ATAPOW Chapter 47(German)

Kapitel 47 – Der Strahlende Ritter


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Kapitel 47 – Der Strahlende Ritter

„Natürlich! Aber ich befürchte, dass zu viele Jahre zwischen uns liegen. Bis du erwachsen wirst, bin ich doch schon längst zum alten Sack geworden.“, hatte der Ritter ihr neckend entgegnet.

„Egal! Ich werde dich nicht aufgeben…!“ Das kleine Mädchen hatte seinen eisernen Handschuh fest ergriffen, es schien, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.

„Also schön, hier, nimm das als Zeichen unseres Versprechens. Kümmere dich bloß gut um ihn, sonst gilt es nicht mehr.“ Mit diesen Worten hatte er ihr den Anhänger in die Hand gelegt, welchen sie seitdem immer bei sich trug.

„Bedenke, auch wenn ein Ritter erst spät kommen mag, er wird immer, ohne Zweifel, da sein, wenn es darauf ankommt! Egal wann und wo, der Strahlende Ritte wird immer an deiner Seite sein.“

………..

Ihre kleinen, blutigen Hände umklammerten weiter den Anhänger, den ihr der Ritter eins gab. „Ein Ritter wird immer da sein. Mein… Ritter…“ Tränen, erst vereinzelte, dann zahlreiche strömten über ihre Wangen.

Ihr war klar, dass sie dies nur dachte, um sich selbst zu trösten. Der Ritter, auf den sie wartete, konnte ihr nicht mehr helfen, denn er war schon…

Und doch musste sie sich bemühen, so zu handeln, wie er es ihr beigebracht hatte; Stark und mutig!

Frisches, rotes Blut, das Blut des Mädchens sickerte durch die staubgefüllte Ruine und sie fiel in eine Trance. Ihr kam es so vor, als ob sie zu jenem Tag zurückgekehrt wäre. Als ob eine starke Hand sie schützend hielt…

‚Geht es mit mir zu Ende? Halluziniere ich schon?‘

„Alles wird gut, ein Ritter wird immer da sein.“, erklang eine mit Entschlossenheit gefüllte Stimme neben ihrem Ohr. Sie kam ihr äußerst bekannt vor und ließ das Mädchen leicht erschaudern.

Als sie wieder zu sich kam, hatte ihr Retter sie bereits aufgehoben und trug sie in Richtung Sicherheit: „Geht es dir gut, Kleine?“

………..

Nachdem er einige Zeit lang durch die Düsterheit der leblosen Ruine geirrt war, hatte Ji Bai endlich das Treppenhaus gefunden. Als er im obersten, den Elementen preisgesetzten Stockwerk ankam, fand er ein Mädchen, das in dem halb zerfallenen Stockwerk gefangen war.

„Wer… Wer bist du?“, fragte die Kleine, sobald ihr Blick wieder an Klarheit gewonnen hatte und sie das Gesicht ihres Retters sah, „Ein Mitarbeiter? Solltet ihr nicht schon alle evakuiert sein? Warum bist du immer noch hie-… Hust! Hust!…“

Schweres Husten unterbrach ihre Frage und schüttelte ihren ganzen Körper. Als sie wieder zu Ji Bai blickte, kam sie nicht umher, einen leichten Ausdruck der Enttäuschung im Gesicht zu tragen.

‚Natürlich… Es kann nicht er sein.‘

„Ich bin kein Mitarbeiter, sondern ein Ritter.“, eröffnete Ji Bai ihr entschlossen.

„Ein… Ritter?“, fragte das Mädchen. Für einen Augenblick verschwamm ihr Blick und die Silhouette vor ihr wurde von ihren Erinnerungen an den Ritter in Rüstung, der sie vor Jahren gerettet hatte, überlagert.

‚Seltsam… Er kann es nicht sein, aber wieso kommt es mir so vor, als ob ich ihn schon einmal getroffen habe?‘

„Richtig, Kleine. Nur noch ein Stück und du bist in Sicherheit.“, redete Ji Bai ihr gut zu.

Wie eine Prinzessin trug er das Mädchen, als er zur Treppe eilte.

„Du bist wirklich mutig. Nur wenige Kinder in deinem Alter verhalten sich so erwachsen. Wie heißt du?“, fragte Ji Bai sie nebensächliches, bemüht, sie bei Bewusstsein zu halten.

„Le- Lemi“, brachte die Kleine mit einiger Anstrengung über die Lippen. Fast schien es so, als ob ihre zarte Stimme vorm endgültigen Verstummen stand.

Angespannt, sich keine Pause erlaubend, stürmte Ji Bai auf die nahe Treppe zu. Als er kurz davor war, diese zu erreichen…

„Wir sind gleich draußen, bleib stark!“

Plötzlich ertönte das Klirren einer Waffe und ließ ihn abrupt stehen bleiben. Ein Licht blitzte auf und die Treppe vor ihm zerschmetterte. Einzelnen Stufen zerbarsten und ließen ein einziges, großes Loch zurück. Es war, als ob ein zerstörerischer Blitz eingeschlagen wäre.

„!!!“ Ji Bai Augen verengten sich. Mit einer Hand hielt er Lemi, mit der anderen schlug er mit seinem Langschwert zu. Es traf auf einen mit Dornen übersäten Streitkolben. Ji Bai nutzte die Kraft des Aufpralls, um Abstand vom Angreifer zu gewinnen.

„Hahaha…! Es sind tatsächlich noch welche hier übrig! Hab‘ keine Angst, es wird schnell gehen!“, ertönte eine grobe Stimme, die vor Blutdurst triefte.

„Ein Troll…“, sagte Ji Bai nur, als er die drei Meter große Gestalt seines Gegners im Mondlicht erblickte. Die grob menschlich wirkende Gestalt wirkte eher wie ein wildes Tier und ließ die letzte Hoffnung, die Ji Bai im Herzen getragen hatte, erlöschen.

‚Es sind also wirklich Dämonen schuld. Natürlich kommen sie mit niederen Absichten… Aber, wie sind sie in die Stadt gekommen?! Sie könnten nicht durch die Barriere oder das Stadttor durch, auch wenn sie göttliche Unterstützung hätten… Wobei… Was, wenn sie von Anfang an in der Stadt waren?‘

Als ihm die Implikationen dessen klar wurden, blitzte ungezügelte Wut in seinen Augen auf.

„Der Orden des Mondes?? Haha…“, lachte er düster.

„Ahh… Die Kleine da ist doch wirklich süß…“, riss ihn der Troll aus seinen Gedanken. Der Dämon musterte Lemi, die immer noch von Ji Bai gehalten wurde.

„Kleiner, lass das Mädchen los und ich garantiere dir, dass deine Leiche in einem Stück bleibt!“, rief der von einer schweren Lederrüstung geschützte Troll, als er seine Waffe auf Ji Bai richtete.

„Ein schlauer Hund steht nicht im Weg rum, also hau ab! Ich werde dich nicht nochmal warnen.“, brachte Ji Bai mit einer Spur von Zorn hervor. Er wusste, dass die Wunden des Mädchens tief waren und so schnell wie möglich verarztet werden mussten.

„Ha! Wie arrogant für einen schwächlichen Menschen! Da du es nicht anders möchtest, verabschiede dich nun von deinem Leben!“, rief der Troll entrüstet. Wie ein stolzer Löwe schnellte er auf den kleineren Menschen zu und schwang seinen Streitkolben mit der Absicht, zu töten.

Um Haaresbreite wich Ji Bai der Attacke aus. Er griff sein Schwert fester und schwang es gegen die Seite des Trolls.

Mit einem metallenen Kreischen traf seine Klinge auf die Waffe des Dämonen und wurde beiseite gestoßen.

„Denkst du wirklich, mich mit so einem Stück Schrott verletzen zu können, Mensch?“ Der Troll zeigte seinem Gegenüber ein verächtliches Lächeln.

„Trolle… Hust! …Sind nichts, was ein normaler Ritter bekämpfen kann. Lass mich zurück und bring dich in Sicherheit! So kannst wenigstens Du überleben, Hust! Hust!…“ Lemis erschauderte mit jedem Husten. Langsam schien ihr Bewusstsein sie zu verlassen.

Doch Ji Bai blieb ruhig, streichelte ihren Kopf und lächelte leicht.

„Das Leben von Anderen über das eigene stellen… Kleine, du besitzt den Geist eines Ritters… Schlafe unbesorgt, ich werde nicht zulassen, dass dir was angetan wird.“

‚Diese Worte…‘

Die sich nur mit äußerster Mühe ans Bewusstsein klammernde Lemi zögerte leicht. Bevor sie ihrem Retter etwas entgegnen konnte, sah sie, wie reine Partikel vor ihr aufleuchteten. Diese stoben zueinander und wickelten sich um Ji Bais Körper.

‚Das ist…‘

Ein lang vergessenes Gefühl der Vertrautheit stieg in Lemis Herzen auf.

„Was zum…?!“, rief der Troll, gefolgt von einem: „Was ist das!“ von einem weiteren Dämonen, der gerade eingetroffen war. Beide starrten verwirrt auf die von reinem und heiligem Licht umhüllte Silhouette vor ihnen.

Die silbrig leuchtenden Partikel toben noch kurz um Ji Bais Körper, bis sie auseinanderbarsten.

Mondlicht offenbarte eine schwere, silbrig-graue Plattenrüstung, welche ein kompliziertes Muster auf jeder Schulterplatte trug. Der Helm der Rüstung war mit zwei goldenen Sperberflügeln verziert. Hinter dem Rücken der Gestalt wehte ein blauer Umhang in Wind, mit einem goldenen Kreuz geschmückt. Weitere kreuzförmige Verzierungen waren am Gürtel und den schweren Stiefeln zu erkennen. Durch das V-förmige Visir des Helmes blitzte ein strenger Blick.

Nach einem Jahr der Stille war der Strahlende Ritter wieder zum Kampf bereit.


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