ATAPOW Chapter 56(German)

Kapitel 56 – Der Seelenfresser


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Kapitel 56 – Der Seelenfresser

Wie in einer Umarmung von Reinheit und Verzweiflung flatterte ein schwarz-weißes Kleid im nächtlichen Wind. Schneeweiße Beine waren von ebenso hellen Strümpfen bedeckt. Und reines, silbernes Haar glänzte lebhaft im Licht des Mondes, im großen Kontrast zu ruhigen, blutroten Augen, die keinerlei Emotionen verrieten.

Erst als ihr ein Windstoß ins Gesicht fegte, kam Xiaosha – immer noch von der Silberhaarigen gehalten – wieder zu Sinnen. In der Zwischenzeit hatte der Schwarm an kleinen dunkelroten Fledermäusen sie beide wie Sternen den Mond oder Untertanen eine Königin umschwärmt.

Die Neko zitterte und musste unwillkürlich schlucken. Solange man nicht blind war, konnte jeder auf einem Blick erkennen, welcher Spezies die Silberhaarige angehörte. Der Fledermausschwarm, der Stil ihres Kleides sowie die pechschwarzen Flügel auf ihrem Rücken sprachen für sich.

‚Ein Vampir…‘

‚B-Bin ich vom Regen in die Traufe gekommen?? …Ähm? Wieso sieht das Mädchen irgendwie vertraut aus? Ein wenig wie Lin?‘ Zahlreiche ängstliche Fragen schossen durch Xiaoshas Kopf.

„Geht es dir gut?“, ertönte neben ihr ein junger Klang, sanft wie das Zwitschern eines Singvogels und melodisch wie das Klingeln einer silbernen Glocke. Doch war die Stimme selbst von Kälte erfüllt.

Erst, als die Xiaoshas Augen für ungezählte Sekunden die Vampirin angestarrt hatten, wachte sie aus ihrer Trance auf und realisierte, dass ihr eine Frage gestellt worden war: „Ähm… Äh, hä? N-Nein…“, antwortete sie hastig nickend.

Die Vampirin nickte ihr zu, als ihr klar geworden war, dass der Neko in ihren Armen nichts fehlte. Anschließend blickte sie auf den Haufen an Trollen, die sich im dritten Stockwerk des Gebäudes auf dessen Balkon gesammelt hatten.

Der rothaarige Troll hingegen kniff seine Augen zusammen. „Ein Vampir??“, fragte er ungläubig, bevor er so höflich und vorsichtig, wie es ihm möglich war, das silberhaarige Mädchen ansprach: „Hey, du da oben, wir haben nicht vor, deine Feinde zu sein, also kann ich dich darum bitten, dich ebenso nicht in unseren Streit mit anderen Spezies einzumischen?“

Die Vampire waren als der erste, der oberste Clan der Dämonen bekannt. Wenn sie einem Vampir gegenüberstanden, würden selbst solche Trolle, die keinerlei Ahnung von der Welt hatten und nur nach ihren Instinkten handelten, eine tiefe Angst verspüren und absolut alles tun, um nicht gegen einen solchen Gegner kämpfen zu müssen.

‚Richtig, ihr wart so leise, dass ich euch fast vergessen habe…‘

Eine Böe des kalten Nachtwindes wehte ‚Bai Jis1‘ Haare in die Höhe und entblößte ein bedeutungsvolles Lächeln ihrer kirschroten Lippen.

„Möchtest du mit mir tanzen, verehrte Neko?“ Mit einer Hand immer noch an Xiaoshas Hüfte und ihrer anderen auf der Hand der Neko, beugte Bai Ji ihren Körper in einem edlen Gruße, so makellos wie aus einem Textbuch.

„Äh? E-Ein Tanz?“ Xiaosha erstarrte leicht.

„Richtig~“, antwortete ihr die Vampirin. Ein durchtriebenes Lächeln blitzte in ihren blutroten Augen auf.

„Ein Tanz des Todes~“

………………

Unterdessen im Gestrüpp nahe dem Gebäude:

„Ähm… Also was ist los?“, fragte Huo Lei und starrte auf das Mädchen am Himmel, welche die kleine Sha hielt.

„Ähmm… Von meinem bescheidenen Wissen ausgehend, ist… sie ein Vampir.“, stoß Pian Zu nervös aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Huo Lei wandte seinen Blick vom Himmel ab und blickte zu Lin, welche bisher noch nichts gesagt hatte. „Lin, eine Verwandte?“

Seine Klassenkameradin runzelte die Brauen. „…Ich denke schon, aber ich habe sie noch nie getroffen.“ Als ein Vampir war es nur natürlich, dass sie mehr Informationen über diesen Neuankömmling haben dürfte als alle anderen Anwesenden.

‚Ein normaler Vampir, auch einer, der mehr als einen Tropfen königliches Blut in sich trägt, kann nur schwarze Fledermäuse beschwören. Aber die, die dieses Mädchen kontrolliert, sind blutrot…‘

‚Sind sie etwa die ‚Fledermäuse des Kerkers‘? …Die Vertrauten, die nur Mitglieder der königlichen Familie beschwören können…‘

Lin blickte auf das rein silberne Haar des Mädchens und verglich es mit ihrem eigenen silber-grauen. Sie ahnte schon, wer dies am Nachthimmel sein könnte, so unvorstellbar das auch war.

„Wieso … ist ein Mitglied er königlichen Familie der Vampire hergekommen?“, murmelte Lin Tuo am Rande der Gruppe sich selbst zu, rückte seine Brille zurecht und blickte erneut zu dem Mädchen am Nachthimmel.

„Ähm…“, unterbrach eine schwache Stimme die Gedanken aller.

„Mhm? Was ist, Ke’er?“

„Wo ist Ji Bai?! …Er ist doch runtergefallen!“, brachte die kleine Neko, welche am Rande der Tränen stand vor und versuchte, trotz den Zustands ihres Körpers aufzustehen. Alle anderen hatten diesen Fakt wohl schon vergessen gehabt.

Huo Lei schlug mit seiner Handfläche gegen seine Stirn. „Mist, da war ja was!“ Als er ein weiteres Mal losrennen wollte, nun, um nach Ji Bai zu suchen, stoppte ihn Lin Tuos Hand.

„Keine Sorge, selbst wenn wir alle sterben sollten würde er doch alles überleben.“

………………

„Verehrtes Mitglied des Vampir-Klans, wir haben nicht vor, deine Feinde zu werden. Wenn du diese Katze magst, dann nimm sie dir.“ Die Worte des rothaarigen Trolls stießen auf taube Ohren; Die Vampirin schwieg ihn einfach an. Ihm wurde nun klar, dass er einen mächtigen Gegner vor sich hatte und seufzte. Er hatte eigentlich nicht vor, die selbst ihm Angst einjagenden und mächtigen Vampire nur wegen einer schwachen Katze zu verärgern.

Bai Ji selbst beobachtete ihn schweigend bei seiner Entscheidung und lächelte nur. Als ihr Lächeln langsam schwand, fiel ein Druck, als ob ein Gebäude aus sie herabfallen würde, auf die Trolle. Den einfachen Fußsoldaten unter ihnen sank das Herz in die Hose. Noch bevor sie verarbeiten konnten, was geschehen war, knieten sie schon zitternd auf dem Boden.

Aber nicht nur sie traf es. Die Macht, welche von der Göttlichen Quelle der Vampirin ausging, war derartig mächtig, dass sie nicht nur Lebewesen beeinflusste. Das gesamte Gebäude begann, langsam auseinanderzufallen; Risse, immer und immer mehr Risse erschienen und wuchsen immer weiter. Das Stöhnen von Stahlträgern deutete an, dass bald nur noch ein Haufen Schutt übrigbleiben würde.

Zur selben Zeit wickelten sich zahlreiche starke, lange und blutrote Peitschen um die einzelnen Trolle und zerrte sie, einen nach dem anderen, aus dem wankenden Gebäude.

Eine blutige, tiefrote Farbe; Diese signalisierte die urweltliche Macht, die der Göttlichen Quelle der Vampire innewohnte. Diese Farbe war die Verzweiflung der Troll-Soldaten.

Der Rothaarige hingegen hatte bei diesem Anblick die Spuren der Göttlichen Quelle, welche in seinem Körper ruhte, erwacht und wich mit äußerster Mühe den nach ihm greifenden, blutroten Peitschen aus. Doch einige tiefrote Fledermäuse hatten die Verwirrung genutzt, seinen Körper gegriffen und in die Luft gehoben.

„W-Was ist das?!“, schrie der Troll und versuchte, mit seiner eignen urweltlichen Kraft die Fledermäuse zu zerschmettern. Doch musste er entsetzt feststellen, dass diese seine Magie vollständig und restlos unterdrückt hatten.

Die Trolle – ihren rothaarigen Anführer und seine Untergebenen – in die Luft zu heben, hatte nur einen Sekundenbruchteil gebraucht. Sie alle wurden nun von den Blutpeitschen gehalten, die von der Hand des silberhaarigen Mädchens ausgingen. In kürzester Zeit waren aus der stolzen Truppe an Soldaten ein Haufen an hilfloser und hilflos ausgelieferter Marionetten geworden.

„Ahhhh!!“, schrien die einfachen Trolle plötzlich voller Schmerz auf, als sie spürten, wie eine Flüssigkeit langsam ihre Körper verließ.

Die blutroten Seile, an denen sie hingen, saugten ihr Blut!

Panisch versuchten sie, sich zu befreien. Es war vergeblich. Und Bai Ji, die die zahlreichen Peitschen mit einer Hand hielt, lächelte nur den rothaarigen Troll, den ihre Fledermäuse – tatsächlich waren es die Fledermäuse des Kerkers – gefangen hielten, an.

„Du… Du bist aus der königlichen Familie der Vampire??!“, schrie der Anführer der Trolle panisch auf.

Doch Bai Ji lächelte nur weiter, ohne seine Frage zu beantworten und hörte den leiderfüllten Rufen der anderen Trolle zu.

„Blut“, sagte sie dann, „sollte nur langsam entnommen werden. Nur so ist es schmerzvoll~ Schließlich sind wir doch keine Dämonen, oder?“

„Du, du…“

„Keine Sorge, keine Sorge~ Ich werde dein stinkendes Blut nicht trinken. Schließlich möchte ich keine Verdauungsprobleme kriegen~“ Mit einer leichten Handbewegung schmiss Bai Ji die ausgetrockneten und blutleeren Leichen der einfachen Trolle weg. „…Doch, auch wenn das Blut von euch Trollen mir nicht schmeckt, habe ich hier etwas, was nicht wählerisch ist.“ Mit einer eleganten Bewegung erschien eine große, knöcherne Sense, die eine schreckliche Aura verströmte, in ihrer Hand.

„D-Der Seelenfresser!?“ Der rothaarige Troll fühlte, dass der Zeitpunkt, verzweifelt zu heulen, gekommen war. „Du… Ihr seid die Kronprinzessin der Vampire??“ Er begann, seine Taten zu bereuen; Er hätte niemals an diesem Feldzug teilnehmen dürfen.

Die direkten Mitglieder der königlichen Familie der Vampire waren Existenzen, welche niemand auf dieser Welt provozieren durfte. Nicht einmal, wenn sie hundert Leben hatten.

Da es in jeder Generation nur eine Erbin gab, wurden alle direkten Nachkommen wie Juwelen behandelt und von ihrer gesamten Spezies in den Himmel gepriesen. Zudem waren Vampire die mächtigsten unter allen Dämonen. Auch wenn man die enorme Kraft, die Vampire selbst besaßen, missachtete, war die Göttliche Quelle ihrer Spezies derartig mächtig, dass es unnatürlich erschien. Auch jemand blindes würde es nie im Leben wagen, direkte Nachkommen der Königsfamilie zu verärgern.

„Anscheinend weißt du doch einiges~ Dann weißt du sicher auch, dass diese Waffe hier alles, auch deine Seele, fressen wird, wenn sie dich durchbohrt?“ Bai Ji unterbrach ihr Lächeln auch dann nicht, als sie sich nach vorne bewegte und dem Troll ins Ohr flüsterte: „…Hehe, im wahrsten Sinne des Wortes wird es dir dann unmöglich sein, zu reinkarnieren~ Und du wirst für immer in der Hölle schmoren~“

„Nein, b-bitte… Verehrte Prinzessin, Eure Hoheit… Das ist doch alles ein Missverständnis! Es tut mir leid, dass ich mickriger Euch nicht erkannt und beleidigt habe! Bitte zeigt Gnade und verschont mich…“

„Weißt du was?“, entgegnete ihm Bai Ji, ihre Stimme zu Eis erstarrt. „Ich hasse nichts mehr, als ‚Eure Hoheit‘ oder ‚Prinzessin‘ genannt zu werden!“ Mit diesen Worten schwang sie die Waffe mit ihrer Hand. Ihr schien das hohe Gewicht der Sense nichts auszumachen.

Die Klinge bohrte sich tief in den Brustkorb des rothaarigen Trolls.


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  1. Eigentlich wird auch diese Form unseres ‚lieblichen‘ (nicht wirklich) Hauptcharakters in diesem Kapitel noch ‚Ji Bai‘ genannt, aber ich habe mich dafür entschieden, schon jetzt ‚Bai Ji‘ als Namen zu verwenden.

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