Kapitel 32 – Diskussion
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Kapitel 32 – Diskussion
„Ach, wenn es nur das ist. Ich dacht-… Was? Was hast du gesagt?“ Ji Bai war fassungslos. Ke’er, die immer noch ratlos dastand, lief das Gesicht rot an. Es schien schon fast, als ob leichte, weiße Rauchsäulen von ihrem Kopf aufstiegen.
„Ich habe nicht vor, dieses großartige Angebot zu wiederholen… Aber nun im Ernst, du kannst in aller Ruhe ein kleines Kind mit Katzenohren aufziehen, und dir werden sogar die Kosten der Unterkunft erspart. Eine solch freudige Gelegenheit wird dir auf dem goldenen Tablett präsentiert und du tust immer noch so, als ob du nicht weißt, was du tun sollst?? Du könntest eventuell sogar deine eigene Frau aufziehen, wenn es einen Ausrutscher gibt, verstehst du?? Denke bloß nicht, dass es keine große Anzahl an weiteren Junggesellen gäbe, die bereit wären, dich deshalb zu erstechen?“ Lin Tuos Stimme war von Trauer und Klage durchzogen.
„Nyaahu~?“ Ke’er senkte hektisch ihren Kopf, der komplett rot angelaufen war.
Äh? Also so wie er es sagt, klingt es wirklich sehr gut… Aber ich vergesse lieber mal das Gerede darüber, eine Ehefrau aufzuziehen. Wenn überhaupt, möchte ich mir mit eine normalen Menschenmädchen zusammen eine Wohnung kaufen, wenn ich ein stabiles Einkommen habe! Und wenn ich mal im Ruhestand bin, werde ich die großen Flüsse und Berge von Tamriel erkunden und mutwillig Hühner töten1. …Eben so ein Zeug unternehmen bis zu dem Tag, an dem ich nicht mehr in der Lage bin, online zu gehen.
„Bist du beim Haus mit im Paket drinnen?“
„Hör auf, Schwachsinn zu labern und gebe mir eine klare Antwort! Viele zügellose Männer begehren diesen Job! Wenn du es nicht willst, gibt es genug andere, die dich ersetzen können.“, drängte Lin Tuo.
„Was? Wieso sollte ich nicht akzeptieren wollen? Ich muss doch nur eine Katze aufziehen! Ich habe verstanden… Ah! Kümmere dich bitte jetzt erstmal um meine Reisekosten.“
‚Logisch betrachtet ist das wirklich nichts anderes, als eine kleine Katze aufzuziehen… Also nichts, was mir Sorgen bereiten sollte.‘ Ji Bai war nicht dumm und kannte den Unterschied zwischen Torheit und purer Dummheit. Vielmehr noch würde es mit Toten enden, wenn er in einer größeren WG leben würde. Was die Gefahr angeht, dass seine Identität auffliegen könnte, war Ke’er noch jung genug, um keine Gefahr darzustellen, da sie noch ahnungslos war. Solange er im Alltag aufpasste und sie hinters Licht führte, dürfte alles gut laufen.
‚Mhm, es sollte in Ordnung sein…‘, dachte er, als er sich die Lage vor Augen führte.
Lin Tuo lächelte Ke’er an. „Hey, hast du gehört? Dieser Idiot hat endlich zugestimmt!“
„V-Vielen Dank, Onkel Lin Tuo!~“ Ke’er war von der Freundlichkeit, die ihr der ältere Mann gezeigt hatte, überwältigt. Aufgeregt nickte sie unaufhörlich mit ihrem kleinen Kopf, hob die Schürze ihrer Maid-Kleidung und zeigte ein süßes und therapeutisches Lächeln.
Ein herzliches Lächeln legte sich auf Lin Tuos Gesicht. „Keine Sorge, alles ist in Ordnung, solange du glücklich bist. Wenn irgendjemand dir mit niederen Absichten zu nahe tritt, sag unbedingt sofort Bescheid; Der Ritterorden des Mondes wird dich auf jeden Fall unterstützen.“ Während er diese Worte sprach, warf er Ji Bai einen Blick zu.
„Das wird nicht geschehen, Onkel. Ji Bai ist nicht so drauf~“, entgegnete Ke’er lächelnd.
Schon wieder warf Lin Tuo Ji Bai einen bedeutungsvollen Blick zu. „Ich hoffe auch, dass es so ist.“ Anschließend entspannte sich sein Gesicht und er drückte Ke’er eine blaue Karte in die Hand.
„Geh zum Wohngebäude, das ich dir gezeigt habe, und gebe der Tante am Schalter die Karte. Sie wird dir einen Schlüssel und ein Zertifikat für die Wohnung geben.“
„Okay. Vielen Dank, Onkel Lin~“ Trotz verbleibenden Spuren von Röte in ihrem Gesicht, drückte Ke’er ihren Dank aus und blickte Ji Bai unschuldig an.
„Oh, ich muss noch etwas mit Ji Bai besprechen. Geh schonmal vor. Ihr werdet schließlich schon bald viel Zeit miteinander verbringen, oder?“, scherzte Lin Tuo.
Ke’er senkte verlegen ihren Kopf. „Nyaauuuu~ Onkel Lin, sag doch sowas nicht…“
„Hahaha! Wie auch immer, geh bitte vor. Der gute Ji Bai wird dir gleich folgen.“
Die Kleine nickte schüchtern, bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und lief los.
Als er dem Mädchen zusah, wie sie sich weiter entfernte, wich Lin Tuos Lächeln langsam von seinen Lippen. Anschließend nahm er eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus seiner Brusttasche.
„Möchtest du auch eine?“
„Nein, ich rauche nicht.“, entgegnete Ji Bai.
„Oh.“ Lin Tuo lächelte und zündete sich eine Zigarette an. Währenddessen murmelte er leise einige Worte:
„Man muss vor einem auf die Knie fallen, wenn er einen Metallring auf dem Kopf trägt. Aber wenn er ihn am Bein oder um den Hals trägt, muss man ihn verachten…
„Man muss wissen, wann man Geschenke akzeptiert oder ablehnt….
„Was unterm Boden ist, muss beschlagnahmt werden und, was oberhalb ist, verbrannt.
„Jemand kurzhaariges muss in den Bauch gestochen werden und eine Person mit langen Haaren ‚woanders‘ hin…
„Der Schwur hat immer Recht und ist unfehlbar. Wer versucht, seinen Lehren entgegenzuwirken, ist ein Ketzer. Wie Dämonen müssen diese auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden…“
Ji Bai zog seine Brauen zusammen. „Was laberst du da?“
„Hmm? Was? …Natürlich der Ritterschwur. Habe ich ihn falsch aufgesagt? Das sollte doch eigentlich nicht der Fall sein, oder?“, antwortete Lin Tuo aufrichtig.
„…“ Ji Bai kniff die Augen zusammen und schätzte nun vorsichtig sein Gegenüber ab. Der ältere Mann trug nun einen selbstgefälligen Ausdruck zur Schau.
„Wo wir schon davon reden, möchtest du wirklich keine Zigarette? …Es ist selten geworden, dass jemand erfahrenes wie du nicht raucht oder trinkt, denkst du nicht auch? Herr Ritter?“, sagte Lin Tuo in einem neckenden Tonfall. In seinen Augen war etwas Spott zu sehen.
„Hast du Ke’er nur deshalb weggeschickt, um mir das zu sagen?“ Ji Bai war nicht allzu sehr überrascht, dass seine Identität als Ritter aufgedeckt worden war. Im Gegenteil hatte er schon erwartet. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Wenn er das Geheimnis weiterhin verborgen hätte und es irgendwann später aufgeflogen wäre, wäre es ihm schwierig gewesen, sich zu erklären. Somit hatte er es von Anfang an nicht verborgen und offen gezeigt.
„Nicht nur. Ich habe noch einen kleinen Ratschlag.“, entgegnete Lin Tuo und stieß eine Rauchschwade aus. Anschließend blickte er Ji Bai direkt an.
„Ji Bai, ich weiß schon, dass du niemand unwichtiges bist, seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe… Hast du mit dem Rittergruß und deiner Kampfstellung nicht unabsichtlich gezeigt, dass du einer von diesen hochtraben Leuten bist?“
Ji Bai hob seine Augenbrauen und seine Mundwinkel. „Hm…? Und? Vermutest du, dass ich ein Spion eines offiziellen Ritterordens wäre?“
Lin Tuo sah ihn ernst an. „Nein, das habe ich zu keinem Zeitpunkt gedacht. Sonst hätte ich doch niemals vorgeschlagen, dass du dich um Ke’er kümmerst.“
„Allerdings… Vielleicht versuchtest du nur, dich zu verstecken, indem du absichtlich deine Identität enthüllst. Aber… Angesichts dessen, dass du einem hilflosen Dämonen geholfen hast, ist es doch egal, ob du einer dieser ‚edlen Ritter‘ bist! Es ist jetzt auch egal.“
„Du scheinst einiges an Hass auf Ritter haben. Ich dachte, dass diese Organisation dem Ritterschwur folgt…“
Der ältere Mann wedelte mit einem Finger hin und her. „Das ist was anderes. Die Ritter des Ritterordens des Mondes ist natürlich anders als diese Plünderer, die im Namen von Gerechtigkeit Gräueltaten begehen.“ Sein bedeutungsvolles Lächeln lies Ji Bai sich wie einen Heiligen fühlen, der vorgab, ein Sterblicher zu sein.
„Du hast zu viel gesagt! Hast du etwa vergessen, wer Schweiß und Blut geschwitzt hat, um unsere Menschenrechte zurückzugewinnen?“, als Ji Bai dies sagte, nahm seine Stimme einen harten Ton an.
Als jemand, der persönlich die Ritter an der Front angeführt und sie bluten und hart für ein höheres Ziel schuften gesehen hatte, war es ihm nicht möglich, den Spott von jemandem, der niemals die Front gesehen hatte und nur die Früchte ihrer Arbeit genoss, zu ertragen.
„Ah, ich habe was vergessen. Ich habe großen Respekt vor den Rittern, die für Frieden und Gleichheit ihr Leben riskieren. Doch die sind bei weitem in der Minderheit. Die Ritterorden in ihrer aktuellen Form sind schon lange unter dem Einfluss von Politik, Macht und Reichtum verrottet. Es wäre nicht falsch, sie angeheuerte Schläger von Politikern zu nennen.“
„Pass auf, was du sagst, Bürger! Glaub bloß nicht einfachen Gerüchten! Der Schwur sagt über die Art, in der du Ritter beleidigst…“
„Oh, hier haben wir es wieder.“ Lin Tuo lächelte verspielt. „Mal wieder hochtrabende Worte. Wie erwartet von einem dieser ‚edlen Ritter‘, ihr sagt alle dasselbe. Eure Exzellenz, werdet Ihr etwa als nächstes Euer Schwert ziehen und mir voller Wut und beleidigt den Kopf abtrennen?“
„…“ Ji Bai unterdrückte seinen Zorn. „Das werde ich nicht tun, aber ich kann nicht zulassen, dass ehrenwerte Ritter und ihr Schwur verleumdet wird!“
„In Ordnung, in Ordnung… Mein verehrter Herr Ritter, ich denke, dass ich mich für meine Tat entschuldigen muss. Allerdings mag ich dich trotzdem überhaupt nicht…“
„Lass mich dir zum Abschluss noch einen Rat geben. Ich weiß nicht, wieso du deinen Ritterorden verlassen hast; Aber da du nun diesen Ort als deine neue Heimat erkoren hast… Bitte unterlasse jegliche Vergehen und halte dich an unsere strikten Regeln.“, sprach Lin Tuo scheinbar eigennützig.
„Also, diese Welt ist nichts, was einfach in schwarz und weiß unterteilt werden kann. Mehr habe ich jetzt nicht zu sagen. Geh nun, Ke’er wartet auf dich.“
Ji Bai erwiderte nichts und blickte nur Lin Tuo hinterher, als dieser weglief.