ATAPOW Kapitel 9 – Ausleihen
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Kapitel 9 – Ausleihen
Ji Bai rieb sich schweigend die Augen und bedachte die vier aggressiven, arroganten Ritter mit einem kalten Blick.
‚Was zum Teufel muss ich mir hier ansehen? Einen Haufen unvernünftiger Trottel? Tyrannen, die ihre Position ausnutzen, um andere zu belästigen? Beides auf einmal? Wie auch immer! Sie sind alles andere als Ritter.‘
Anscheinend hatte er den Rekrutierungsstandart zu sehr gesenkt, als er noch Teil des ‚Ritterordens der Strahlenden Ritter‘ gewesen war. So sehr, dass jeder Volltrottel beitreten könnte. In den vier abstoßenden Beispielen vor ihm konnte Ji Bai nicht einen Funken des ritterlichen Geistes erkennen, den das Glaubensbekenntnis des Ordens forderte; Er sah nur die Schamlosigkeit von Kleinkriminellen.
‚Wer hat ihnen denn die Autorität gegeben, Zivilisten so zu tyrannisieren? Wer hat ihnen erlaubt, in die Wohnung eines Zivilisten einzudringen und sein Eigentum zu beschädigen? Ohne offiziellem Befehl! Sie haben das Geschäft, den Lebensunterhalt des Besitzers zerstört und tun immer noch so, als ob es notwendig gewesen wäre und sie im Recht sein würden! Solch unzivilisierte Hooligans können heutzutage Ritter werden? Soll ich das etwa akzeptieren? Die ‚Heilige Kampfkunst-Organisation‘ muss also wirklich auf einem absteigenden Ast sein. Wenn ich jetzt nicht in einer ungünstigen Lage wäre, würde ich mit Freude das Gesicht des verdummten Oberhauptes der Organisation einschlagen.‘
Außerdem schien der Besitzer des Nudelladens eine ziemliche netter Person zu sein. Er war der erste Mensch, der Ji Bai seit Beginn des Tages trotz seiner Armut nicht schlecht behandelt hatte.
Sein emotionsloser Blick war immer noch auf die Hooligans in Ritterrüstung, die versuchten, sich gegenseitig in Boshaftigkeit zu übertreffen, fixiert. Nur seine engsten Freunde hätten sein Gesicht lesen können; Er hatte nun endgültig jegliche Geduld verloren. Er war entschlossen, sich einzumischen.
Wenn jemand dem ‚Orden der strahlenden Ritter‘ beitreten und danach fragen würde, würde er die Auskunft erhalten, dass Ji Bai es geliebt hatte, sich mit Korruption von Leuten zu beschäftigen, die keine anderen Fähigkeiten besaßen, als das gemeine Volk zu schikanieren. Daran hatte sich nichts geändert.
Jedoch konnte Ji Bai nicht einfach zu ihnen hineilen und ihnen die Schädel einschlagen. Auch war es nicht möglich, das ‚Strahlende Urteil‘ zu beschwören und sie zu schlagen. Wenn er dies täte, würde innerhalb kürzester Zeit die gesamte Menschheit wissen, dass der ‚Strahlende Ritter‘ noch am Leben war.
Seine suchenden Augen fanden einen nahen Spielzeugladen. Vor dessen Eingang stand ein Angestellter in einem Ultraman1-Kostüm mit einem Bündel Ballons in der Hand. Dieser Fund sorgte dafür, dass sich Ji Bais Mundwinkel zu einem Lächeln hoben. Scharlachrote Inschriften auf den Rückseiten seiner Hände begannen zu leuchten und erhellten die abgelegene Gasse, in der er sich immer noch befand.
Zur selben Zeit lief dem Angestellten im Ultraman-Kostüm ein Schauer über den Rücken. Es fühlte sich so an, als ob etwas Gefährliches ihn beobachtete.
„Juhuu~! Es-Es ist Ultraman~!“ Der junge Mann, der das Kostüm trug, hatte es gerade wieder geschafft, zu Sinnen zu kommen, als seine Ohren eine kindliche und sanfte Stimme erreichte. Ihr Klang konnte das Herz jedes erwachsenen Mannes erobern.
Noch bevor er reagieren konnte, sprang das kleine Mädchen mit silbernen Haaren, die von Fledermausförmigen Haarspangen zu Zwillingszöpfen geformt waren, im Kreis um ihn herum. Sie trug ein Kleid, welches ihre Jugend betonte.
Ihre langen und dichten Augenbrauen erinnerten an Palmenfächer und ihre glitzernden Augen an scharlachrote Jade. Ihr schneeweißes Gesicht war das einer Elfenkönigin aus einem Märchen und ihre silbernen Zwillingszöpfe flossen von ihrem Kopf herab wie ein Fluss und begleiteten jede ihrer Bewegungen, als würden Feen um sie tanzen.
„Ah…“ In dem Augenblick, als der kostümierte Angestellte seinen Blick auf sie warf, erstarrte er. Sie war ein makelloser Engel, ein jeder Mensch musste bei ihrem Anblick ein unkontrolliertes Gefühl der Zuneigung empfinden.
„Ultraman~ Es ist wirklich Ultraman~!“ Das unschuldige Gesicht des Mädchens, genauer gesagt ihre Augen, waren voller Freude. Ihr Gesichtsausdruck war derartig bezaubernd, dass er verboten werden müsste.
„Ahhh!“ Der Angestellte griff sich an die Brust. Er war Opfer des Kindchenschemas geworden.
„Ähm… Ultraman! K-Kann ich ein Selfie mit dir machen? Ich bin ein großer Fan!“ Das silberhaarige Mädchen formte mit ihren Händen eine Herzform. Ihr Gesicht versprühte Vorfreude, zeigte aber auch einen Hauch von Schüchternheit.
„Ahh… Was für ein süßes Kind!“ Der kostümierte Angestellte bedeckte hastig seine Nase.
„Kann ich? Bitte…“
„Ja! Ü-Überlass es mir.“ Es war unmöglich, dass auch nur eine Person existierte, die ihre Bitte ablehnen würde.
„Wirklich!? Jaaa! Können wir das dann an einem anderen Ort machen? Hier sind mir zu viele Leute~“
„K-Kein Problem.“ Ein weiteres Mal erblickte er ihren entzückenden Gesichtsausdruck und verstand, dass man einen Vorschlag von ihr niemals ablehnen könnte.
„Hier! Lass uns anfangen!!“ Das listige Lächeln auf dem Gesicht des kleinen Mädchens entging ihm, als sie ihn in eine kleine Seitengasse führte.
„…Hehehe~ Es tut mir leid~ Ich möchte mir das, was du trägst ausleihen. Okay?~“
„Äh?…“ Bevor der junge Mann reagieren konnte, traf ein scharlachroter Ball aus Energie seinen Kopf. Sofort verschlang Dunkelheit sein Bewusstsein.