ATAPOW Kapitel 7 – Geschrei
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Kapitel 7 – Geschrei
„Ähmm…“ Die Katzenohren des in Lumpen gehüllten Mädchens zuckten. Noch immer stand in ihren bernsteinfarbenen Augen Angst vor dem Menschen, der über ihr hockte.
„Bleib ruhig. Ich werde dir nicht weiter helfen können, wenn sich deine Wunden infizieren.“ Ji Bai runzelte seine Brauen. Die Kleine hatte nicht genug Mut ansammeln können, um ihren nun mit dem Taschentuch verbundenen Knöchel aus seinen Händen zu ziehen.
„Nyaa-au~1“ Das Katzenmädchen zitterte und sträubte ihre Haare. Ihre Ohren stellten sich auf, doch zitterte sie immer noch am gesamten Körper. Am Rande ihrer Katzen-ähnlichen Augen hatten sich unvergossene Tränen angesammelt.
„Haa…“ Ji Bai seufzte, als er erblickte, dass die Kleine Tränen zurückhielt. Er wusste nicht, wie er mit Kindern wie ihr umgehen könnte; Sie können weder Schmerz noch Not aushalten und doch macht es ihr Gesichtsausdruck einem schwer, ihnen deshalb wütend zu sein.
Nach kurzem Schweigen fischte er ein kleines, blaues Wollknäul aus seiner Tasche und schüttelte es vor ihren Augen.
„Nyaa~ Nyaa?“ Zuerst war das Mädchen überrascht. Ihre Ohren zuckten leicht. Dann aber folgten ihre Augen dem Wollknäul in seinen Händen. Ihre Pupillen waren weit geöffnet.
‚Oh, anscheinend klappt das. Kätzchen lieben es, mit Wollknäulen zu spielen, also war es möglich, dass das auch auf Nekos2 zutrifft.‘ „Spiel ruhig weiter damit. Was ich als nächstes mache, dürfte etwas wehtun, bereite dich also vor, okay?“
„Nyaa-uu??“ Die Augen des Katzenmädchens waren weiterhin auf das Wollknäul fixiert, als Ji Bai es ihr zuwarf. Sie fing es mit ausgestreckten Händen. Die Warnung hingegen war ihr komplett entgangen.
Als ihm klar wurde, dass die Aufmerksamkeit der Kleinen komplett auf das Wollknäul gerichtet war, wischte Ji Bai sich den Schweiß von der Stirn. Das, was er gerade tat, war ein Versbrechen, was einer Tod-Sünde nahekam. Es wäre keine Übertreibung, es eine Rebellion gegen die Gesellschaft zu nennen! Falls ihn Reporter der Klatschpresse finden würden, würden sie ihn gar zum Gegner der Menschheit erklären!
‚Also gut. Ich sollte das jetzt in möglichst schnell hinter mich bringen. Hoffentlich tauchen keine weiteren Komplikationen auf…‘, Er packte die Enden des Taschentuchs, mit dem er den Knöchel des Kätzchens vor ihm bedeckt hatte und band es zu einem festen Knoten zusammen.
„!!?? Nyaaaa!! Uuuuu…“ Ihr kreischender Schmerzensschrei war derartig laut, dass selbst Taubheit einen nicht vor ihm bewahren hätte könnte. Panisch presste Ji Bai seine Hand gegen ihren Mund.
„Sei leise! Möchtest du uns beide umbringen?“, flüsterte er so leise er konnte. Er konnte sehen, dass die Kleine Tränen unterdrückte und ihr Gesicht einen bedauernswerten Ausdruck angenommen hatte.
Wenn jemand dieses Kreischen hören würde, wäre Ji Bai nicht in der Lage, die Anklage, Dämonen geholfen zu haben, zu widerlegen. Was, wenn Gerüchte über ihn verbreitet würden und nach einigen Tagen eskalierten? Er hatte keine Lust, nach den zahlreichen Herausforderungen, die er bewältigen musste, um zur Menschheit zurückzukehren, als Dämon bezeichnet und verbannt zu werden!
Einige Zeit verstrich. „…Hast du dich beruhigt?“ Unter seinem wachsamen Gesichtsausdruck entspannte sich das Katzenmädchen in seinen Armen.
„Mhm, mhm, mhm~“ Ihre Augen feucht von Tränen, nickte die Kleine mit einem Elan als würde ihre Leben davon abhängen. Als er das sah, konnte Ji Bai sich etwas entspannen.
Innerlich gab er zu, dass sein Handeln ein wenig grob gewesen war. Aber er war ein Ritter, kein Kindermädchen und wusste zudem nichts darüber, wie Kinder von Dämonen beruhigt werden können. Sein Wissen war bestand nur daraus, wie man am effizientesten Dämonen umbringt.
Während er noch grübelte, hörte er plötzlich eine Reihe lauter Geräusche aus Richtung der Hauptstraße.
‚Scheiße! Hat jemand den Schrei gehört?‘
„Bleib hier, benehme dich und rühr dich nicht vom Fleck. Warte, bis ich zurück bin.“, sagte Ji Bai zu dem Katzenmädchen. Ihre Verletzungen waren behandelt, also konnte er sich ein Bild von der Lage verschaffen.
„Wirst du anderen von mir erzählen, nyaa~?“, fragte die Kleine, sichtlich verängstigt.
„.. Ich werde dich niemandem übergeben.“ Ji Bai klopfte den Dreck von seiner Hose, stand auf und lief in Richtung des Ausgangs der Gasse. Das Katzenmädchen sah ihm benommen hinterher.
Nachdem er einige Schritte gegangen war, zog er seine Augenbrauen zusammen. Tatsächlich war er ratlos; Wie war er in diese Situation geraten? Schon allein das Katzenmädchen zu verschonen wäre ein großartiger Akt von Güte gewesen. Eigentlich hätte er sie nicht verarzten müssen.
Als er sich langsam der Hauptstraße näherte, fand er nicht, was er erwartet hatte. Niemand stand am Eingang der Gasse. Ji Bai entspannte sich, lehnte seinen Körper gegen die Wand und sah sich mit Bedacht um.
Er erblickte vier arrogante Jugendliche in formeller Ritterkleidung, die vor dem Restaurant, in dem er vor kurzem gegessen hatte, standen und rumschrien. Sie waren genau diekemigen Mitglieder des ‚Strahlenden Ritter-Ordens‘, die er vor kurzem beobachtet hatte.
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- Anmerkung: Ich habe mich dafür entschieden, dieses ‚Geräusch‘ nicht zu übersetzen. ‚Nya‘ wird stets mit ‚Nekos‘/‘catgirls‘ verbunden. Daher denke ich, dass eine Übersetzung ins Deutsche in diesem eher speziellen Fall ‚unbeholfen‘ wirken würde.
- Anmerkung: Ich habe ‚Asiatic cat-race‘ als ‚Neko‘ übersetzt, da der Begriff ‚Rasse‘ mir mit zu vielen negativen Konnotationen aufgeladen war. ‚Neko‘ ist ein weit verbreiteter Begriff für ‚catgirls‘, daher kam er mir passend vor.