Kapitel 88 – Der Vorhang fällt
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Kapitel 88 – Der Vorhang fällt
Der Gerichtsprozess endete in einer theatralischen Farce; Die Zuschauer, welche nun nichts mehr zu tun hatten, verstreuten sich und kehrten nach Hause zurück.
Einige bekannte Journalisten waren derweilen damit beschäftigt, ihre Notizbücher mit zahlreichen lebhaften und imposanten Worten zu füllen.
„Komtur Lan Yu?“, fragte der Ritter mit Ziegenbart mit einem bedeutungsvollen Blick. „Wenn Ihr mit dem Urteil, zu dem dieses Gericht gekommen ist, unzufrieden seid, könnt Ihr dies gerne dem Präsidium berichten, worauf dieses eine endgültige Entscheidung treffen wird.“
„Ihr beliebt zu scherzen! Das junge Fräulein Ji ist die Erbin des Feuer-Lanzen-Clans. Wie könnte ich nur mit ihrer Entscheidung unzufrieden sein? Ich möchte mich nur dafür bedanken, dass sie den Rittern der Mauerwache zu Gerechtigkeit geholfen hat. Egal, was geschieht, wir dürfen niemals erlauben, dass wir diejenigen, welche sich für uns aufopfern, enttäuschen…“ Lan Yu senkte seinen Kopf, glättete seinen Gesichtsausdruck und ließ Spuren von Dankbarkeit in seiner Stimme erscheinen.
„Das ist nur, wozu wir verpflichtet sind, mehr nicht.“, meinte der Ritter mit Ziegenbart. „Da es aber spät wird, möchte ich Euch nicht länger aufhalten. Niemand weiß, was für eine Welle an Ereignissen diese Reihe an Geschehnissen auslösen wird, also rate ich Euch, heute etwas früher nach Hause zurückzukehren und Euch um Eure Angelegenheiten zu kümmern.“ Er zeigte nicht den geringsten Anschein, seine eigentliche Botschaft verbergen zu wollen.
„Hehe, vielen Dank für Euren Tipp, Sir… Ich muss zugeben, dass Ihr ausgezeichnete Fähigkeiten gezeigt habt. Euer Rang muss doch sicherlich den eines Tempelritters übertreffen. Und obwohl Ihr derartige Talente besitzt, so seid Ihr doch ein Bediensteter einer großen Familie; Ich, Lan Yu, bin tief von Ehrfurcht-…“
„Ich denke, Ihr sollt Euch lieber um Euch selbst sorgen.“, ignorierte der Ritter mit Ziegenbart den Spott in Lan Yus Worten. Anschließend kehrte er an Ji Yues Seite zurück.
Lan Yu hingegen sammelte die Überreste seiner Beamten – welche alle mit gesunkenen Köpfen auf ihren Plätzen kauerten – und verließ gemeinsam mit ihnen das Gelände.
Als er sicher war, dass dies niemand sehen konnte, warf er einen Blick auf Ji Bai, welcher gerade dabei war, sich fröhlich und angeregt mit Landi zu unterhalten. Groll stieg in seinem Herzen auf.
Immer noch wusste er nicht, wie dieser Mann hieß, noch, wie er aussah.
‚Wer ist er und wie konnte er aus dem Nichts auftauchen? Ist er wirklich der Vertreter der Niederlassung der Tempel-Vereinigung? Aber wieso kommt es mir so vor, als ob ich ihn noch nie getroffen habe? Gibt es wirklich so jemanden in der Vereinigung?‘
Er konnte nur den Verdacht in seinem Herzen beiseite wischen, da ihm klar war, dass er ab sofort beschäftigt sein würde. Wenn alles so laufen sollte, wie er es erwartete, würden die nächsten Ausgaben aller Zeitungen voller Schlagzeilen voller Zweifel über und Anschuldigen an ihn sein. Alles im Versuch, die Leser an die Artikel zu fesseln.
Somit war die öffentliche Meinung nicht mehr unter seiner Kontrolle und er selbst würde unter verstärkter Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten stehen.
……………
Als Ji Bai Landis Fesseln löte, bemerkte er, wie sich zwei Leute ihm näherten. Dies ließ ihn etwas zögern.
„Eure Exzellenz, gibt es noch etwas?“, fragte er, ohne seinen Blick auf Ji Yue zu richten.
„Name.“, sagte diese nur leise.
„Hmm?“
„Da Sie ein Zeuge sind, benötigen wir Ihren Namen.“
„Oh! Das, hust, hust…“ Ji Bai räusperte sich, bevor er sich auf die Brust klopfte. „Mein Name ist immer derselbe! Dain, D-A-I-N und Fata, F-A-T-A. Dain Fata ist mein Name!“
Ausdruckslos nickte Ji Yue, ohne auch nur im Geringsten auf die extrem seltsamen Aktionen ihres Gegenübers zu achten.
Da ihre Frage beantwortet wurde, was Teil der offiziellen Prozedur war, kehrte sie Ji Bai dem Rücken und lief los.
„Ihr habt gut gehandelt.“, meinte der Ritter mit Ziegenwart noch, als er sich ein letztes Mal umdrehte, bevor er Ji Yue hinterhereilte.
Die sinkende Sonne zog ihre Schatten in die Länge.
„Herr Dain, Ihr…“ Landi schüttelte seine Handgelenke und blickte Ji Bai, welcher wie in einer Trance dastand, mit einiger Verwirrung an.
„Mindestens ein Ritter-Lord.“, sprach jener leise, während er weiter den beiden, die das Gelände verließen, hinterherblickte.
„Hä?“
„Ich rede über den Herren mit Ziegenbart. Sein Rang ist zumindest der eines Ritter-Lords.“, erklärte Ji Bai mit bedeutungsvoller Stimme.
„Ein Lord…“ Großes Erstaunen legte sich auf Landis Gesicht.
Die Ränge, die ein Ritter erreichen konnte, waren wie folgt, vom niedrigsten zum höchsten: Knappe, Eisen-Ritter, Goldener Ritter, Tempel-Ritter, Kreuz-Ritter, Ritter-Lord, Gesegneter Ritter und schlussendlich Ritter-König.
Ritter, welche zumindest den Rang eines Lords bekleideten, stellten die Hauptschlagkraft der Menschheit dar. Jedoch gab es in der gesamten menschlichen Allianz deutlich weniger als 100 Ritter-Lords.
Ein Ritter-Lord war in der Lage, einen Titel einzufordern und sich so von der Masse an unbekannten Rittern abzuheben. Auch gab es für sie große finanzielle Zuwendungen. Selbst abgesehen von allen anderen Faktoren wurde einem Ritter-Lord der Lebensunterhalt garantiert – egal, ob er dafür arbeitete oder nicht. Selbst eine Villa voller Maids, welche einem alle Wünsche an den Augen ablasen, wurde einem gegeben, wenn man danach fragte.
Es wäre nicht zu viel zu sagen, dass ihr Status und ihre Position ihnen erlaubte, alles zu tun, was sie wollten.
Ein Ritter, der, falls er es nur wollte, so viel Bekanntheit, wie er wollte, ansammeln und ein luxuriöses, verschwenderisches Leben führen konnte, war tatsächlich willig, einfacher Bediensteter der Erbin eines gewissen Haushaltes zu sein. Dies war etwas ziemlich Überraschendes.
„Was? Bist du neidisch?“, fragte Ji Bai Landi, der immer noch neben ihm stand.
„Hmm… schon ein wenig…“, gab Landi verlegen zu.
Ji Bai hob seine Brauen. „Junge, ich wusste nicht, dass du wirklich noch das Potential in dir hast, ein ehrlicher Mann zu sein.“
„Hmm… Also, wieso tragt Ihr eigentlich ständig einen Helm?“
„Das… Meine Überzeugung ist, dass wir stets, jede Sekunde unseres Lebens, nach dem Ritterschwur leben sollten. Und wie sagt man? Aus Leid entspringt das Leben, während der Tod das Resultat von Freude ist. Wir müssen auch im Frieden wachsam sein, mit unseren Körpern als die Schwertscheide und dem Ritterschwur als unsere Klinge…“ Während er diese Lügen brabbelte, rollte Ji Bai mit seinen Augen.
„Vielen Dank für Eure Hilfe! Ich danke Euch für Eure Weisheiten.“, brachte Landi, von Ehrfurcht ergriffen, unterwürfig vor.
„Junge, stell nur sicher, dass du die Sachen durchdenkst, bevor du handelst. Man kann niemals erwarten, dass andere einem helfen.“ Ji Bai wandte sich mit verschränkten Armen vor seiner Brust von seinem Gesprächspartner ab.
„Ich verstehe! Wobei, dürfte ich Euch eventuell fragen, wer Ihr-…“
„Also schön! Ich werde mich nun verabschieden müssen.“
Ein plötzlicher Knall wie der von Feuerwerk ertönte. Dort, wo Ji Bai gestanden hatte, lag nur noch ein Haufen aus leicht angerosteter Molybdän-Rüstung.
……………
„Danke, vielen Dank an die ‚Endlose Kröte1‘ für den Superchat! Ich liebe euch ~muahaha~!
In einem Stream eines kleinen Kanals war eine Person zu sehen, welche ein Haarband mit Katzenohren trug, während ihre goldene Zwillingszöpfe fröhlich auf und ab-hüpften.
Das goldhaarige Mädchen drückte einen Finger leicht gegen ihre kirschroten Lippen und blies einen Kuss in Richtung der Kamera eines aufgestützten Handys. Ihre Beine waren in verführerische, schwarze Strümpfe gehüllt.
Verschiedene Nachrichten und Kommentare leuchteten auf der Unterseite des Bildschirms ihres Handys auf.