Kapitel 115 – Kümmere dich um ihn
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Kapitel 115 – Kümmere dich um ihn
„Schwächling!? Was machst du? Lass mich los!“, schrie der dritte Troll-Bruder zornig auf und hieb mit seinem dornenversehenen Knüppel gegen Huo Leis Rücken.
Blut strömte aus dessen Mund und doch blieb sein Blick so entschlossen wie immer.
„Xiaosha, bitte kümmere dich gut um ihn!“, rief er noch der kleinen Neko zu, bevor er seinen Griff um das Bein des dritten Troll-Bruder s verstärkte. Seine gesamte Kraft nutzend, begann er, seinen Gegner zum Rand der Steinbrücke zu zerren.
„Stirb!“ Ohne jegliches Zögern sprang er vom Rand der Brücke und zog den dritten Troll-Bruder mit sich in den Abgrund.
„Huo Lei!“
„Ahhhh! Widerlicher Verräter, zieh mich nicht auch in den Tod!…“ Voller Angst um sein Überleben klammerte sich der dritte Troll-Bruder am Rande der Brücke fest.
Mehrmaliges Knacken zeugte davon, dass Risse auf der Oberfläche der Steinplatten erschienen.
„B-Bruder! Bitte rette mich!“
„Beweg dich nicht!“ Der bärtige Troll kniff seine Augen zusammen und warf seine Axt gegen Huo Leis Arm, der immer noch das Bein des dritten Troll-Bruder s umklammert hielt.
Auch wenn Huo Lei den schmerzhaften Schock des Aufpralles über sich ergehen lassen konnte, lockerte sich sein Griff dennoch. Der dritte Troll-Bruder nutzte diese Schwäche umgehend aus und trat ihm rücksichtslos mit aller Kraft gegen das Gesicht.
„Lass los! Fall doch einfach!“
Unter dem Ansturm der Tritte, der Huo Leis Augen zum Bluten brachte, verschwamm diesem das Bewusstsein und seine Kontrolle über den Griff seiner Finger schwächelte…
Schon bald fiel er in einem großen Aufspritzen von Wasser in den Kanal und wurde sofort von dessen reißenden Strömungen davongezerrt.
„Gib mir deine Hand!“, rief der älteste Troll-Bruder – der bärtige Troll – dem dritten Bruder zu, griff seine Hand und zog ihn zurück in Sicherheit.
„Hah, hah, hah…“ Jener atmete – nur knapp vor dem sicheren Tod gerettet – tief durch und blickte seinen Kameraden voller Dankbarkeit an. „Danke, Bruder.“
„Du musst mir dafür nicht danken – Warum behandelst du mich eigentlich noch wie einen Fremden, wenn wir eingeschworene Brüder sind?“, fragte der bärtige Troll überrascht und tätschelte seinem Gegenüber die Schulter.
Der dritte Troll-Bruder ergriff die Hand seines Kameraden und verzog seine Lippen zu einem Lächeln. „Hehe, richtig. Wir sind Brüder…“ Doch auf seinen Lippen nahmen langsam Spuren von emotionaler Kälte Form an.
„In dem Fall, Buder, solltest du deinen kleinen Bruder noch ein letztes Mal für seine Zukunft helfen!“ Noch bevor seinen Satz beendete worden war, hatte er bereits einen aufleuchtenden Dolch in das Herz seines ‚Bruders‘ gestoßen. Dieser schnappte schmerzerfüllt und ungläubig nach Luft.
„Dritter Bruder, was!?“ Vollständiger Unglaube war auf das Gesicht des bärtigen Trolles gemeißelt. Gerade, als er dazu ansetzte, etwas Weiteres zu sagen, zerrte ein beißender Schmerz durch seine Brust und ließ Dunkelheit in seinen Blick sickern.
Der Dolch, welcher aus mächtigen Metallen geschmiedet worden war, war zusätzlich noch mit einem hinterlistigen Gift benetzt worden.
„Hahahaha!! …So wird aller Lob dafür, die Neko-Prinzessin gefangen zu haben, mein sein, hahaha!“, lachte der dritte Troll-Bruder manisch auf. Anschließend trat er gegen den nun bewegungslosen Körper des bärtigen Trolles, dessen Bewusstsein am Erlöschen war, und ließ ihn so von der Steinbrücke stürzen.
Dass der Plan, über den er schon so lange nachgedacht hatte, so früh Früchte tragen würde, war etwas, was er nie erwartet hätte.
Nun, da jeder einzelne seiner eingeschworenen Brüder gestorben war, konnte er jegliche Verantwortung für Fehler auf sie abladen, ohne, dass jemand ihm widersprechen konnte. Zudem lag das Schicksal der Neko-Prinzessin, welche schon lange vom Clanhäuptling gesucht worden war, nun in seinen Händen…
Ohne sich die Mühe zu machen, die Gier in seinen Augen zu verbergen, richtete er seinen bösartigen Blick auf Xiaosha.
„Du-… Du hast deinen eigenen Kameraden getötet?“, brachte diese mit ungläubigem Blick vor.
„Richtig? Ja und? Ist mir doch egal, solange nicht ich derjenige bin, der stirbt.“ Der dritte Troll-Bruder zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
„Aber war er nicht dein geschworener Bruder und hat dich doch gerade erst noch gerettet?! Du-…“
„Hah… Nach so vielen Jahren der Flucht, hat die naive kleine Prinzessin immer noch kein Stück Lebensweisheit gelernt…“ Der Troll grinste, als er ihr immer näher trat.
„Es gibt ein passendes Sprichwort der Menschen: Gott straft die Untätigen. In dieser Welt dreht sich alles um das Überleben des Stärkeren, das ist einfach so. Wenn ich niemanden für meinen eigenen Vorteil nutzte, wird mich stattdessen sicher jemand anderes ausnutzen!“ Der dritte Troll-Bruder hob Xiaosha an ihrem Kragen in die Höhe und brachte sie vor sein Gesicht.
„Was für ein bösartiger, undankbarer-…“
„Vielen Dank für das Lob… Du solltest dir das selbst zu Herzen nehmen. Wobei… Du wirst es wohl nie mehr in die Tat umsetzen können. Wenn du dich noch um etwas kümmern möchtest, kleine Prinzessin, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Schließlich ist das hier wohl deine letzte Chance, die Außenwelt zu sehen.“
„M-Meine Mutter und Schwester, sind sie…“, fragte Xiaosha unter Aufbringung jeglichen Mutes, der ihr geblieben war in das verrunzelte Gesicht, das vor ihr war. Langsam schluckte sie.
„Wirklich, was für eine gute Frage.“ Der dritte Troll-Bruder lachte lautstark auf.
„Angesichts deiner mitleidserregenden Situation werde ich dir einen Gefallen tun und dir deine Frage beantworten. Aber… möchtest du wirklich die Antwort hören?“
„…“ Xiaosha biss sich auf die Lippen und starrte ihr Gegenüber unbeirrt an.
„Hahaha, dann kann ich das wirklich nur beantworten – besonders, wenn die kleine Prinzessin darauf besteht… Wobei, Prinzesschen, als Mitglied einer königlichen Familie weißt du sicher, wie viel Potential und [Magie] in deinem Blut verborgen liegt?…“ Der Troll verengte seine Augen.
„Denkst du wirklich, dass wir euch angegriffen haben, weil wir einen Blick auf das mickrige Land, das ihr hattet, geworfen haben? Hehe, wie naiv …“
„Lass mich dir die Wahrheit erzählen: Unser Häuptling hat eine uralte Schriftrolle in einem Artefakt gefunden. In ihr stand die Methode, die [göttliche Quelle] eines Mitglieds der königlichen Familie einer anderen Spezies zu extrahieren. Und, wie man damit die eigene stärken kann…“
Xiaoshas Pupillen weiteten sich je länger er sprach.
„Das Ganze hat aber Grenzen. Der Ausführende muss ein Mann sein, während diejenige, der ihre [göttliche Quelle] entzogen wird, eine Frau sein muss… Ich kenne die Details selbst nicht, aber wenn es um die Hauptprozedur geht, hehe…. Ich denke du hast schon verstanden, was ich meine…“ Die Mundwinkel des dritten Troll-Bruder s verzogen sich zu einem grausamen Lächeln.
„Nur wenn das Ziel stirbt, endet der Prozess…“
„Nein! Unmöglich…“
„Ha… Wie schade, dass ich keinen Anteil an so wunderbaren Schönheiten wie deiner Schwester und Mutter kriegen konnte, schließlich bin ich ja nicht der Häuptling…“
Mit aschfahlem Schock starrte Xiaosha ihn an und begann, am gesamten Körper unkontrollierbar zu zittern.
„Aber auch, wenn ich nicht am Hauptgang teilhaben konnte, habe ich immerhin den Nachtisch abgekriegt. Schließlich ist unser Häuptling sehr großzügig; Er weiß, dass Leichen unnütz sind und lieber einem seiner Untergebenen gegeben werden sollten…“
„Du widerlicher Drecksack!! Scheißhaufen! Gewissensloser Bastard!“ Xiaosha hatte jegliche Selbstbeherrschung verloren und schrie ihn mit zitternder Stimme an.
Ein lautes, deutliches Klatschen ertönte.
„Du hörst besser auf mich und erkennst endlich, in was für einer Lage du bist! Denkst du wirklich, dass ich dich wie eine Prinzessin behandeln werde, nur, weil ich dir ein bisschen Freundlichkeit gezeigt habe!? Du bist nichts als eine Gefangene! Meine Gefangene! Wenn der Häuptling dich nicht unversehrt wollen würde, hätte ich dich schon längst umgebracht! Verstanden?“
Der heftige Schlag hatte Xiaosha fast in Ohnmacht fallen lassen. Ein stechender Schmerz stieg in ihrem Hals auf und ließ sie mehrere Blutspritzer husten.
„Also schön. Du siehst den beiden unschuldigen Huren sehr ähnlich… Wenn man dich aufwachsen lassen würde, wäre das Ergebnis sicher interessant… Wie schade, dass ich daran kein Anteil mehr haben werde.“
Der dritte Troll-Bruder griff Xiaoshas fragilen Arm mit seiner Hand.
„Das reicht nun, folge mir!“
Doch eine in einen Lederhandschuh gehüllte Hand umklammerte sein Handgelenk.
„Hust, hust… Hast du mich schon vergessen?“, brachte Ji Bai mit rauer Stimme vor, offene Zeichen der Schwäche in seinem Tonfall.
„Alter Perverser! D-Du bist nicht tot? Wann bist du aufgewacht?“
„Wann?“ Sein metallener Helm legte sich schief.
„Ungefähr als er irgendwas von einer Methode oder so erzählt hat.“
„Du…“
„…Wo ist eigentlich Huo Lei?“ Ji Bais Blick wanderte umher.
„Huo Lei…“ Xiaosha kämpfte damit, ihre Tränen zurückzuhalten und richtete ihren Zeigefinger auf den dritten Troll-Bruder, der neben ihr stand. „E-Er hat ihn in den Kanal geworfen!“