ATAPOW Chapter 53(German)

Kapitel 53 – Ehre


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Kapitel 53 – Ehre

Plötzlich durchbrach der Klingelton eines Handys im Auto die Totenstille, die sich um die Schüler der Tomaten-Klasse gelegt hatte. Ji Bais Augen erlangten ihren Glanz zurück, als er sie auf Lin Tuo, der den Anruf angenommen hatte und nun in sein Telefon sprach, richtete.

„…Okay, ich verstehe. Lass uns am besten das Ganze regeln. Ja, ich bin mir sicher.“ Lin Tuo legte auf und stieg aus seinem Auto.

„Einige Kundschafter des Ordens haben bereits das Zielgebiet erkundet. Macht euch alle bereit, das wird wahrscheinlich euer erster Kampf werden.“, sagte Lin Tuo zu den fünf Anwesenden, die alle einen niedergeschlagenen Ausdruck im Gesicht trugen.

„Wo?“, fragte Ji Bai, keine Worte verschwendend, als er aufstand. Seine Hand fest um den Griff seines Langschwertes geschlossen, sein Blick schien Lin Tuo durchbohren zu wollen.

„Nicht so hastig, so ziehst du uns alle nur in den Ruin. Also gut, ihr alle, sucht auf euren Handys eine App namens ‚Unter dem Nachthimmel‘. Wenn ihr sie gefunden habt, gebe ich euch eure Login-Infos.“

Alle anwesenden holten synchron ihre Handys hervor und begannen, nach der besagten App zu suchen. Alle, außer Ji Bai. Er stand immer noch an Ort und Stelle und bedachte Lin Tuo mit einem bedeutungsvollen Blick.

„Ich weiß, dass du besorgt bist…“ Lin Tuo zuckte hilflos mit den Schultern. „Aber wenn du die App nicht runterlädst, kann ich dir den Weg dahin nicht schicken.“

„Ich habe kein Datenvolumen und kein Geld, es zu bezahlen.“, entgegnete ihm Ji Bai ausdruckslos.

„Okay, okay. Ich eröffne einen Hotspot.“, verzog der ältere Mann sein Gesicht und schaltete sein eigenes Handy wieder an.

Als Ji Bai sich vergewissert hatte, dass die App die richtige Karte heruntergeladen hatte, drehte er sich wortlos um und lief, sein Schwert immer noch fest im Griff, los.

„Äh? Schüler Ji Bai, nun warte doch mal!“

„Wieso warten? Haben wir dafür Zeit? Wir haben keine!“, entgegnete Ji Bai kalt.

„Ha“, seufzte Lin Tuo und trat an Ji Bai heran. „Hast du vergessen, dass ihr ein Team seid? Natürlich arbeitet ihr zusammen. Ein Team ist stärker als seine einzelnen Mitglieder.“, erklärte er dem Ungeduldigen.

„Ist nicht notwendig.“, meinte dieser nur, als er seine Klassenkameraden musterte. Sein Blick fiel auf Xiaosha, welche ihm die Zunge rausstreckte. Unter seinem strengen Starren versteckte sie sich wieder in Lin Tuos Schatten. „Ihr könnt mir am besten helfen, indem ihr hier wartet. Ich werde diese Dämonen in Stücke schneiden!“

Ein Team war etwas, was er noch nie gebraucht hatte.

„Möchtest du wirklich Ke’ers Leben aufs Spiel setzen, indem du alleine dahin gehst?“, kritisierte ihn Lin mit verschränkten Armen.

„Also, Schüler Ji Bai, ich denke, du hast da was falsch verstanden. Das Ziel ist es, eine Geisel zu befreien, nicht, alle Gegner zu töten. Vergiss nicht, dass Ke’ers Leben in deren Händen liegt. Auch wenn du noch so tolle Fähigkeiten hast, denkst du wirklich, sie retten zu können, bevor die Trolle ihr was antun können?“, trug Lin Tuo ernst vor. Seine Stimme wies nur einen Hauch von Kritik auf.

Ji Bai blickte nacheinander seinen Lehrer und seine Klassenkameraden an und stieß ein unterdrücktes Lachen aus. „…Wird sich also eine Lösung von selbst präsentieren, wenn ich euch folge?“

Seine geistige Gesundheit war noch nicht so sehr degradiert, dass er keine Vorsichtsmaßnahmen gegen Dämonen treffen würde. Auch wenn sie seine Klassenkameraden waren.

„Natürlich. Der Plan eines Einzelnen ist immer schlechter als der, die eine Gruppe gefunden hat. Ich habe da schon einen Gedanken… Guck dir doch mal das 3D-Modell des Gebäudes, in dem die Trolle sich verschanzt haben, in der App an.“

Ji Bai hob die Brauen und tippte auf die Benachrichtigung im Gruppenchat, woraufhin die dreidimensionale, schematische Darstellung eines Gebäudes erschien.

Der Detailgrad des Modells überraschte ihn sehr. Selbst sein vorheriger Ritterordern hatte keine derartig hochwertige Aufklärung gehabt.

„Das Ziel wird im dritten Stockwerk festgehalten und von mehreren Feinden bewacht. Bisher haben sie ihr noch nichts angetan. Als ob sie auf etwas warten würden… Also sollten wir sie einfach in ihrem eigenen Spiel schlagen.“

„Und frontal angreifen.“ Ji Bai trug einen eiskalten Blick und stand, immer noch sein Langschwert im Griff, wie eine Statue dar.

„Tch! Was für ein einfältiger Barbar.“, rollte Lin verächtlich ihre Augen.

„Schüler Ji Bai, möchtest du etwa, dass Ke’er stirbt? Was, wenn das die Trolle zu verzweifelten Maßnahmen triebt? Geiselnahmen verlangen Fingerspitzengefühl; Wir müssen unsere Gegner austricksen. Wir können auch nicht alle reinschicken, denn zu viele Leute sorgen nur für Chaos.“ Ruhig nahm Lin Tuo eine Zigarette aus seiner Tasche, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug.

„Also, hast du nun einen Plan?“

„Ja, mehr oder weniger. Wir schicken einen von euch rein, um mit ihnen zu verhandeln und ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Dann kann ein Rettungsteam verdeckt reinstürmen und Ke’er auf einen Schlag retten.“

„Das ist schon ziemlich vage, oder? Wie sollen wie sie denn überhaupt unvorbereitet überraschen?“ Ji Bai maß Lin Tuo mit kritischem Blick. Ihn überkam das schleichende Gefühl, dass dieser unzuverlässige Narr nichts als heiße Luft ausstieß.

Lin Tuo entgegnete nichts und blickte zu einer gewissen Neko, die sich gerade hinter Lin versteckt hielt.

„Xiaosha, du bist die Älteste unter den Anwesenden, oder?… Deine Magie erlaubt dir doch, dass du dich an die Seite eines anderen oder diesen an deine teleportierst, nicht wahr?“

„Ja, das stimmt…“ Xiaosha schluckte, bevor sie vorsichtig ihren Kopf hinter dem Rücken der Vampirin hervorstreckte. „Aber es hat eine kurze Reichweite! Und ich kann es nicht ständig einsetzen!“ Angesichts Lin Tuo freudigem Blick überkam sie das Gefühl, dass sie zu Unrecht in etwas gefährliches verwickelt werden würde.

„Schön, du musst es auch nur einmal verwenden. Du kannst doch deine Position mit Ke’ers wechseln, stimmts? ‚Auswechsel‘ dürfte doch eine größere Reichweite haben, oder?“

„Awawawa!“ Die Neko zog ihren Kopf wieder zurück. „Bitte lass die Scherze! Wenn ich das nutzen würde, um sie zu retten, wäre das mein Untergang! Wir reden doch über Trolle, Trolle! Nyaa!“

„Ist es nicht so, dass die Fähigkeit dich für fünf oder so Sekunden Unantastbar für physische Attacken macht?“

„Es sind nur fünf Sekunden, nyaa! Danach bin ich so oder so auf dem Servierteller! Auf keinen Fall werde ich sowas wagen…“ Xiaosha klammerte sich verzweifelt an Lins Bein fest. Nie und Nimmer wollte sie bei Lin Tuos Plan mitmachen.

„Das wird anstrengend…“ Lin Tuo kratzte sich leicht irritiert am Kopf. Wenn Xiaosha aus Angst nicht mitmachen wollte, war schon der halbe Plan nutzlos. Ji Bai hingegen fixierte seinen Blick auf die Neko und lief langsam auf sie zu.

Dies ließ Lin, die immer noch der Kleinen mit ihrem Körper Schutz bot, die Brauen zusammenziehen. Überraschenderweise tat sie aber nichts, um ihren Mitschüler aufzuhalten.

„D-D-Du… Was möchtest du! Bleib weg! Du kannst doch nicht einfach eine Neko durch eine andere ersetzten, nur weil du sie mehr magst als mich! Lin, helf mir doch! Dieser Perverse hat Schlimmes mit mir vor!“

Ji Bai hockte sich vor ihn hin, sodass seine ruhigen Augen auf derselben Ebene waren wie Xiaoshas. „Möchtest du es wirklich auf jeden Fall nicht tun?“

„Warum sollte ich überhaupt!?“

„Wenn du dich doch dafür entscheidest, schwöre ich, Ji Bai, auf mein Leben, meinen Namen und meinen Ruf als Ritter, dass dir nichts geschehen wird.“, erklärte er ihr, während er eine Hand auf sein Herz hielt.

Xiaoshas Entschlossenheit wankte leicht, als sie Ji Bais ernsten und schon fast flehenden Blick erwiderte. Doch dies hielt nicht lange an.

„Wieso soll ich denn bitte so einen Schwachsinn glauben! Es sind Trolle…“ Die zitternde Stimme der Neko trug einiges an Trauer mit sich. „Mit denen kann man nicht reden! Sie sind für ihre Boshaftigkeit bekannt…“ Huo Lei senkte auf Grund der Beschreibung seiner eigenen Spezies den Kopf. „Ich-Ich kann nicht…“ Im Kopf der kleinen Neko schienen sich einige unangenehme Erinnerungen abzuspielen.

„Ist das so? In Ordnung.“, sagte Ji Bai, stand wieder auf und legte sich sein Schwert auf die Schulter.

„Ihr könnt mich aus der Ferne beobachten. Ich gehe allein rein.“

„…Hey, bist du dir da wirklich sicher? Du würdest dein Leben für eine Dämonin riskieren, die du nur seit einigen Tagen kennst. Ist es dir das wert?“

„Ich helfe doch keinem Dämon. Ich erfülle nur meine Pflicht als Ritter, die Schwachen und Unschuldigen zu beschützen. Und das ist eine Verantwortung, vor der ich nicht zurückschrecken kann.“, entgegnete Ji Bai entschlossen.

Huo Lei hob seinen Kopf, seine Augen trugen Spuren von Bewunderung. Auch Lins sonst so kalter Blick erwärmte sich. Selbst Lin Tuo lächelte schwach.

„Tch. Mehr als starke Worte kennst du nicht…“, murmelte Xiaosha mit abgewandtem Blick.

„Bist du dir sicher, dass das in Ordnung ist?“, warf Huo Lei ein. „Warum sollte nicht ich gehen? Wenn du dort stirbst, ist die ganze Sache umsonst. Ich bin doch, wie unsere Gegner, ein Troll; Vielleicht kann ich ihnen besser zureden?“ Doch bevor er auf die anderen zutreten konnte, stellte sich ihm Lin in den Weg.

„Lass Ji Bai gehen. Er kann es schaffen.“ Zum ersten Mal redete die Vampirin über Ji Bai wie über einen Menschen und nicht wie über eine Kakerlake.


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