ATAPOW Chapter 106(German)

Kapitel 106 – Opfer


Previous Chapter|Index|Next Chapter

Kapitel 106 – Opfer

Gedämpfte und ungleiche Fußschritte echoten durch die Dunkelheit. Und wie eine geisterhafte Erscheinung schwebte ein Ball aus Flammen durch die feuchten Tunnel der Kanalisation.

„Ähm, alter Perverser… Wir sind schon seit fast einer Stunde unterwegs! Wenn die Kanalisation ein Tier wäre, wären wir sicher schon bei seinen inneren Organen angekommen!“, ertönte eine Stimme aus der Umgebung der Fackel.

Xiaosha rieb sich ihre Beine, als sie zu Ji Bai sprach, welcher, ohne zu zögern, vor der Gruppe herlief. Seitdem sie die Kanalisation betreten hatten, war er unablässig vorangegangen.

„Mhm, ich weiß.“

„Was soll das denn für eine Antwort sein?“ Xiaosha verzog ungehalten ihr Gesicht. „Wenn du es weißt, dann zeig das doch auch! Wir alle sind müde, verstanden?“

Ji Bai drehte sich – immer noch die Fackel fest im Griff – zu seinen Gruppenmitglieder um. „In dem Fall, lasst uns hier eine Pause einlegen, Leute.“

„Das hier sieht ja auch WIRKLICH wie ein Ort aus, an dem man sich ausruhen kann!“, spottete Xiaosha. Angesichts dessen, dass sie einige lichtscheue Kakerlaken aus dem von der Fackel erhellten Bereich fliehen hatte sehen, war ihr ein Schaudern aufgestiegen.

Nur daran zu denken, an diesem Ort voller Kakerlaken, Tausendfüßler und großer Ratten… Alle diese waren schließlich in der Lage, ihre Kleidung heraufzuklettern! Ihre Kopfhaut zog sich vor Entsetzen zusammen.

„Wir sind doch schon seit einiger Zeit unterwegs. Wenn Dämonen oder Goblins wirklich hier sein sollten, hätten wir sie schon längst gefunden.“, hakte Xiaosha nach. „Warum würden sie überhaupt nichts tun, wenn wir immer weiter ins Zentrum der Kanalisation gehen?“ Sie war sehr unzufrieden mit Ji Bais Logik, welche aus ihrer Sicht so verworren war wie die eines Roboters.

„Naja, sie könnten uns eine Falle stellen.“, meinte Ji Bai in einem ruhigen Tonfall. Es war nicht zu erkennen, welchen Gesichtsausdruck er hinter dem Kreuz-Visiert seines grauen Helmes trug.

„Alter Per-ver-ser! Kannst du auch mal weniger paranoid sein und richtig nachdenken?! Hier ist nichts weiter als Kakerlaken, Tausendfüßler, Läuse und große Ratten, verstehst du?? Wann merkst du das endlich?“ Es war unklar, woher Xiaosha das lange Katzenspielzeug, mit dem sie gegen Ji Bais Helm hämmerte, hatte.

„Xiaosha, es ist nicht wirklich freundlich, mit ihm so zu-…“, versuchte Xiaomu vorsichtig, sich von der Seite einzumischen.

„Ist mir egal!“, unterbrach Xiaosha sie. „Ich muss diesem Holzkopf nur Vernunft beibringen!“

Das laute Klopfen des Spielzeugs, welches auf Ji Bais Helm traf, stoppte, als es ihr auf Grund ihres unsicheren Griffes aus der Hand flog.

‚Mist! Das ist Xiaomis Lieblingsspielzeug… Ich darf es nicht verlieren!‘, schreckte durch ihren Kopf, als sie hastig dem Spielzeug hinterherrannte und so den von der Fackel erhellten Bereich verließ.

„Hey! Pass auf! Renn nicht zu weit weg!“ Doch noch bevor Huo Lei seine Worte beendet hatte, hatte Xiaosha bereits sein Sichtfeld verlasen.

„Hah…“, seufzte sie erleichtert, als sie sich niederkniete und das Katzenspielzeug aufhob. „Zum Glück ist es nicht in dreckiges Wasser gefallen. Was für ein Glück~“

‚Hä?? Seltsam, ist es vom Fall kaputt gegangen? Warum fühlt es sich auch deutlich steifer an? Fast wie ein…‘

Als ihr der Schein der Fackel immer näherkam, erkannte sie langsam, was für ein Objekt sie in ihrer Hand hielt. Ihre erste Reaktion auf diese Erkenntnis war ein kompletter Ausfall ihres Gehirns; Und, als ihr vollständig klar wurde, was es war…

„Ahhhhhh!…“ Wenn eine Neko neun Leben hatte, dann hatte Xiaosha in diesem Augenblick vier davon verloren.

Sie warf entsetzt das ‚Katzenspielzeug‘ von sich weg und rannte in die entgegengesetzte Richtung.

„Was ist los??“, riefen die anderen Mitglieder der Gruppe, sobald sie den Schrei der Neko hörten, und eilten ihr zu Seite.

„Da-Da-Da…“ Xiaosha kümmerte nichts mehr und hastete hinter Ji Bais Rücken. „Da drüben…“, brachte sie dort nur vor und zeigte mit einem Finger in die Richtung, aus der sie gekommen war.

Dort schien eine Person gegen die Wand zu lehnen. Eine Person, welche in eine Kettenrüstung gehüllt war, und, deren Haare ihr Gesicht verdeckte; Ausgehend von dem Stil und Modell der Rüstung schien es sich um einen Mann zu handeln.

Ji Bais Blick verweilte kurz auf ihm, bevor er die Fackel hochhob und sich dem an der Wand lehnenden näherte.

„Vielleicht ein Ritter, der sich verirrt hat? Seid vorsichtig.“, warnte Huo Lei mit hochgezogenen Brauen, als er ihm folgte.

„Mhm.“, war Ji Bais einzige Antwort.

„Äh-Ähm, hallo? Geht es ihnen gut?“, fragte Xiaomu, welche gemeinsam mit Xiaosha das Schlusslicht der Gruppe bildete, den einfach nur an der Wand lehnenden Mann.

„…Er ist schon tot…“, brachte Xiaosha ängstlich hervor. „Was ich gerade aufgehoben hatte, war wohl sein….“

Ji Bai kniete neben dem Ritter nieder, welcher immer noch keinerlei Reaktion zeigte. Anschließend streckte er seine Hände aus und wischte die Haare, die das Gesicht seines Gegenübers verdeckten, zur Seite.

„Es war seine Hand…“, konnte Xiaosha nur noch sagen, bevor sie ihren Mund bedeckte. Ihre Augen waren entsetzt aufgerissen.

Unter dem langen Haar lag ein hell-grüner menschlicher Schädel, der von zahlreichen Löchern übersäht war.

Als der Schein der Fackel nun frei auf das Gesicht fiel, schreckten zahlreiche kleine, schwarze Käfer und Kakerlaken aus den zwei Löchern, in denen einmal die Augen des Ritters gesessen hatte, hervor.

„I-Ist das…“ Auch Xiaomu hatte sich sehr erschrocken. Ihre Gesichtsfarbe erinnerte an die einer eingefrorenen Aubergine. Sie konnte nicht anders, als einen Schritt zurückzutreten.

„Haut und Fleisch haben sich schon ausgelöst… Wahrscheinlich ist er schon vor drei Monaten gestorben, aber das kann ich nicht genau sagen. Ich denke, dass er Teil der Untersuchungsgruppe, die die Strahlenden Ritter entsendet haben, war.“

„Ist er an Gift gestorben?“, fragte Huo Lei mit verzogenem Gesicht, als er die seltsame Farbe des Skelettes musterte.

„Nein, es gibt nur wenige Gifte, die bis zum Skelett vordringen können. Die Gifte, die Goblins herstellen, sind dafür nicht stark genug.“

„Ich glaube, dass der Körper zurückgelassen wurde, nachdem er gestorben ist. Die giftigen Käfer hier haben seinen Körper angefressen.“

„Giftige Käfer?!“, schrie Xiaosha mit bleichem Gesicht. „Die schwarzen Käfer von gerade?“ Ihre Kopfhaut hatte sich eng zusammengezogen. Langsam beschlich sie die Angst, dass die schwarzen Käfer, die vorhin auseinandergestoben waren, ihr langsam die Knöchel hochkrabbelten…

So langsam bereute sie, keine Rüstung mitgenommen zu haben.

„Glücklicherweise haben diese Insekten nur vor Toten keine Angst.“ Ji Bai zertrat einen der fliehenden Käfer. „Dafür aber vor Lebenden.“, sagte er noch, als er die grüne Flüssigkeit, die aus dem toten Insekt austrat, betrachtete. „Aber diese Käfer sollten eigentlich nicht hier sein.“

„Diese Käfer… Dieselbe Blutfarbe wie Trolle…“

„Nein, sie ist anders.“, korrigierte Huo Lei ihn. „Wir haben dunkelgrünes, aber das hier ist hellgrün.“

„Alter Per-Perverser… Dieser Ort ist unheimlich. W-Wir sollten wieder zurück…“, stotterte Xiaosha, während sie schwer schluckte.

„Nein, das ist schließlich der Beweis, dass in dieser Kanalisation seltsames vorgeht.“

„A-Aber…“

„Es scheint, als ob der Tunnel sich vor uns gabelt.“, fuhr Ji Bai unbeeindruckt fort.

„Ich habe einige Bohnen mitgebracht, also wieso…. Wieso werfen wir nicht einige hinter uns auf den Boden, damit wir wissen, wo wir hergekommen sind? So können wir leicht zurückfinden…“, schlug Xiaomu verunsichert vor.

Ohne klaren Übergang war Ji Bai mit der Ruhe und Kompetenz, die er ausstrahlte, zum Anführer des Teams geworden.

Doch Ji Bai antwortete ihr nicht direkt. „Hast du die kleinen Abflusslöcher auf dem Weg hierher gesehen?“, fragte er stattdessen.

„Ja, habe ich… Ist das wichtig?“, entgegnete Xiaomu ihm verwirrt.

„Hast du Angst, dass jemand uns folgen und uns von hinten angreifen wird?“, mischte sich Huo Lei ein. „Aber durch die kleinen Löcher passen weder Menschen noch Dämonen… Also halte ich einen Hinterhalt für sehr unwahrscheinlich.“ Langsam strich er sich nachdenklich über sein Kinn.

„Auch wenn ‚diese Kreaturen‘ nicht durchpassen, können sich immer noch einige kleine ‚Viecher‘ darin verstecken.“, erklärte Ji Bai bedeutungsvoll und wandte das Visier seines Helmes Xiaomu zu.

„Nicht nur wir können den Spuren folgen… Die Wesen, die hier leben, können es auch.“


Previous Chapter|Index|Next Chapter

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Mythologies Translation