ATAPOW Chapter 102(German)

Kapitel 102 – Kompromiss


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Kapitel 102 – Kompromiss

Eine hochwertige Klinge, welche mit einem detaillierten Muster verziert war; Sie war aus mächtigen Metallen gefertigt worden und dem, was Menschen herstellen konnten, bei weitem überlegen.

Somit also auch deutlich hochwertiger als das minderwertige Molybdän-Schwert, welches Ji Bai zuletzt besessen hatte. Abgesehen von seinem offensichtlichen Vampir-Design gab es an ihm nichts, was er kritisieren könnte.

„…Du hast mein größtes Problem gelöst. Da-Danke.“ Obwohl es ihm schwer war, dieses letzte Wort auszusprechen, hatte er sich am Schluss dennoch dazu überwinden können.

Doch Lin schien etwas anderes deutlich stärker zu interessieren als ihr Mitschüler, mit dem sie sich zumeist nicht gut verstand. „Ah, wie hast du mich vorhin eigentlich so schnell gefunden?“

„Meine Intuition, was Vampire angeht? Reicht dir das?“, meinte Ji Bai nur, wandte sich wieder von ihr ab und begann, loszulaufen.

Nachdem sie noch seine sich immer weiter entfernende Silhouette für einige Sekunden betrachtet hatte, überraschte sie der Anblick, der sie erwartete, als sie sich wieder zu den Überresten des Spinnen-Monsters umdrehte.

Der Ort, an dem dessen Leiche eigentlich liegen sollte, war nun vollständig leer.

…………….

„Mhm~ Diese Bitterkeit, welche von wunderbarer Süßheit erfüllt ist. Das ist wirklich ein Tee, wie ihn nur Lan Yi brauen kann.“, lächelte ein junger Mann, der hochwertige Kleidung trug, als er eine Teetasse hin- und herschwenkte.

„Du hast die Teeblätter doch selbst hergebracht.“, entgegnete ihm Lan Yi mit gehobenen Brauen. „Sag mir bloß nicht, dass du wirklich denkst, dass sich der Geschmack ändert, wenn jemand anderes sie zubereitet?“

„Hah… Meine Liebe, du bist wirklich so unromantisch wie immer. Aber mit dem hier, kann ich beruhigt sein.“, scherzte der junge Mann.

„Wenn du etwas Wichtiges zu sagen hast, dann beeil dich und spuck es aus. Ich habe gerade nicht besonders viel freie Zeit…“ Lan Yi warf dem Berg an Papierzeug, welcher sich vom Boden bis zu ihrer Brust stapelte, einen vielbedeutenden Blick zu.

„Wenn ich mich richtig erinnere, bist du doch nur Sekretärin der Ordensleitung, oder? Warum sieht es dann so aus, als ob jedes einzelne Dokument bei dir endet?“, fragte der junge Mann mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

„Da kann ich nichts machen… Die Hochmeisterin macht nicht, was sie sollte…“ Lan Yi seufzte tief. „Egal, worum es geht, sie lässt mich es einfach erledigen.“ Ob ihre Stimme von Klage oder Ratlosigkeit erfüllt war, war unklar.

„Oh, diese bezaubernde, hochgeborene Vampirin? …Sie scheint mir sehr an menschlicher Technologie interessiert zu sein.“

„…Spioniert ihr ihr etwa nach?“ Lan Yis Tonfall erkaltete merklich.

„Haha, das war doch nur eine Frage, mehr nicht. Wobei, du solltest nicht zu empfindlich sein, meine liebe. Eine empfindliche Frau wird nie einen Partner finden, nicht wahr~?“, lächelte der junge Mann sie ruhig an und trank die letzten Reste seines Tees.

Kurze Zeit später ertönte das Geräusch eines sich drehenden Türknaufs und die Tür zum Büro öffnete sich.

Lan Yi hob ihre Brauen, als sie den Neuankömmling erkannte. „Ji Bai? Wie hast du denn herausgefunden, wo der Anmelderaum ist?“

„Ich habe einfach die am Tresen gefragt. Das ist nichts schwieriges.“, brachte Ji Bai hervor, bevor er seine Augen verengte. Er betrachtete den sorgenlosen jungen Mann, der entspannt auf einer nahen Bank saß – Oder, um genauer zu sein, das ‚Objekt‘ hinter jenem.

„Oh, bist du nicht der Champion des ersten Jahres?“, rief der junge Mann lächelnd aus, während er seine Teetasse absetzte. „Wir haben uns schon länger nicht gesehen. Ich frage mich, ob du dich noch an mich erinnerst?“

„Ich erinnere mich.“

„Was für eine Ehre; Schließlich ist es ja schon etwas länger her, als wir uns das Letzte Mal trafen.“

Ji Bai schüttelte seinen Kopf. „Falsch. Ich habe erst gestern gesehen, wie du auf dem Balkon des dritten Stockwerks des Gebäudes des Disziplinar-Komitees standest.“

„Oh, wirklich?“

„…Wenn es dir recht ist, kannst du dich eventuell offen zeigen?“, fragte Ji Bai den jungen Mann – Nein, den Schatten hinter diesem.

„…“

„Kein Problem.“, lächelte der junge Mann und klatschte mit seinen Händen. „Es ist doch kein Außenseiter hier, also kannst du gerne rauskommen, Phantom.“

„…“ Während des darauffolgenden Schweigens ertönten Fußschritte aus Richtung des Schattens. Schon bald trat ein Mann, der eine schwarze Kapuze trug und, dessen Körper von Kopf bis Fuß mit dunkler Lederpanzerung bedeckt war, mit gekreuzten Armen hervor.

„Warum bringst du immer noch deinen Leibwächter mit dir, wenn keine Außenseiter anwesend sind?“, fragte Lan Yi mit ausdruckslosem Gesicht.

„Du weißt doch, dass mein Freund hier, Phantom, ein richtiger Nerd ist. Immer, wenn möglich, bringe ich ihn mit mir. Sonst würde er doch noch zu Hause verrotten.“, antwortete ihr der junge Man mit einem spitzbübischen Lächeln.

„…“ Phantom blieb nur schweigend und mit verschränkten Armen in der Ecke stehen.

Sein Schutzbefohlener hingegen erhob sich und ließ ein offenes Lächeln aufblitzen. „Da jemand deine Hilfe braucht, sollten wir dich nicht weiter stören. Tschüss.“ Als er den Raum verließ, warf er Ji Bai einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu. Phantom folgte ihm– immer noch schweigend.

Bald schloss sich hinter ihnen die Tür des Raumes.

„Du bist ja wirklich hergeeilt… Ich denke, dass du wohl etwas Wichtiges hast, bei dem du meine Hilfe brauchst?“, fragte Lan Yi, während sie begann, das Tee-Set einzupacken.

„Es gibt Probleme in Grenzstadt.“

„Hmm? Welche Art von Problemen?“

„Parasitin.“

„Oh, Lin hat dir also davon erzählt?“ Lan Yi stoppte, was sie tat und wandte sich Ji Bai zu. „Ich glaube, dass ich dann wohl keine Wahl habe.“

„Monster sind in der Stadt aufgetaucht.“

„Wenn du damit Goblins meinst, dann dürftest du wohl Recht haben.“

Ji Bai schüttelte seinen Kopf. „Nicht nur Goblins.“, meinte er und berichtete anschließend von allem, was ihm an dem Tag geschehen war.

„Also eine große Spinne mit einem menschlichen Oberkörper?“ Lan Yi verzog leicht ihren Mund. „Was ist das überhaupt für eine Dämonenspezies?“

„Ich kann garantieren, dass es kein Dämon war.“

„Also, wo ist es?“

„Die Parasitin und ein seltsamer Magier haben es getötet.“, verriet Ji Bai mit wenig Begeisterung.

„Ein Magier?“ Lan Yi hielt sich ihre Stirn, als ob sie Kopfschmerzen kriegen würde.

„Wie kann hier überhaupt ein Schamane auftauchen…?“

„Das können wir uns später noch fragen. Es sollen doch einige Leute zum Erkunden in die Kanalisation geschickt werden, habe ich recht?“

„Ja, aber nur wenige möchten überhaupt eine derartige widerliche und ekelhafte Umgebung erkunden… Auch gibt es nur wenige Punkte.“

„Punkte?“

„Ah. Ich habe noch nicht die Chance gehabt, es dir zu erklären. Die meistgenutzte Währung im Ritterorden der Mond-Ritter sind Punkte. Nur, indem du Missionen erfüllst und deine Schularbeit erledigst, kannst du sie verdienen. Sie können dann für Gegenstände wie Waffen oder andere Ausrüstung, oder auch Währung der Außenwelt eingetauscht werden.“, erklärte Lan Yi.

„Das ist nicht wichtig. Ihr könnt einfach das geben, was ihr wollt. Gib mir einfach einen Platz für diese Mission.“

„Das geht nicht. Ein neues Mitglied darf auf keine schwierige Mission gehen. Schließlich gibt es immer die Möglichkeit, dort einem echten Dämon gegenüberzutreten.“, brachte Lan Yi mit kalter Stimme vor.

„Glaubst du, dass ich Angst vor Dämonen habe?“ Ji Bai beugte sich nach vorne.

„Ich kenne deine Fähigkeiten, aber das sind die Regeln.“

„Also, möchtet ihr das Ganze einfach aussitzen? Hat zumindest der offizielle Ritterorden bereits etwas unternommen?“

„Sie haben einige Ritter entsendet, aber das war auch nichts mehr als eine symbolische Geste. Nichts mehr als einige wenige silberne Ritter. Mir kommt es eher vor, als ob das einfach nur die Einwohner beruhigen sollte. Offensichtlich weisen die dem Ganzen nicht viel Bedeutung zu.“

„…“ Ji Bai schwieg einige Zeit lang, bevor er sich umdrehte und anschickte, den Raum zu verlassen.

„Suchst du den Tod?“

„Was?“ Ji Bai blieb stehen.

„Ich weiß genau, was du möchtest… Aber selbst ein kampferfahrener Ritter muss sich erstmal genauer Gedanken machen, bevor er sich in ein dunkles, unbekanntes Gebiet wagt. Was sollte denn überhaupt mit Ke’er geschehen, wenn du sie einfach so zurücklässt und nicht mehr zurückkommst??“

„Ich kann aber nicht schlafen, wenn sich unter meinem Bett Dämonen mit unbekannter Absicht umtreiben und ich denke, dass es allen Zivilisten der Stadt genau so geht.“

„…Was Paranoia angeht, kann dir wohl niemand das Wasser reichen.“, seufzte Lan Yi.

„Also, habe ich deine Erlaubnis?“

„Es gibt eine Bedingung: Zumindest zwei deiner Klassenkameraden musst du in deiner Gruppe mitnehmen. Sonst werde ich nicht zustimmen.“

„Ich kann mich auch alleine darum kümmern.“

„Nein. Wenn du weiter eigenständig handelst, werde ich das Ke’er erzählen.“ Lan Yis ausdrucksloses Gesicht und ihr starrer Tonfall ließen keinen Widerspruch zu.


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