ATAPOW Chapter 117(German)

Kapitel 117 – Wenn du jemanden tötest, musst du bereit sein, selbst getötet zu werden


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Kapitel 117 – Wenn du jemanden tötest, musst du bereit sein, selbst getötet zu werden

„…W-Was meinst du… Warum würde ich-…?“

„Du musst es nicht abstreiten.“ Mit viel Mühe bewegte Ji Bai seinen Körper näher an Xiaoshas Seite.

„Mir ist es früher auch so gegangen.“

„Du…“ Auch wenn er mit seiner großen, schweren Hand grob ihren Kopf streichelte, versuchte sie nicht, sich dagegen zu währen.

„Du musst in den letzten Jahren wirklich gelitten haben… Es muss schwer gewesen sein, nur als Kind zu überleben, oder?“

Sobald diese Worte seinen Mund verlassen hatten, zerriss die letzte Sehne in Xiaoshas Herzen. Sie konnte ihre Tränen nun nicht mehr zurückhalten und schon bald strömten zahlreiche über ihre Wangen.

Diese letzten paar Jahre über hatte niemand versucht, sich in ihre Situation zu versetzen. Geschweige denn davon, ihr auch nur ein einziges tröstendes Wort zu widmen.

Ihr vorher erstumpftes Herz erzitterte leicht.

„Alter-… Ji Bai…“

„Du solltest mich lieber weiter einen alten Perversen nennen, das hört sich irgendwie gut an.“

„Pfft…“ Xiaosha konnte nicht anders, als schwach zu kichern.

„Alter Perverser? Sind wir nun Freunde?“, fragte sie, ihre Augen fest auf seinen Helm gerichtet.

„…Das sind wir schon immer gewesen.“

„Dummkopf… Uhhh, ich glaube, du machst dich nur über mich lustig.“

„Trotzdem, lass mich zumindest dir als meinem Freund ein letztes Geschenk machen… Zerbreche den Edelstein! Wenn du weiter wartest, werden wir beide sterben! Beeil dich, lass mich dich nicht darum anbetteln müssen~“

„Und Ke’er, die kleine… Sie ist ein freundliches Kind, also kümmere dich gut um sie… Was ich vorher immer gesagt habe, waren nichts als dumme Sprüche; Seitdem ich gesehen habe, wie du bereit warst, dein Leben für sie zu opfern, wusste ich, dass du dich gut um sie sorgen würdest… Ich beneide sie sogar ein wenig.“

„Du hast mir immer noch nicht das Geld gegeben, das du mir schuldest.“, stellte Ji Bai ruhig fest.

„Hä? Hörst du nicht richtig, oder was? Weißt du nicht, wie viel dieser Edelstein eigentlich wert ist?! Wenn du ihn einfach so der Kampfkunst-Vereinigung verkaufen solltest, würdest du nie mehr arbeiten müssen, verstehst du? Und er ist sogar etwas, was meine Schwester mir gegeben hat! Auch wenn er so viel wert ist, habe ich mich nicht ein einziges Mal von ihm trennen wollen…“

„Ich möchte ihn nicht.“, meinte Ji Bai nur und drückte Xiaosha den Edelstein wieder in die Hand.

„Ich schulde dir doch immer noch einen Gefallen, oder?“

Bevor Xiaosha darüber nachdenken konnte, was sie antworten konnte, traf eine Welle an Müdigkeit auf ihr Gehirn. Die [Magie] in ihrem Körper war schon fast an ihrem Ende, fast vollständig aufgebraucht.

„Also ist es wirklich nur ein Trick?“ Als der dritte Trollbruder sah, wie das Leuchten der Lotus-förmigen Barriere immer stumpfer wurde, kniff er seine Augen zusammen.

„Aus dem Weg, aus dem Weg! Ihr alle, aus meinem Weg!“ Mit einem Schwung seines dornentragenden Knüppels warf er alle Goblins, die direkt um ihn herumstanden, von der Brücke.

„Wuwuhehih…“ Die restlichen Goblins fühlten sich von ihm hintergangen, doch wagten sie es nicht, ihren Unmut auszudrücken und zogen sich stattdessen rasch zurück. Ihre kleinen, gelb leuchtenden Augen betrachteten neugierig den Troll, während er an ihnen vorbeilief.

Das lila-goldene Leuchten der Barriere wurde schwächer und immer schwächer, als die [Magie], die sie aufrechterhielt, langsam austrocknete. Schlussendlich leuchtete sie zweimal kurz auf und verklang vollständig.

„Ohh! Ich hatte wirklich gedacht, dass das etwas Besonderes wäre… Aber anscheinend war es nichts als Schall und Rauch…“ Der dritte Troll-Bruder verzog ungehalten seine Lippen.

Nachdem Ji Bai die nun ohnmächtige Xiaosha vorsichtig zu Boden gelegt hatte, verstärkte er den Griff um seine Waffe und stand mit einigen Schwierigkeiten auf.

„Oh…? Der Wurm, der bereits zum Krüppel geprügelt wurde, möchte immer noch kämpfen? Möchtest du etwa dein Leben für deinen ach-so-tollen Ritterschwur wegwerfen?“ Spott und Hohn zeichneten das Gesicht des Trolles.

„Als ein Ritter ist es mir eine Ehre, im Kampf zu sterben… Aber es gibt noch ein Versprechen, dass ich erfüllen muss.“ Ji Bai drehte sich kurz um.

„Ich habe dir versprochen, dass ich dich sicher nach Hause bringen werde und werde das definitiv auch tun.“

„Hä? Habe ich das richtig gehört? Habe ich dir dein Gehirn rausgeschlagen?? Möchtest du immer noch angeben, auch wenn du dich nicht einmal selbst beschützen kannst?? Wer hat dir denn den Mut gegeben, Wurm?“ Der dritte Troll-Bruder sah Ji Bai amüsiert an. Seine Vermutung war, dass der Schlag, den er ihm verpasst hatte, sein Gehirn beschädigt haben musste.

Ji Bai nahm seinen schwer beschädigten metallenen Helm ab und warf ihn zur Seite. Ruhig ließ er seinen Blick über seine Gegner schweifen.

Er wusste genau, dass seine nächsten Handlungen ihn dem Dämonen in seinem Körper näher bringen würden.

Vielleicht würde irgendwann der Tag kommen, an dem er mit einer schweren Entscheidung konfrontiert werden würde… Aber dieser Tag war auf jeden Fall noch nicht gekommen.

„Hehe, möchtest du an der Schwelle zum Tod immer noch angeben?? Los, bringt ihn um!“ Der dritte Troll-Bruder wedelte verächtlich mit seiner Hand und signalisierte den Goblins hinter sich, anzugreifen.

„Gigiwaja!“ Einige ungeduldigere Goblins schrien auf und rannten anschließend mit Dorchen und Spießen in ihren Händen auf Ji Bai zu.

Ihr Plan war, ihn zu umschwärmen, an seinem Körper heraufzuklettern und seinen Schädel zu durchstoßen.

Doch Ji Bais Körper löste sich plötzlich in Luft aus. An seiner Stelle flatterten zahlreiche kleine, blutrote Fledermäuse umher und durchstießen die Körper der Goblins.

Einige kleine, grüne Leichen fielen zu Boden. Ein großer Klumpen ihres Fleischs war aus ihren Brustkörben und Bäuchen verschwunden –schnell wie bei einem Zaubertrick.

„Was-…?! Was ist das für ein Trick??“ Der dritte Troll-Bruder sah die zahlreichen frischen Goblin-Leichen schockiert an und wandte seinen Blick dann zu der Stelle, an der Ji Bai gestanden hatte. Er verstand nicht, was genau vor ihm geschehen war.

Eine weiße Silhouette, der man nicht mit dem bloßen Auge folgen konnte, schnellte vorbei und eine silberne Knochensense wirbelte, einem Sensenmann gleich, durch die verbliebenen Goblins.

Wie zerschnittenes Tofu spritzten grüne Köpfe und Gliedmaßen umher. Noch, bevor sie aufschreien konnten, waren den Goblins sämtliche Gliedmaßen mit sauberen Schnitten abgetrennt worden.

Einen Sekundenbruchteil später trennten sich zahlreiche, transparente blaue Seelen von den zerfetzten Körpern und wurden eine nach der anderen von der massiven Sense absorbiert.

„Uwah!“, schrien die verbliebenen Goblins panisch auf und versuchten, in alle Richtungen davonzurennen. Ihnen war klar, dass sie das Ziel der großen Waffe waren. Doch schlussendlich war dies nichts als ein vergeblicher Versuch; Kein einziger von ihnen schaffte es, der Klinge der Sense zu entkommen. Voll aller Hoffnung verlassen füllte endlose Verzweiflung ihre Augen…

Schon bald war die steinerne Oberfläche der Brücke von Blut tiefrot gefärbt worden.

„Guwah!“ Der letzte der Goblins wurde langsam von einigen Fledermäusen in die Luft gehoben.

„Wenn du jemanden tötest, musst du bereit sein, selbst getötet zu werden.“, ertönte eine eiskalte, junge Stimme voller Mordabsicht, als das kleine, grüne Wesen in zahlreiche Fleischstücke zerfetzt wurde, die zu Boden regneten.

Der dritte Troll-Bruder fühlte, wie ihm etwas auf den Kopf fiel. Als er es beiseite wischte, fiel sein verwirrter Blick auf ein rechteckiges, mit unheimlicher Präzision zerschnittenes Stück Fleisch – Welches einmal Teil des Goblins gewesen war.

Nur im Bruchteil eines Augenblicks waren alle Goblins, die ihn unaufhörlich brabbelnd umgeben hatte, zum Schweigen gebracht worden. Und doch hatte er nicht einen einzigen klaren Blick auf die Bewegungen seines Gegners erhaschen können.

„Nichts als Schall und Rauch! Wurm, denkst du, dass einige Maden zu töten, genug ist, um mir Angst einzujagen? Ha…!“, rief der Troll verächtlich.

„Lass mich raten, das hier ist deine heilige Fähigkeit, oder? Aber so wie es aussieht, reicht sie nur aus, um Goblins zu töten. Sonst hättest du dich schon längst um mich gekümmert…“

„Was ist denn? Möchtest du dich nicht zeigen und mir gegenübertreten? Dich so zu verstecken… Kannst du dich überhaupt einen Mann nennen?“, spottete er verächtlich weiter.

„Ich bin die ganze Zeit hier gewesen.“, ertönte über ihm eine kalte und zierliche Stimme, so erfrischend wie Quellwasser und melodiös wie eine silberne Glocke. Sie hörte sich eindeutig nicht wie eine männliche Stimme an.

Der dritte Troll-Bruder erstarrte leicht und hob langsam den Kopf.

Mitten in der Luft über ihm schwebte ein silberhaariges Mädchen, welches ihn mit verschränkten Armen und kaltem Blick anblickte. Sie trug ein hochwertiges Kleid in einem westlichen Stil und aus ihrem Rücken ragte ein Paar massiver Flügel, die voll entfaltet waren. Ein Schwarm kleiner, blutroter Fledermäuse drehte sich unablässig um das ‚absolute Territorium‘ ihrer Oberschenkel1.

Ihre langen Wimpern erinnerten an Palmenblätter, während ihre blutroten Augen wie ein Paar reinster Edelsteine funkelten. Ihr zierliches, einer Porzellanpuppe gleichendes Gesicht schien aus Eis und Jade geformt zu sein und stellte mit seiner Schönheit selbst Feen in den Schatten. Doch bestand ihr Ausdruck in diesem Augenblick nur aus Eiseskälte.

Mit ihrem jetzigen Erscheinungsbild – gleichsam wunderschön und unantastbar – war es schwer möglich, sich auszumalen, was für eine atemberaubende Schönheit sie einmal sein würde, wenn sie erwachsen sein würde.

Ihr Erscheinen ließ den dritten Troll-Bruder komplett vergessen, in welcher Gefahr er aktuell schwebte. Trägheit füllte seinen Blick, als seine Augen an den Anblick dieser verführerischen Sirene gefesselt wurden.


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  1. Zettai ryōiki (Japanisch: 絶対領域, lit. ‚absolutes Territorium‘) bezieht sich auf entblößte Haut zwischen dem Ende eines kurzen Rockes und dem Saum von Socken, die bis über das Knie reichen.
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