ATAPOW Kapitel 12 – Du bist sehr draufgängerisch, nicht wahr?
Previous Chapter|Index|Next Chapter
Kapitel 12 – Du bist sehr draufgängerisch, nicht wahr?
„Gut gesagt“, sprach eine ruhige und tiefe Stimme. Doch dem langsamen, rhythmischen Applaus fehlte jegliche Spur von Lob.
Ji Bai drehte seinen Kopf, um in eine bestimmte Richtung zu blicken. Seit wann der Applaudierende anwesend war, war unklar. So oder so stand dort ein Mann mittleren Alters, der lässige Kleidung aus Flachs trug.
Seine Stimme war Ji Bai bekannt. Sie entsprang einem Gesicht, dass er schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Sowohl der kurzhaarige Ritter als auch sein letzter Kollege, der noch bei Bewusstsein war, waren erleichtert in Angesicht dessen, dass ihr Lehrer nun anwesend war. „Sir Manda! S-Sie sind hier!“ Ihre blassen Gesichter füllten sich mit Aufregung, nun hatten sie nicht mehr im Geringsten Angst. Hastig eilten sie an ‚Ultraman‘ vorbei, um sich an die Seite des älteren Mannes zu stellen.
Sie waren sich sicher, dass sie, solange sie im Schatten dieses Mannes standen, keinen Gefahren mehr ausgesetzt werden würden. Ihr Lehrer würde niemals zulassen, dass seine Schüler von einem Außenseiter verprügelt werden.
In der Tat hatte Ji Bai keine Regung gezeigt, die beiden Ritter zu behindern, als sie direkt an ihm vorbei flohen. Als er durch die kleinen Sichtlöcher seines Kostüms den Neuankömmling betrachtete, erfüllte eine traurige Nostalgie seinen Blick.
‚Manda, es ist lange her…‘
Der Mann mittleren Alters vor ihm war Ji Bais Schüler. Oder, genauer gesagt, ist einmal sein Schüler gewesen. Er war dem Ritterorden der Strahlenden Ritter kurz, bevor Ji Bai Erfolg und Anerkennung erlangt hatte, beigetreten. Damals war er nur ein schwacher Mann voller Hass gewesen, der sowohl Frau als auch Kinder im Krieg verloren hatte.
Manda wurde auch ‚der Ritter der heiligen Flamme‘ genannt. Dieser Spitzname war ihm verliehen worden, da er die Fähigkeit besaß, eine Flamme um sein Schwert herum zu manifestieren. Mit dieser konnte er Dämonen großen Schaden zufügen. Da die Flamme golden war, ist ihm der Rittertitel ‚Heilige Flamme‘ verliehen worden.
Alles in Allem hatte er sich Ji Bais Anhängerschaft recht spät angeschlossen. Aber obwohl der Altersunterschied zwischen den Beiden groß war, hatte er ihre Beziehung nicht im Geringsten behindert. Als Ritter hatte Manda seine Spuren in der gesamten Heiligen Kampfkunst-Organisation hinterlassen. Ji Bai hatte dabei sein Wachstum in jeglicher Hinsicht miterlebt.
Obwohl er nun einen Bekannten getroffen hatte, hatte Ji Bai keine Angst, dass seine Identität enthüllt werden würde. Schließlich trug er ein Ganzkörper-Kostüm, welches zudem den Klang seiner Stimme verzerrte. Solange er darauf achtete, wie er sich bewegt, würde niemand seine Identität herausfinden.
„Sir Manda! Bitte, bitte helft uns, Gerechtigkeit zu kriegen! Wir haben nur unsere offiziellen Aufgaben erledigt! Und dann ist dieser Verdächtige aus dem Nichts aufgetaucht und hat uns nicht nur im Erfüllen unserer Aufgaben behindert! Nein, er hat uns beleidigt und sogar zwei unserer Kameraden verletzt! Sch-Schaut es Euch nur an…“
Im Gegensatz zu den eher unterdurchschnittlichen Kampffähigkeiten, die der kurzhaarige Ritter besaß, war seine Schauspielkunst, ebenso wie seine Speichelleckerei, unübertroffen. Dies zeigte sich in der Geschwindigkeit, in der sein Gesichtsausdruck zwischen den Extremen schwankte, ebenso wie an seinen zahlreichen Tränen. Er ähnelte einer Person, welche einen langjährigen Groll gehegt hatte und anderen es erscheinen ließ, als wären ihm selbst große Ungerechtigkeiten zugestoßen. Wenn man dann noch seine Redekunst mit einbezieht, war zu erkennen, dass er in großartigster Kleinstarbeit einen Teil der Wahrheit verschleierte. Sein Schauspiel war derartig meisterhaft, dass dies auf gar keinen Fall das erste Mal sein konnte, dass er es nutzte.
‚Tch, und der diesjährige Oscar geht an…‘
Angesichts dieser perfekten Schauspielerei verstand Ji Bai nicht, wieso der Kurzhaarige Ritter geworden war. Mit diesem Talent hätte er doch lieber direkt Schauspieler werden sollen, wenn es ihm um Ruhm ging.
Manda nickte. „Ich weiß Bescheid. Beruhigt euch erst einmal.“ Er sah in Richtung des Restaurantbesitzers, der mit leerem Gesicht in die Gegend starrt, dann in Richtung des Ritters, der einen Pferdeschwanz trug und in Richtung von Cullen, der immer noch ohnmächtig war. Anschließend fokussierte er seinen Blick auf ‚Ultraman‘, der immer noch arrogant vor dem Restaurant stand.
Mandas Augen verengten sich. „Junge, ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig.“ Seine Körperhaltung war die einer Kobra; Es schien, als ob er Macht ansammeln würde, auf eine Gelegenheit wartete, anzugreifen. Die Umherstehenden wagten es nicht, dem Blick seiner Augen zu begegnen.
„Oh? Eine Erklärung?“ Ji Bai, der nun das Langschwert über seine Schuler geworfen hatte, antwortete mit Verblüffung. „Al–… Lieber Herr, haben Sie denn etwa nicht wie ein Stalker von Anfang an beobachtet, was hier geschehen ist? Haben Sie denn wirklich keine gottverdammte Ahnung, was hier los ist?“
Mandas Pupillen zogen sich zusammen, als sich immer mehr Vorsicht und Erstaunen in seinem Blick ansammelte.
‚Er hat also auch eine exzellente Beobachtungsgabe, ich sollte ihn nicht unterschätzen.‘
Bevor Manda antworten konnte, begann der kurzhaarige Ritter, wie ein Hund zu knurren. „Wie unverschämt! Weißt du denn nicht, wenn du vor dir hast? Er ist einer der tapfersten Generäle des Strahlenden Ritters; Der Ritter der Heiligen Flamme! Pass besser auf, was du sagst!“ Dieses Bellen erinnerte Ji Bai an ein Sprichwort, dass er mal gehört hatte: ‚Die Gefahr eines Hundes basiert auf dem Status seines Herren.‘
Ji Baus Mundwinkel hoben sich, seine Lippen formten ein Lächeln. „Habe ich dir gestattet, zu sprechen? Denkst du, ich könnte dir nicht das Maul stopfen, wenn du weiter plapperst?1“, fragte er und hob das Schwert in seiner Hand bedrohlich.
Das Gesicht des kurzhaarigen Ritters verfärbte sich rot vor Scham. „Du…“ Doch er wagte es nicht, auch nur ein weiteres Wort über seine Lippen zu bringen.
„Es ist genauso, wie Du es sagst, Junge. Wie sie diese Angelegenheit angegangen sind, war definitiv unangemessen. Wenn wir zum Orden zurückkehren, werden sie das gesamte Glaubensbekenntnis auswendig lernen müssen.“, sprach Manda ohne Hast, behielt Ji Bai jedoch weiterhin angespannt im Blick.
‚Alter Manda… Du hast dich wirklich nicht ein Stück geändert. Schützt immer noch deine Schüler. Bevor ich ein Wort einbringen konnte, hast du gehandelt und die Situation gelöst, indem du deinen Rittern milde Strafen gibst.‘
Ji Bai lächelte hilflos. Manda schätzte er als einen aufrechten Mann, er war jedoch äußerst anfällig dafür, spontan zu handeln. Dies bedeutete auch, dass er in gewissen Arten von Missionen nur begrenzt nützlich war… Wie auch immer! So oder so war er selbst kein Mitglied er Strahlenden Ritter mehr. Wieso sollte er sich also über diese Dinge den Kopf zerbrechen? Er würde ihnen nur helfen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten sollten. Er hatte nicht mehr vor, sich in innere Angelegenheiten des Ritterordens einzumischen.
Gerade als Ji Bai sich umdrehen, davonlaufen und das Langschwert wegwerfen wollte, wurde er erneut von hinten angesprochen.
„Junge, wir sollten zum eigentlichen Thema zurückkehren. Ich bin dafür verantwortlich, die Mitglieder des Ritterordens zu belohnen und zu bestrafen. Ist es dann nicht ziemlich fragwürdig, wenn du einfach so abhauen möchtest, nachdem du zwei meiner Neulinge verletzt hast?“
Ji Bais Mund formte ein kaltes Lächeln. „Hm? Was möchten Sie damit sagen? Möchten Sie da weitermachen, wo ihre Untergebenen aufgehört haben?“ Er drehte sich wieder um und versuchte, seinen ehemaligen Schüler einzuschätzen.
„Das wäre eine Übertreibung. Vielmehr möchte ich nichts außer Gerechtigkeit für meine Schüler. Mehr nicht.“, sagte Manda in einem eisigen, weder arroganten noch bescheiden Tonfall.
‘Oh, alter Manda. Schön! Es ist nur ein Jahr her, seitdem wir und das letzte Mal trafen und du denkst, schon alles gelernt zu haben? Ist dein ehemaliger Lehrer in deinen Augen nichts mehr wert?‘