Kapitel 31 – Bedingungen
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Kapitel 31 – Bedingungen
Für Ji Bai erschienen Tests, deren Fragen nur im Geringsten etwas mit akademischer Forschung und der Theorie des Ritterschwures zu tun hatten, wie reinster Kleinkram. Solange es keine Trickfragen waren, konnte er eigentlich alle beantworten.
Der Grund dafür war, dass der Ritterschwur etwas war, was er und seine alten Freunde zusammen erstellt hatten; Der Schwur war ein Buch, das seine eigene Handschrift trug. Er konnte sich mit Leichtigkeit an seinen Inhalt erinnert. Und selbst, wenn seine Erinnerungen nicht vollständig sein sollten, wäre es für ihn eine Leichtigkeit, in groben Zügen über das Thema zu schreiben.
Deshalb war er in Bezug auf den schriftlichen Test unbesorgt. Auch wenn er nicht jede Frage richtig beantworten könnte, sollte er kein Problem damit haben, das gesamte Aufgabenblatt mit Antworten zu füllen.
Das war jedoch nur solange seine Einstellung, bis er sich im Prüfungsraum hingesetzt hatte und ihm der Zettel des Tests gegeben wurden.
Es gab interessanterweise keinerlei glücksbasierte Fragen, die schwächere Prüflinge glücklich machen würden; Es gab gar keine Multiple-Choice-Fragen. Der Prüfungsbogen bestand komplett aus einer Liste, ähnlicher und kurzer Fragen. Doch Ji Bais Gesichtsausdruck war völlige Arroganz.
Wie schwer konnten die Fragen, die ein illegaler Ritterorden einem stellte, denn auch sein? Was anderes als die persönliche Einstellung und die Eignung als Ritter konnten denn überprüft werden? Solche formellen Fragen waren Ji Bais größte Stärke!
‚Mhm, also mal sehen, wie die erste Frage lautet…‘
Ji Bai entfernte die Kappe von seinem Stift und startete motiviert. Sein Blick fiel auf die erste Frage unter dem Namensfeld. Sie lautete: ‚Bitte listen Sie den Nährwert und die nützlichen Bakterien eines Apfels auf.‘
‚Hm? Was? Hä? Excuse me1?‘
Ji Bai war völlig verwirrt. Er wusste überhaupt nicht, wie er solch eine fehl am Platz stehende Frage beantworten sollte. Vielmehr kam es ihm gar vor, als ob er den falschen Fragebogen erhalten hätte.
Aber wenn dem so war, wieso stand oben auf dem Blatt Papier ‚Testbogen des Ritterlichen Ordens des Mondes für neue Mitglieder‘?
‚Das ist seltsam… Ich weiß nur, wie man Äpfel isst. Wenn jemand den Nährwert wissen möchte, sollte er doch zu einem Apfelbauer gehen, oder? Woher zum Teufel soll ich das denn wissen?‘
Ji Bai war innerlich zerrissen. Er fühlte sich wie jemand, der den Prüfungsraum betrat, nachdem er alle möglichen Fragen auswendig gelernt hatte, dann aber herausfand, dass das Thema, das die Lehrer ihn lernen ließen, nichts mit dem Inhalt des Testes selbst zu tun hatte.
‚Garantiert eine dieser Ausnahmen… Genau wie bei dem Kreuzworträtsel in einer Zeitung gibt es wahrscheinlich nur einige wenige dieser Fragen.‘
‚Also dann die nächste Frage…‘
‚Bitte zeichnen Sie ein Diagramm der Blutgefäße einer Dämonen-Spezies und benennen Sie sie anschließend.‘
‚Fahrt zur Hölle! Ich bin nicht hier, um Sezierer zu werden! Das Zeichnen mal beiseite… Ich könnte diese Frage nicht einmal beantworten, wenn sie die Einzige Frage wäre! Was genau möchten die hier eigentlich von mir??‘
Auch die restlichen Fragen waren alle derartig ausgefallene. Ji Bais Kopf fühlte sich wie zum Bersten gefüllt, als er eine Menge an Informationen aufnahm.
Dieser Fragebogen war für ihn wie ein Schlüssel, der den Weg in eine neue Welt öffnete. Nachdem er alle Fragen gelesen hatte, seufzte er reumütig.
Es war ihm klar geworden, dass das Wissen aus Büchern seine Grenzen hatte. Je mehr er sich auf das Wissen der Bücher, die er gelesen hatte, verließ, desto mehr erschien weiteres Wissen außerhalb seiner Reichweite. Sein gesamter Blick auf die Welt war umgestürzt worden.
‚Also, in anderen Worten: Wieso lernen, wenn es am Schluss auf nichts hinausläuft?‘
Ihm, als einer derjenigen, die verantwortlich gewesen waren, den Ritterschwur zu schreiben, war von diesem Fragebogen so sehr zugesetzt worden, dass er begonnen hatte, an sich selbst zu zweifeln. Alles, was er sein ganzes Leben lang gelernt hatte, war komplett nutzlos.
Ji Bai blickte mit leeren Augen zu den Überwachungskameras, die in jeder Ecke platziert waren. Sie alle waren auf ihn gerichtet. Er konnte nicht anders, als unwillkürlich zu schlucken.
‚Die Themen, die ich gelernt hatte, sind was komplett anderes als das, was im Test abgefragt wird! Ich bin aktuell im Prüfungsraum… Was soll ich tun? Bitte antwortet bald, es ist DRINGEND!‘`
‚Ok… Zumindest sollte ich irgendwas schreiben…‘
Frage: Ein junger Mann auf der Höhe seines Lebens ist überraschend im Haus einer jungen Sukkubus gestorben. Bitte analysieren Sie den Grund seines Todes.
Antwort: Er wollte in Azeroth einen Angriff starten2.
Frage: Ein Dämon im jugendlichen Alter macht plötzlich einen Wandel seiner Persönlichkeit durch. Wieso?
Antwort: Er fühlt, wie die Kluft der Beschwörer nach ihm rief3.
Frage: Ein Dämon, dessen Spezies Menschen Schaden zufügt, ist gestürzt und braucht Hilfe. Werden Sie ihm helfen?
Antwort: Keine Hilfe. Ich selbst brauche bei diesen Fragen welche4!
Nachdem Ji Bai den Fragebogen mit Antworten gefüllt hatte, verließ er den Prüfungsraum mit trägen Schritten, als ob er in einem Garten spazieren würde.
Ke’er saß auf einem Schaukelstuhl außerhalb des Raumes. Als sie Ji Bai sah, sprang sie direkt auf und eilte zu ihm. „Ji Bai, wie lief es?“ Ihr Schwanz schwang hin und her.
„Nicht schlecht…“, war Ji Bais einschlägige Antwort.
Lin Tuo seufzte tief. „Ich wusste nicht, dass ein Junge wie du zumindest eine Fähigkeit hat. Du hast jede Frage beantwortet und kein Feld leer gelassen.“
„Natürlich! Du sprichst schließlich von mir.“
„Wie auch immer. Da du die Prüfung sowieso bereits bestanden hast, lass uns doch zum Wohnheim gehen und dir einen Raum zuweisen.“ Lin Tuo zeigte auf ein Gebäude, das sich links von den Lehrräumen und dem Prüfungsraum befand.
„Hm? Einen Raum zuweisen?“ Ji Bai runzelte seine Brauen. „Soll ich etwa hier leben?“
„Natürlich, was hast du anderes erwartet? Ab sofort bist du ein Schüler des Ritterlichen Ordens des Mondes. Auf Bewährung. …Du wirst grundlegendem theoretischem Unterricht beiwohnen und trainieren und so weiter; Also ist es am besten, wenn du auch hier wohnst. Du musst sogar nichts für die Unterkunft bezahlen! Worüber kannst du dich dann noch beschweren? …Natürlich kannst du immer noch von zu Hause herreisen, aber die Reisekosten werden dir in dem Fall nicht erstattet.“
„…Sind es Einzelzimmer?“, fragte Ji Bai. Er hatte ein schwerwiegendes Problem bemerkt.
„Das glaubst du wohl! Ein Einzelzimmer? Warum kriegt dann nicht gleich jeder einen eigenen Bungalow mit Garten?“ In Lin Tuos Blick lag Verachtung. „Wäre das dir genehmer?“
Ji Bai kniff die Augen zusammen. „Wie viele Leute sind in einem Raum?“
„Normalerweise vier.“
„Sche*ße! Vier? Wie kann man da noch Privatsphäre haben?!“
„Wieso? Hast du etwa ein großes Geheimnis, das nicht ans Licht kommen darf?“, entgegnete Lin Tuo unglücklich.
‚Eigentlich schon! Mehr oder weniger…‘
‚Alle paar Tage verwandle ich mich in einen Vampir und muss Blut trinken! Wie zum Teufel kann ich unter diesen Bedingungen in einem Wohnheim voller Menschen leben? Was soll ich denn tun, wenn meine Krankheit plötzlich ausbricht und ich in einen Blutrausch gerate?‘
„Vergiss es. Ich habe nicht vor, dich zu zwingen. Wenn du unbedingt zuhause wohnen möchtest, dann tu es. Aber die Reisekosten musst du eben selbst zahlen.“
„Ähh?! Bitte alles, nur das nicht! Es reicht mir, wenn ihr mir eine Toilette als Wohnung gebt! Mir ist auch egal, ob es ein schlechter Ort ist oder es kaum Platz gibt! Es reicht mir auch, dass ich allein lebe. Gibt es wirklich keinen derartigen Raum?“
„Naja…“ Lin Tuo überlegte kurz, bevor er antwortete. „Es ist nicht so, dass es keinen gäbe. Allerdings sind an ihn Bedingungen geknüpft.“
„Hä? Was für Bedingungen?“
„Es gibt da einen großen Raum für acht Leute, der aktuell leer ist. Wir hatten eigentlich vor, ihn in ein Arbeitszimmer umzuwandeln. Doch auf Grund einer kürzlichen Entwicklung haben wir ihn zu einer Wohnung umgebaut …“
„Habt ihr das etwa getan, damit ich dort wohnen kann?? Vielen Dank!“
„Schluss mit deinen Wahnvorstellungen! Es würde mehr Sinn ergeben, daraus eine Hundehütte zu machen, als dich dort wohnen zu lassen!“, rief Lin Tuo entrüstet.
„Aber wieso dann…“
Lin Tuo blickte Ke’er an, die gehorsam neben ihm stand. Ihr Gesicht zeigte, dass sie offensichtlich nicht verstand, worüber geredet wurde.
„Wenn du zustimmst, dich um dieses Kind zu kümmern, wird die Leitung euch beiden die Wohnung zuweisen.“
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- Da in der englischen Übersetzung dieser Stelle angemerkt ist, dass diese Frage im Original auch auf Englisch gestellt wird, habe ich dies hier übernommen.
- Anscheinend ein Begriff aus WOW? Ich kenne mich mit dem Spiel überhaupt nicht aus XD
- Dass das aus LOL ist, weiß ich immerhin, auch wenn ich das Spiel insgesamt nur 3 oder 4 Mal gestartet habe XD
- Hier habe ich mich schon etwas von der englischen Übersetzung entfernt. Denkt ihr, dass das trotzdem so funktioniert?