ATAPOW Chapter 61(German)

Kapitel 61 – Durst, Durst, Durst!


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Kapitel 61 – Durst, Durst, Durst!

Eine markerschütternde Explosion war in halb Grenzstadt zu hören. Sengende schwarze Flammen erhoben sich in den Himmel wie Magma eines Vulkanausbruchs.

„Meister… Was ist beim Stadttor geschehen?“, fragte ein junger Ritter, seinen Vorgesetzten stützend, während er auf die immer noch wild tanzenden Flammen am Himmel starrte. Vor lauter Schock vergaß er, seinen Mund zu schließen. Der Anblick, der sich ihm bot, war ein derartig extremer, dass selbst jemand, dessen Lebensaufgabe es war, sich erstaunliches auszudenken, es sich nicht hätte ausmalen können.

„Ich weiß nicht… Ist da nicht gerade ein Vampir langgeflogen?“, meinte der Veteran, der gleich seinem Schüler verblüfft auf die Szene, die sich ihm bot, starrte. Vor lauter Überraschung bemerkte er nicht einmal, dass sich ein Troll-Soldat an ihn herangeschlichen hatte.

„…?! Meister, passt auf!“, brachte ihn einer seiner Schüler wieder zu Sinnen. Sein Blick fiel auf einen Streitkolben, der einen immer größeren Teil seines Sichtfeldes einnahm.

‚Also so werde ich sterben?`, fragte er sich unwillkürlich und schloss erschrocken die Augen.

Doch traf ihn kein Schlag. Vielmehr ertönte das Geräusch einer Klinge, die einen Körper durchbohrte. Einen Sekundenbruchteil später spritzte warmes, grünes Blut auf seinen Helm.

„…Was ist hier los?“, brachte er hervor, als er seine Augen wieder öffnete. Sowohl er als auch die wenigen seiner Schüler, die glücklich genug waren, überlebt zu haben, sahen, wie eine knöcherne Sense in der Wand des Wachturms steckte. Auf ihrer Klinge war die Leiche eines Trolles, welche schnell, erschreckend schnell, austrocknete, aufgespießt. Als der mumifizierte Körper nichts mehr als eine trockene Hülle war, meinte der alte Ritter einige verwaschene, blaue Fetzen in einen menschlichen Schädel am Griff der Waffe gezogen werden zu sehen.

„Geehrter Herr Ritter, gestatten Sie mir zu fragen, wo Ihre Verstärkungen geblieben sind?“, ertönte eine junge, aber kalte Stimme. Trotz des sie umgebenen Lärmes konnte die verblüfften Ritter sie laut und deutlich verstehen.

Ihr Anführer öffnete seinen Mund, aber gerade, als er etwas sagen wollten, erfasste ihn ein leichter Windstrom. Ein Paar dunkler Flügel bedeckte den Mond. An ihnen hing der zierliche Körper eines jungen Mädchens, der sich langsam auf den Turm herabsenkte.

Ihre kleinen Lederstiefel, geziert mit winzigen Fledermausflügeln, ihr silbernes Haar, das wie reines Quellwasser von ihrem Kopf herabfloss und ihr schwarz-weißes Kleid; All dies machte auf die Ritter den Eindruck, als ob sie in einem Traum gefangen waren.

„Ähm, wenn es Ihnen genehm ist, könnten Sie bitte meine Frage beantworten?“, fragte das Mädchen mit einer leichten Verbeugung und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

„Vampir!? Du… Warum ist ein Vampir hier?? Ahh! Also sind Vampire an dem Ganzen hier schuld?!“, brachte der Veteran wütend hervor, während die jüngeren und unerfahreneren Ritter sich immer noch kein Reim darauf machen konnten, was geschehen war.

„E-Ein Vampir??“, begannen sie ungläubig zu fragen. „Das kleine Mädchen… Ist ein Vampir??“ Doch als sie sich an die dunklen Flügel des Mädchens, die Lage, in der sie waren, sowie die Ruhe in ihrer Stimme, so ganz unpassend zu ihrem Alter, erinnerten, weckte dies ihre Wachsamkeit.

„Ist das Ihr Ernst? Möchten Sie mich wirklich auf dieselbe Stufe wie diese grässlichen Barbaren stellen?“, fragte Bai Ji unwillkürlich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Sie selbst wusste nicht, wieso sie sich zu so einem Zeitpunkt mit solch einer Nebensächlichkeit befasste.

‚Mist, in dieser Form bin ich viel zu dramatisch! Und daran ist allein dieses grässliche Miststück an Königin schuld!‘

„Genau wie die Trolle bist du auch ein Dämon! Es ist egal, ob ihr von derselben Spezies seid oder nicht!“, wütete der alte Ritter Bai Ji mit verkrampften Händen um seinen Schwertgriff an.

„Oh, wirklich~? Dürfte ich um etwas mehr Höflichkeit bitten? Außer… Sie haben keine Angst vor dem Tod~“ Mit diesen Worten nahm die Vampirin ihre Knochensense, den ‚Seelenfresser‘ wieder in die Hand und leckte sich verschlagen über die Lippen.

„Was ist hiermit…? Da ich heute schon genug gegessen habe, bin ich in einer recht guten Stimmung. Also wieso folgendes: Ich gebe euch fünf Minuten, zu verschwunden. Beeilt euch auch, denn so eine Chance könnt ihr nicht immer kriegen. Nicht wahr?“ Während sie oberflächlich noch den Anschein wahrte, überlegte Bai Ji, wie sie und die Gruppe an Rittern in Frieden auseinander gehen konnten. Doch schienen diese fest entschlossen, bis zum Tod zu kämpfen.

Doch hatte ihr provozierendes und beschämendes Angebot eher den Kampfesgeist des alten Ritters in Brand gesetzt: „Träum weiter, du blutsaugender Parasit! Hier wirst du keinen Ritter finden, der vor einem Kampf fliehen würde! Also komm her! Es ist doch egal, ob ich von einem Troll oder einem Vampir getötet werde! Ich werde mein Bestes geben, dich zu besiegen!“

„Richtig! Was soll schon geschehen? Schlimmstenfalls werden wir wiedergeboren und können erst in achtzehn Jahren wieder an der Front stehen!“

Ein leichter Kopfschmerz machte Bai Ji zu schaffen, als sie die hartnäckigen Ritter vor betrachtete, die sich lautstark weigerten, sich zurückzuziehen. Mit einer Hand an ihrer Schläfe wirbelte sie ihre Knochensense umher und schnitt einige Troll-Soldaten, die sich ihr genährt hatten, in Stücke.

‚Warum sind diese Blechdosen nur so stur… Natürlich, es ist eine gute Eigenschaft für einen Ritter, loyal zu bleiben. Aber genau darum weiß ich nicht, was ich tun soll… Wie kann ich als Vampir diese engstirnigen Ritter nur überzeugen?‘

Dies war das erste Mal in ihrem Leben, dass Bai Ji von anderen Rittern Feindseligkeit entgegenschlug.

‚Da kann ich auch gleich…‘

Ein verschlagenes Lächeln zierte ihre Lippen.

„Vampir, was für verschlagene Tricks möchtest du nutzen?“, starrte der Veteran wachsam die Vampirin an.

Doch diese entgegnete ihm nichts und schlug den Griff ihrer Sense auf den Boden. Hierauf quellten aus dem Nichts dunkle Ströme an Magie hervor. Bai Ji biss sich in einen ihrer zierlichen Finger und ließ einige Blutstropfen in die Dunkelheit fallen. Sobald diese das Blut absorbierte, breitete sich Magie explosiv aus und eine scharlachrote Magieformation, welche zahlreiche Beschriftungen trug, formte sich zu Füßen der Ritter.

„Was für eine Magie ist das?! Was solls‘, ich bin nicht so leicht-“ Doch bevor er seine Worte beenden konnte, begann sich die Magieformation rasend schnell zu drehen und verzerrte den Raum. In einer Reihe an Energieblitzen verschwand die Gruppe an Rittern von der Stadtmauer.

[Stil der Lasombra – Fortschrittliche Technik – Schnelles Teleportationsfeld]

Mit einem erleichterten Seufzer lehnte sich Bai Ji auf ihre Waffe – Goutermara.

Auch wenn der Ort, an den sie geschickt werden würden, dem Zufall überlassen war, dürften diese Ritter, die bereit gewesen waren, bis zum Tod zu kämpfen, in Sicherheit sein. Jedoch…

Bai Ji kniff ihre Augen zusammen und betrachtete die Stadt.

„Zuzusehen, wenn Leute sterben… Wenn ich herausfinde, wer dafür verantwortlich ist, werde ich ihn definitiv Konsequenzen spüren lassen.“, sprach sie kalt.

Doch unterbrach ein unangenehmes Geräusch, das Knurren ihres Magens, ihre Gedanken.

‚Nicht gut… Das Teleportationsfeld hat zu viel Energie verbraucht…“

„Uhh~ Durst… Ich habe Durst.“ Bai Ji ließ ihre Waffe los und hockte sich auf den Boden. Mit einer Hand strich sie sich über den Bauch.

Da noch immer nicht alle Trolle ausgeschaltet worden waren, war ihre aktuelle Hauptpriorität eigentlich, sich um die verbliebenen Trolle am Südtor zu kümmern.

‚Aber… Keine Lust! Ich habe schließlich auch eigene Probleme, nicht wahr? Seit drei Tagen und Nächten habe ich nichts mehr getrunken! Mein Magen ist leer und ich musste trotzdem diesen widerspenstigen Rittern helfen! Warum ist es so anstrengend, ein Vampir zu sein? Hmmm…‘

Früher, als sie als ‚Strahlender Ritter‘ ihren Ritterorden über eisige Landschaften und sengende Wüsten geführt hatte, war es niemals ein Problem gewesen, selbst für eine ganze Woche zu hungern. Diese Erinnerung ließ Bai Ji befürchten, dass sie zu empfindlich geworden war.

Goutermera – ihre Waffe – als Stütze nutzend, stand sie schwankend auf. Wohl als Folge der Qualen, die sie gerade erleben musste, wurde ihr fast schwarz vor Augen.

„Ahhh! Stirb!“, weckte ein markerschütternder Schrei voller Wut Bai Jis Bewusstsein auf. Als sie sich umsah, erblickte sie einen anstürmenden Troll-Soldaten, der seinen Streitkolben erhoben hatte – bereit, sie zu zerquetschen.


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