ATAPOW Chapter 84(German)

Kapitel 84 – Der Prozess beginnt


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Kapitel 84 – Der Prozess beginnt

Ji Bai hatte sich anfangs weigern wollen, das erste Mal in seinem Leben mit einem Kraftfahrzeug zu fahren, da er niemand war, der still sitzen konnte, wenn jemand ihn zu anwies. Seiner Meinung nach müsste die ‚kulturelle Restaurations-Abteilung‘ ihr Wissen ausweiten und mehr Lebenserfahrung einfließen lassen. Schließlich sollten sie doch nicht die Vergangenheit auf Grund von verbliebenen Büchern und Überresten von Schriftrollen wiederherstellen. Wenn man plante, die Menschheit weiterzuentwickeln, so sollte man nicht vor Änderungen zurückschrecken. Um ein Vorkämpfer der Innovation zu sein, müsste man sich anstrengen und den Lauf der Geschichte studieren. Es wäre daher nicht empfehlenswert, sich von der Welt zurückzuziehen und einfach nur dem Weg anderer beschreiten; Vielmehr müsste man bereit sein, das Alte herauszuwerfen und das Neue zu begrüßen.

All dies betraf vor allem die Neuentwicklung von Kraftfahrzeugen und Schusswaffen, welche aus Ji Bais Sicht komplett unnötig waren.

Es sollte ihm zufolge nur um das Überleben des Stärkeren gehen, wenn es darum ging, welche der Technologien wiederbelebt wird. Angesichts der überwältigen Stärke der Dämonen könnte man die Schusswaffen, die die Menschheit früher ins Feld geführt hatte, als nichts weiteres als Feuerwerk ansehen.

Die Beseitigung von nutzlosen Technologien wie diese es für ihn waren, hielt er für einen unabwendbaren Trend, der sie als nichts weiter als Fußnoten der Geschichte enden lassen würde.

‚Wobei… Es ist schon ziemlich elegant, in einer dieser Metallboxen zu sitzen. Auch wenn man nichts anderes zu tun hat. Die Aufmerksamkeit, die andere einem schenken, ist enorm und ich kann fühlen, wie ich immer kultivierter erscheine. Wenn ich mal gut genug dastehen sollte, mir eine eigene zu kaufen, wäre es gut möglich, damit einige Frauen abzuholen.‘

Man muss wissen, dass zu dieser Zeit Autos nichts waren, was jemand mit Geld kaufen konnte. Die Tempel-Vereinigung hielt ein Monopol auf die Werkstätten, die damit beauftragt waren, die Vergangenheit zu restaurieren. Zum gewissen Grad waren solche extrem seltenen Objekte zu einem Symbol der eigenen gesellschaftlichen Position geworden.

‚Mhm, dieses Auto ist wirklich ziemlich groß und hat so viel Platz wie ein kleiner Lagerraum. Ich denke, dass hier bis zu zwanzig Leute Platz haben.‘

Während sie auf einem gepolsterten Platz weiter hinten im Fahrzeug saß, hielt Ji Yue mit neutralem Gesichtsausdruck eine Teetasse in der Hand. Eine Maid bediente sie mit einer würdevollen Haltung mit einem Teekessel in der Hand. Und die zwei Ritter, die sie begleiteten, begutachteten die Griffe ihrer Schwerter und warfen – unklar, ob beabsichtigt oder nicht – Ji Bai, der neben einem Fenster des Fahrzeugs saß, Blicke zu.

‚Mist, verdächtigen sie mich etwa? Seid doch einsichtig, Leute! Sehe ich etwa wie ein gefährlicher Mann aus, der einer jungen Frau auf der Höhe ihres Lebens böses wollte?‘, fragte sich Ji Bai.

Auch wenn das Fahrzeug noch einiges von der Garnison entfernt war, konnte Ji Bai schon die Todesverurteilten sehen, welche auf der Arena angebunden waren und von den Zuschauern verflucht wurden.

Ein fast spürbarer Druck lag auf dem Gelände, während die Zuschauer, welche keinerlei Zurückhaltung zu kennen schienen, die düstere Natur der Menschheit zur Schau stellten – Wie es zu häufig geschah, wenn eine Menschenmenge einem Schauspiel zusah und blind der allgemeinen Meinung folgte.

Als sich das auffällige Fahrzeug der Garnison näherte, traten die Menschen, welche vor dem Tor standen, ihm aus dem Weg.

Ihre Gedanken waren vollständig transparent – sie konnten in Ruhe dem Schauspiel zusehen, zwischendurch die Todesverurteilten verfluchen, aber bloß nicht Gesandte der Regierung gegen sich aufbringen.

„Also sind sie nun da.“, meinte Lan Yu, der – auf seinem Platz hoch über der Arena – seine Augen zusammenkniff. Anschließend stellte er sein Glas auf den Tisch vor sich und stand auf.

Die Augen der angebundenen Ritter waren leer, und blickten verzweifelt auf das Fahrzeug der Tempel-Vereinigung, welches gerade dabei war, vor dem Eingang des Geländes zu parken.

Jedermanns Augen lagen auf dem Fahrzeug, alle Anwesenden, Lan Yu eingeschlossen, waren gespannt, zu sehen, wie ein Gesandter des Präsidiums, jemand der den langen Weg hierher auf sich genommen hatte, aussah.

Die Türen des Fahrzeugs öffneten sich und eine ‚Blechdose‘ rollte heraus.

‚Mist! Es ist zu lange her, dass ich eine volle Plattenrüstung anhatte… Meine Balance ist komplett durcheinander…‘

Ji Bai stolperte voran, bevor er es schaffte, sich mit Mühe wieder aufzurichten. Aus irgendeinem Grund kam es ihm vor, als ob sich tausende kalte Nadeln in seinen Rücken bohrten.

‚Ähhh?? Warum gucken mich plötzlich alle an? Bin ich etwa – ohne es zu merken – gut aussehend geworden?‘

Ji Bai griff nach seinem Gesicht, doch bevor er seine Wange berührte, kam seine Hand mit dem kalten Molybdän-Helm, den er trug, in Kontakt.

Doch die unangenehme Stimmung hielt nicht lange an; Schließlich richteten sich die Blicke aller Anwesenden auf die wunderschöne junge Frau, die gerade das Fahrzeug verließ.

Verglichen mit einem Vollidioten, der sich zum Gespött der Leute machte, war diese elegante Schönheit etwas, was die Aufmerksamkeit der Menschenmenge deutlich einfacher auf sich ziehen konnte.

Wie abzusehen gewesen war, monopolisierte Ji Yue, welche gemeinsam mit ihren Begleitern aus dem Fahrzeug gestiegen war, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden – einschließlich Lan Yu.

Ihre zurückhaltende Haltung mochte ihre Aura nicht im Geringsten bändigen. Sie war wie ein Diamant, der in einem Heuhaufen lag; Egal, was geschehen mochte, konnte nichts ihre Ausstrahlung mindern.

Als ihr Blick über die Szenerie wanderte und auf die Flagge fiel, welche den Ritterorden der Strahlenden Ritter symbolisierte, schlich sich die Spur einer Emotion in ihre Augen, bevor sie wieder zur Ruhe zurückkehrten.

„Meine Entschuldigung, dass Ihr den langen Weg vom Präsidium hierher auf Euch nehmen musstet.“, lächelte Lan Yu breit, während er den Neuankömmlingen entgegenlief. „Mein Name ist Lan Yu, ich bin der Komtur der Niederlassung der Strahlenden Ritter in Grenzstadt und es ist mir eine Ehre, solch geehrte Gäste begrüßen zu können. Ich werde an diesem Gerichtsverfahren teilnehmen, somit bitte ich Euch um freundliche Anweisungen.“

„Mhm.“, nickte Ji Yue ihm zu. Ohne seine ausgestreckte Hand zu schütteln, lief sie an ihm vorbei und bewegte sich direkt zu den Sitzen der Gerichtsjury.

„Haha…“, lachte Lan Yu. Er hatte selbstbeherrscht einige Worte der Freundlichkeit an seine Gäste gerichtet und doch hatte sein Gegenüber nichts anderes gemacht, als schweigend zu nicken. Nicht einmal einen Namen hatte sie ihm genannt. „Euer Ehren, die Prälatin, ist wirklich eine Frau der wenigen Worte.“, sagte er, ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen, welches der Unzufriedenheit in seinem Herzen trotzte.

Angesichts dessen, dass sie ihm wohl nicht besonders wohlgesonnen war, war Lan Yus Plan eigentlich gewesen, sie mit Freundlichkeit auf seine Seite zu ziehen. Jedoch wusste er genau, wo die Trennlinie zur Aufdringlichkeit lag. Somit versuchte er nicht weiter, sich bei ihr einzuschmeicheln; Dies hätte ihr wohl einiges an Ablehnung entlockt. Somit wandte er sich um und kehrte wieder zu seinem Sitz zurück.

Und Ji Bai, der ihnen folgte? Er war vollständig ignoriert worden.

„Hm? Hm?“ Ji Bai blickte sich verwirrt auf der Tribüne um. Als er merkte, dass niemandes Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war, leuchteten seine Augen auf und er trat an Landi, welcher an einen Holzpfahl gebunden war und seine Augen geschlossen war, heran.

„Hey, Ritter. So treffen wir uns wieder… Anscheinend wollte das Schicksal, dass wir uns wiedertreffen, oder?“

„??? Dürfte ich fragen, wer Ihr seid?“ Überraschung bedeckte Landis Gesicht. Kurz wanderten seine Gedanken durch seine Erinnerungen, konnten jedoch kein Bild finden, welches der Blechdose vor ihm ähnelte.

„Hehe… Mein Name ist nicht wichtig. Aber, da ich nun hier bin, wird für euch alles gut enden. Auch wenn ich euch dazu eigenhändig vom Galgen befreien muss, werde ich genau das tun.“, sprach Ji Bai und klopfte Landi schelmisch auf die Schulter.

„Hmmmm…“ Jegliches Blut verließ Landis Gesicht.

„Oh? Habe ich deine Verletzungen berührt? Ahaha… Tut mir leid, der Prozess fängt gleich an. Ich muss dann mal gehen.“ Nachdem er dies gesagt hatte, eilte Ji Bai zum Richter-Tisch, an dem Ji Yue bereits saß.

Da nun alle Richter anwesend waren, konnte der Gerichtsprozess offiziell beginnen.

Lan Yu stützte sich auf seinen Ellenbogen. Seinen Kopf in seiner Hand haltend, waren seine Gedanken mit etwas anderem beschäftigt.

Aus seiner Sicht war das Ergebnis dieses Prozesses schon im Vornerein hinter verschlossenen Türen beschlossen worden. Der einzige Grund, wieso er diese ganze Scharade veranstaltete, war nur, um seinem Vorgehen Legitimität zu verschaffen.

„Alle Richter sind eingetroffen, somit wird dieses heilige Gericht zu tagen beginnen!“, rief ein Ritter, der eine leichte Rüstung trug und eine Papierrolle in der Hand hielt, aus.

„Als vormalige Mauerwachen von Grenzstadt haben die Angeklagten in Angesicht des Feindes ihren Vorgesetzten Informationen vorenthalten, ihre Aufgaben vernachlässigt, desertiert und mit Dämonen zusammengearbeitet. Dabei haben sie sich mit Hauptmann Landi verbündet, und – zusammen mit den dunklen Rittern – eine Rebellion in der Stadt angezettelt! Ihre Verbrechen sind wahrlich unverzeihlich! Heute kommt, unter den Blicken Ihrer Exzellenzen, den Richtern, die Wahrheit unter dem wachsamen Blick des Himmels zutage. Somit werden diese Ketzer sofort hingerichtet werden!“

„Ketzer!“, fuhr der Sprecher mit zusammengekniffenen Augen – sein Blick auf die Angeklagten vor ihm gerichtet – fort, „Habt ihr irgendwas zu eurer Verteidigung vorzubringen?“

„Haha.“ Landi lachte nur kurz auf und verstummte dann wieder.

„Da ihr nichts gegen die Entscheidung des Gerichts einzuwenden habt… Leute, bringt die Guillotine her!“


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