ATAPOW Chapter 85(German)

Kapitel 85 – Den Helm absetzen?


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Kapitel 85 – Den Helm absetzen?

„Da ihr nichts gegen die Entscheidung des Gerichts einzuwenden habt… Leute, bringt die Guillotine her!“

„Hey!“, ertönte plötzlich eine Stimme, welche den Ansager zusammenschrecken ließ. „Ihr alle, Stopp!“

Sein Blick fiel auf einen Mann, der eine Ganzkörperrüstung trug, welche ihm das Erscheinungsbild einer Blechdose gab, der am Richtertisch aufgestanden war.

Sobald Ji Bais Stimme verklungen war, lagen alle Blicke auf ihm.

Lan Yu, der wieder dabei gewesen war, von seinem Rotwein zu trinken, runzelte unmerkbar seine Brauen. Er fragte sich, was dieser Clown wohl vorhatte.

Die zwei Ritter, die Ji Yue begleitet hatten, trugen ihre Unzufriedenheit offen auf ihren Gesichtern. Aus ihrer Sicht arbeitete das Gericht bisher ausschließlich ‚Formalitäten‘ ab. Sowieso gab es keine Regel, welche den Angeklagten erlaubte, sich zu verteidigen. Auch würde dies doch nur eine reine Zeitverschwendung sein. Anders gesagt, wollte diese Blechdose aus ihrer Sicht wohl nur Unruhe schüren.

Ji Yue blätterte entspannt in ihrem Büchlein und hielt den Anschein aufrecht, an nichts anderem interessiert zu sein.

Vor den Richtern hoben die zu Tode verurteilten, welche schon alles an Hoffnung verloren hatten, überrascht ihre Köpfe.

„Hat Eure Exzellenz Einsichten, welche Ihr uns geben wollt, geehrter Richter?“, fragte der Ansager, den Ji Bai unterbrochen hatte, ihn mit einer Spur an Ungeduld in der Stimme.

„Also… Ist es nicht etwas vorschnell, sie einfach so hinzurichten? Denkst du nicht auch so? Auch wenn schon entschieden wurde, wie verfahren wird, so sollten wir doch erstmal in Ruhe den ordentlichen Prozess durchlaufen, nicht wahr?“

„Bitte achtet auf Eure Worte! Was meint Ihr mit ‚schon entschieden‘?! Sowas gibt es nicht, verstanden? Sie können doch nicht einfach so Krawall veranstalten! Da schlüssige Beweise vorliegen und die Schuldigen im Affekt erwischt wurden, ist es doch normal, dass sie sofort geköpft werden!“, entgegnete ihm der Ansager energisch und rechthaberisch.

„Hah…“, seufzte Ji Bai. „Da ihr doch schon über ihre Bestrafung entschieden habt, wieso sind wir eigentlich noch hier? Ist dieses Gericht eine Veranstaltung, zu der ihr einfach Leute einladet, um euch zuzusehen? Sagst du also, dass die Gesandtschaft des Präsidiums den langen Weg auf sich genommen hat, nur um dieser Scharade zuzusehen?“

„Sie haben sich doch schon schuldig bekannt!“

„Rede keine Scheiße!“ Ji Bai spuckte eine Mundvoll Speichel auf dem Boden und platzierte seinen Fuß auf dem Tisch vor sich.

„Wie-… Wie-… Wie können Sie es wagen, sich im Gericht so vulgär zu benehmen!“, rief der Ansager, während ihm Blut zu Kopfe stieg. Einen zitternden Finger hatte er dabei auf Ji Bai gerichtet.

„Haben die Gefangenen denn ihren Mund geöffnet und was gesagt? Es tut mir leid, du musst dich wohl verhört haben… Ich konnte dich nur hier stehen und wie einen Clown brabbeln sehen. Ist es also nicht mehr notwendig, sich an einen ordentlichen Gerichtsprozess zu halten, wenn man Unschuldige beschuldigt?“ Ji Bai kräuselte verächtlich seine Lippen.

„Ich-… Ich-…“

„Bale, lass seine Exzellenz weiterreden.“, winkte Lan Yu dem Ansager zu. Anschließend blickte er zu Ji Bai am Richtertisch.

„Sie sind der Komtur der Strahlenden Ritter in Grenzstadt, richtig? Ich denke, dass ich einige Mängel beklagen muss.“ Ji Bai kniff seine Augen zusammen1.

„Oh? Könnt Ihr uns dann mit Euren Einsichten über diese Mängel beehren?“, sprach Lan Yu mit gelassener Stimme-

„Hehe! Es gibt ein großes Problem! Schaut Sie sich doch mal Ihren Tisch an! Was sehen Sie? Schalen voller Erdnüsse, Melonen, Bananen, Ananas, Kuchen, anderer Nachtische und noch viel mehr Essen! Auf mich wirkt es nicht so, als ob Sie dem Gericht beiwohnen würden… Denken Sie etwa, dass das hier ein Bankett ist?“

„Und sehen Sie sich doch mal an, was wir hier haben! Was denn? Abgesehen von einer Decke nur den Lack des Tischs! Da wir doch alle aus demselben Grund hier sind, warum dann tun Sie so, als ob sie achsowichtig sind? Das lässt Sie doch nur wie einen korrupten Bürokraten erscheinen und verstößt sogar gegen die zweiunddreißig Leitprinzipien der acht großen Gesetze der Tempel-Vereinigung!“, fuhr Ji Bai rechtschaffend fort – Sein Fuß lag immer noch auf dem Richtertisch.

„…Ich bin anscheinend zu nachlässig mit der Planung gewesen. Was, denkt Ihr, sollte ich tun, um dies wieder gut zu machen?“

„Füllt den Tisch hier mit demselben Zeug!“

„…Bale, wärst du so lieb, allen unseren Gästen dieselben Speisen und Früchte zu servieren?“, wies Lan Yu seinen Untergebenen an.

„Verstanden.“

Nach kurzer Zeit tauchten einige Bedienstete auf, die Platten voller Nachtisch und Früchten trugen.

„Mhm… Ihre Einstellung kann immer noch als aufrecht gesehen werden. Ich werde Ihnen das mal durchgehen lassen.“, nickte Ji Bai, bevor er seinen Fuß vom Tisch nahm und sich wieder aufrecht hinsetzte.

Seine Hände, die schwere Panzerhandschuhe trugen, griffen eilig in die servierten Speisen und stopften dann mehrere Handvoll an Essen durch das Visier seines Helmes.

Es war ein Mysterium, wie Ji Bai es schaffte, dies alles herunterzuschlucken. Jedoch war, auf diese Art zu essen, eine seiner langjährigen Angewohnheiten gewesen. Gelernt hatte so eine einzigartige Art, zu essen, dadurch, dass er stets darauf geachtet hatte, dass seine Identität geheim blieb.

Als sie dieses Verhalten beobachten, begannen, Tränen über die Wangen der Ritter der Mauerwache zu strömen. Landi hingegen blieb ruhig2.

„Tch, tch… Wie vulgär doch die Manieren dieses Dorftrampels sind.“, meinte der hochmütige Ritter, der Ji Yue begleitet hatte, zu seinem Kameraden, während er sich eine Banane – und zahlreiche weitere Speisen – nahm und anfing, sie zu verschlingen. „Denkst du nicht auch?“

Der andere Ritter, welcher einen Ziegenbart trug, konnte hingegen seinen beiden Mit-Richtern nur hilflos zusehen, wie diese sich in aller Öffentlichkeit lächerlich machten. Er wunderte sich auch, wieso sein Kollege es dem anderen Chaoten gleichtat. Nun handelten sie beide – vor aller Augen – auf eine so schamlose Weise, dass sie sowohl die Tempel-Vereinigung als auch das junge Fräulein in aller Öffentlichkeit beschämten.

Ji Yue, die sich bisher dem Ganzen ferngehalten hatte, blickte kurz zu Ji Bai, der immer noch einzigartige Tischmanieren zur Schau stellte. Ein Schein der Unruhe stieß flackernd durch die Gelassenheit ihrer Augen.

„Geehrter Komtur, also, das…“

„Es gibt kein Grund zur Eile.“, sagte Lan Yu, während er Ji Bai dabei zusah, wie dieser sich Tee in seinen Helm goss. Ihm war es nicht möglich, zu erkennen, ob jener wirklich ein Tor war, oder nur so tat.

„Nun, da Ihr gegessen und getrunken habt, frage ich mich, ob wir nun mit dem Prozess fortfahren können?“, fragte Lan Yu die vier am Richtertisch sitzenden.

„Genau! Mein geehrter Vorgesetzter muss sich tagtäglich um vieles kümmern, also bitte verschwendet nicht seine Zeit!“, rief nun auch der Ansager in einer Widerspiegelung von Lan Yus Frage.

„Mhm, nicht schlecht! Die Qualität dieser Speisen ist wirklich gut…“, lobte Ji Bai das Essen, bevor er einer Maid zuwinkte, ihm ein Papiertuch zu geben, mit dem er seine Rüstung säubern konnte.

„Gut, da Komtur Lan Yu darum gebeten hat, dass wir fortfahren, dann können wir doch die Gefangenen freilassen, damit wir alle wieder nach Hause gehen können. Also können wir dann damit anfangen? Es sollte ja nicht länger dauern als notwendig, oder?“

„…“ Die Menschenmenge, die dem Prozess zusah, verstummte.

„Junges Fräulein, das…“ Der Ritter, welcher sich nicht der Schlemmerei hergegeben hatte, wandte sich, immer noch auf Ji Bai, der sich wie ein Narr benahm und Chaos verbreitete, blickend, seiner Vorgesetzten zu. Er konnte nicht anders, als die Brauen zu runzeln.

Ji Yue öffnete ihren Mund: „Lasst ihn fortfahren.“ Obwohl sie leise gesprochen hatte, hatte doch jeder Anwesende ihre Stimme deutlich vernehmen können.

„…In Ordnung.“

„Darf ich mich erkundigen, was Ihr damit meint, Sir?“, fing Lan Yu an, seine Brauen so sehr gerunzelt, dass sie wie eine einzige erschienen. „Auch wenn Ihr sicherlich alles essen könnt, was ihr wollt, dürft Ihr doch nicht alles sagen, was Euch in den Kopf kommt… Soll ich etwa davon ausgehen, dass Ihr Euch als Komplize dieser Ketzer offenbaren möchtet?“ Spuren der Ungeduld hatten sich in seine Worte gemischt.

„Hä? Komtur Lan, Euren Worten zu Folge habt ihr wohl auf eigene Initiative gehandelt und sie schon vorverurteilt. Obwohl dieses Gericht nur seit kurzem tagt und unsere Stühle immer noch kalt sind.“

„Kann ich Euch nicht im Gegenzug bitten nicht so unvernünftig zu sein?!“, rief der Ansager wütend aus. „Obwohl Ihr ein Mitglied des Gerichts seid, verhüllt Ihr Euer Gesicht. So, wie ich das sehe, muss es dafür sicher einen Grund geben, oder? Versteckt Ihr eventuell unter Eurem Helm ein unaussprechliches Geheimnis? Als ein Ritter müsst Ihr doch auf Euer Verhalten achten und Euch offen und ehrlich verhalten. Wieso nehmt Ihr nicht Euren Helm ab, sodass wir von Angesicht zu Angesicht reden können? Habt Ihr etwa Angst davor, dass jemand Euer Gesicht erkennt? Haha…“

Innerhalb eines Sekundenbruchteils begannen zahlreiche Diskussionen zwischen den Zuschauern unterhalb der Arena.


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  1. Normalerweise lasse ich Ji Bai alle anderen mit „du“ anreden, jedoch habe ich hier auf Grund der Umstände, in denen er sich befindet, mich für „sie“ entschieden.
  2. Streng genommen ist diese Übersetzung eine große Abwandlung dessen, was eigentlich hier stehen sollte. Mir kann es zu kompliziert vor, die eigentliche, wörtliche Bedeutung zu nehmen, da diese schlecht ohne weitere Erklärungen ins Deutsche übertragen werden kann.

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