.“

In einem Sekundenbruchteil überkam Ji Bai ein eisiges Gefühl der Kälte, welches sich von seinem Kopf bis zu seinen Füßen ausbreitete. Das silberhaarige Mädchen hatte ihre Augen zusammengekniffen – Wie ein Jäger, der seine Beute beäugte.

Erst langsam konnte sich Ji Bai aus seiner Benommenheit befreien.

Der Eindruck, den Anna ihm zuvor gegeben hatte – der wie von einem Internetsüchtigem Nerd – hatte ihm ein falsches Bild von ihr gegeben; Fälschlicherweise hatte er sie in derselben Kategorie wie Ke’er eingeteilt.

Doch ein Wolf würde immer ein Wolf bleiben. Egal, ob er sein Rudel schon vor vielen Jahren verlassen hatte, könnte er niemals seinen Charakter, den er sich zuvor angeeignet hatte und, der tief in ihm verborgen lag, ablegen können.

Ji Bai trat vorsichtig einen Schritt zurück.

„Oh, ich scherze doch nur~ Hehehe~ Habe ich dich erschreckt~?“ Als ob die Nacht dem Tage wicht, hellte sich ihr düsterer und finsterer Gesichtsausdruck auf – Dies hatte weniger als eine Sekunde gedauert. Ohne jegliche Spur zu hinterlassen, wich ihr tiefgründiges und bedeutungstragendes Lächeln einem jugendlichen, gar kindlich strahlenden Gesichtsausdruck. Da ihr Erscheinungsbild nun wieder an ein unschuldiges, nichts wissendes Kind erinnerte, konnten einem die letzten Paar Momente wie eine Illusion vorkommen.

„…“ Ji Bai bedachte Anna nur mit einem ausdruckslosen Blick und antwortete ihr nicht.

„Also schön~ Ich werde dich nicht weiter ärgern. Du weißt doch, dass dieses Kind, Xiaosha, eine sehr exzentrische Persönlichkeit hat. Daran kann auch ich nichts ändern. Jedoch ist niemand freiwillig so… Die Realität ist wie Sandpapier, dass dir so lange zusetzt, bis du zu etwas geworden bist, was du nie sein wolltest.“ Grinsend sprang Anna von ihrem Stuhl und hüpfte direkt vor Ji Bai.

„…Was soll das?“ Dieser trat mit Unbehagen einen Schritt zurück.

Das Alter des ‚kleinen Mädchens‘ vor ihm, ebenso ihren wahren Charakter, konnte er nicht durchblicken. Zwar mochten einige dies bezaubernd finden, doch war derartiges in der Tat Ji Bais Achillesferse; Es vermochte, ihn, der ursprünglich keine Angst kannte, so fühlen zu lassen, als ob er der Quelle allen Furchtbarem gegenüberstand.

„Ich muss mir allerdings noch ein klares Bild davon schaffen, was genau geschehen ist. An Ende des Tages kann ich es schließlich auch nicht zulassen, jemanden, der sich nicht ausweisen kann, hier bleiben zu lassen. Auch wenn deine Leistung in deiner letzten Mission erstaunlich gewesen ist…“

Ji Bai verstand die verborgene Bedeutung in Annas Worten.

Nicht nur hatte ein neues Mitglied keinerlei Furcht gezeigt noch die geringste Spur von Angst angesichts seines ersten Kampfes gegen die Dämonen an der Stadtmauer. Seine Leistung war zudem auch noch die eines Veteranen gewesen, der schon lange auf dem Schlachtfeld gestanden hatte. Somit war es unvermeidbar, dass die Leitung des Ordens ihren Blick auf ihn werfen würde.

Es wäre alles in Ordnung gewesen, wenn die Ursprünge seiner Identität ausreichend transparent wären, doch war es äußerst verdächtig, dass es nicht einmal eine Spur seiner Identität gab – Sie, ebenso seine Vergangenheit waren ein großes Mysterium.

Es war unvermeidbar, dass er verdächtigt werden würde, ein Doppelagent zu sein.

„Lan Yi hat tatsächlich ihr Bestes gegeben, alle Zweifler zu überzeugen, dich bei uns zu behalten. Ich hoffe, dass ihre Anstrengungen es wert waren.“ Eine Spur von Ernsthaftigkeit schlich sich in Annas Stimme.

Nachdem Ji Bai einige Sekunden mit Nachdenken verbracht hatte, nickte er: „Ich verstehe.“

„Sehr gut, das ist wunderbar~ Nun sind wir also mit diesem nervigen Zeug durch, Juhuu! Haah~“ Anna streckte ihren Körper voller Energie – Was den Saum ihres T-Shirts anhob und ihren Bauch entblößte.

Ji Bai drehte seinen Kopf zur Seite.

„Oh? Du verstehst auch garkeinen Spaß. Wieso lehnst du so eine Möglichkeit ab?“, schmollte Anna leicht unglücklich, als sie seine Reaktion erblickte.

„Ich habe kein Interesse am Körper einer Grundschülerin.“

„Was für bösartige Worte… So wirst du niemals eine Freundin finden können! Bäähhh~“

Doch Ji Bai ignorierte sie nur. „…Also, kann ich nun gehen?“

„Hä? Hab‘ es doch nicht zu eilig, ich habe immer noch Fragen.“

„Meintest du nicht, dass wir durch sind?“

„Das offizielle Zeug ist tatsächlich erledigt~“ Anna lies ein listiges Lächeln aufblitzen. „Aber das heißt nicht, dass das alles wäre. Ich habe immer noch einige persönliche Fragen~“

„Zum Beispiel die Frage, wie es sein kann, dass du Lilias kennst und so~“

„Muss ich antworten?“

„Was denkst du?“

Ein mit Magie erfüllter Windstoß ließ die zuvor noch weit geöffnete Tür des Raumes zuknallen.

‚Hmpf, nichts als Schall und Rauch um einen zu beeindrucken.‘

Mit ausdruckslosem Gesicht trat Ji Bai an die Tür. Doch als er versuchte, ihre Klinke herunterzudrücken, musste er erkennen, dass sie sich nicht bewegen wollte.

‚Egal, diese nutzlose Tür kann mich so oder so nicht festhalten. Ich muss sie wohl ein wenig ‚aggressiver‘ öffnen…‘

Mit einem einzigen Satz, einem einzigen Schlag traf Anna gezielt Ji Bais Achillesferse: „Du musst übrigens für die Schäden bezahlen, wenn du Schuleigentum beschädigst, wusstest du schon~?“ Es wirkte, als ob sie seine Gedanken gelesen hatte.

Ji Bai hob die Brauen. „Habe ich überhaupt gesagt, dass ich sie kennen würde? Es ist nie gut, die Geheimnisse anderer herausfinden zu wollen.“

„Bitte entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich möchte nur wissen, wie es ihr aktuell so geht…“ Der Schatten komplizierterer Gefühle flackerte über Annas Gesicht.


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