ATAPOW Kapitel 11 – Was einen Krieger ausmacht
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Kapitel 11 – Was einen Krieger ausmacht
‚Ultraman‘ schüttelte seinen Kopf. „Anscheinend kann heutzutage selbst Gesindel Ritter werden.“ Seine Stimme erklang durch die Maske gedämpft. Mit zwei Fingern seiner in Leder gehüllten Hand hielt er das Langschwert, das seinen Kopf durchstechen sollte, fest.
Der Ritter, der ihn umbringen wollte, schäumte vor Wut. „Gesindel!?“ Seitdem er seine Ausbildung angefangen hatte, seit seinen ersten Bewertungen, war er überzeugt gewesen, gegen nichts und niemanden verlieren zu können. Selbst Ritter, die einen Rang über ihm waren, trauten sich nicht, sich ihm gegenüber arrogant zu verhalten – ganz zu schweigen von Gleichrangigen. Die Menge an Lob, mit denen seine Ausbilder überschütteten und der Respekt, den seine Kollegen ihm zeigten, hatten seinen Stolz und seine Arroganz zu sehr gefördert. Er wähnte sich gar so als würde er die zweitbesten Fähigkeiten haben, nur übertroffen vom ‚Strahlenden Ritter‘.
‚Wie kann ich es zulassen, dass dieser Typ mich und mein Talent verunglimpft? Er ist doch nur ein verabscheuungswürdiger Ausgestoßener! Der Unterschied zwischen mir und ihm ist der zwischen Himmel und Erde!‘
Ji Bai zog innerhalb des Kostüms eine Augenbraue hoch. „Soll das etwa Stärke sein? Hast du etwa kein Frühstück gegessen? Zufälligerweise gibt es hier ein Nudelrestaurant, soll ich warten, bis du gegessen hast?“ Seine Stimme trug eine Spur von Spott mit sich.
Die drei Beobachter, die die Szene von der Seite betrachteten, waren völlig erstaunt von dem, wovon sie Zeugen geworden waren. Besonders die anderen beiden Ritter; Ihr Erstaunen ließ sie ihre Münder nicht mehr schließen.
‚Cullen, der als der vielversprechende Neuling gehandelt wird, wurde ernsthaft besiegt? Nein, vielmehr spielt sein Gegner gar mit ihm; Er kann sich nicht wehren! Wie kann ein einfacher Bürger, der aus dem Nichts auftaucht, so etwas machen? Hat Cullen aus Rücksicht seine Stärke beschränkt? Das könnte der Fall sein… Die Nacharbeit, wenn ein Ritter einfach jemanden auf der Straße tötet, kann sehr unangenehm werden.‘
Cullens Gesicht hatte in der Zwischenzeit einen tiefroten Farbton angenommen, welcher sich noch weiter verdunkelte und schon fast lila wirkte. „…Feigling! Du Penner!“ Ob diese Gesichtsfarbe das Resultat davon war, dass er seine ganze Kraft nutzte, oder vom Groll über die Niederlage seines Kollegen herrührte, war unklar. Seine Hände, die den Schwertgriff hielten, begannen, zu zittern.
Seine angestaute Wut schien fast die Adern in seinen Augen platzen zu lassen. Er hatte bereits jedes auch noch so kleine bisschen Kraft seines Körpers genutzt, doch rührte sich sein Gegner nicht. Der ‚Ultraman‘ vor ihm stand wie versteinert dar und hielt immer noch mit zwei regungslosen Fingern die Spitze seines Schwertes fest. Cullens Gesicht färbte sich noch weiter, war nun komplett lila wie die Leber eines Schweines geworden. Ihm kam es schon fast vor, als wäre er zu einer öffentlichen Demütigung verurteilt worden.
‚Bastard! …Ich werde dich umbringen!!‘ Seine Zähne knirschten, so fest hatte er sie zusammengebissen, als er auf den richtigen Zeitpunkt wartet, um zu handeln. Als es ihm passend vorkam, ließ er den Griff seines Schwertes los, zog einen Dolch aus einer Tasche seines Gewandes und stieß ihn in Richtung von Ultramans Bauch.
Doch dieser hatte bereits gehandelt, als Cullen noch sein Schwert losließ. „Viel zu einfach.“ Immer noch das Langschwert fest im Griff schmetterte er es wie ein Hammer nach unten. Cullen, immer noch den Dolch fest im Griff, erstarrte. Eine warme, tiefrote Flüssigkeit lief seine Stirn herab. Seine Augen verdrehten sich, er fiel in Ohnmacht. Der Griff des Schwertes hatte ihn ausgeschaltet.
„Cullen!“ Sein Vorgesetzter war komplett verwirrt. Der Tapfere und entschlossene Ausdruck hatte seine Augen bereits spurenlos verlassen; An seine Stelle war eine große Menge an Unglauben und Verzweiflung getreten.
„Keine Sorge, er ist nur ohnmächtig. Ich weiß nicht, ob er eine Gehirnerschütterung oder so haben wird, aber er wird sein restliches Leben ohne Probleme leben können. Schließlich bin ich kein Dämon1.“
Als Ultraman, immer noch das nun blutige Langschwert in der Hand, auf ihn zutrat, übermannte den kurzhaarigen Ritter Benommenheit. „Du! …Wie kannst du es wagen?! We-Weißt du nicht, wer wir sind?!“ ‚Selbst Cullen war keine Herausforderung für ihn… Wenn ich nun… Würde ich garantiert nur verprügelt werden?‘ Selbst als seine Gedanken voller Zweifel waren, hielt er seinen Körper stolz und erhaben, als würde er noch Herr der Lage sein.
Ji Bai lächelte unter der Maske. „Kein Plan und ich habe auch keine Lust, es herauszufinden.“ Schon früher hatte er zu häufig ähnliches gehört, sodass nun die Worte seines Gegenüber nur auf taube Ohren stießen. Wollte der kurzhaarige Ritter ihn etwa darüber informieren, dass er hochrangige Unterstützung hatte? Das war doch dasselbe wie reiche Kinder, die bei jedem kleinsten Widerstand hilfesuchend zu ihrem Vater rennen.
„Wir sind Mitglieder des Ritterordens der Strahlenden Ritter! Die direkten Untertanen seiner Hoheit, des Strahlenden Ritters!! Weißt du nun, was du gerade machst!?“, brüllte der kurzhaarige Ritter ihm entgegen. Auch im Angesicht eines möglichen Todes, strotzte seine Stimme noch vor Überlegenheit.
Doch Ji Bai war davon ungerührt und fing an, leicht mit dem Schwert zu spielen. „Was ich mache, fragst du? Ist das nicht offensichtlich? Ich kümmere mich nur um einige Hooligans. Ich trage nur meinen Teil dazu bei, der Gesellschaft den Richtlinien der Organisation gemäß einen Dienst zu erweisen.“
„Du…! Nach Paragraph 32 des Gesetzes der Ritter hat ein Ritter, selbst ein Ritter auf Bewährung, sowie jeder Krieger, dem der Titel eines Ritters verliehen wurde, das Recht, jeden zu töten, der ihn ungerechtfertigt beleidigt! Paragraph 64 sagt weiterhin: Eine Person, welche einem Ritter ungerechtfertigt Schaden zufügt, ist ohne Gnade hinzurichten!“
‚Ah, also versucht er nun, mit seinem Wissen zu kämpfen? Das kann doch jeder…“
„Vorschriften der Ritter, Paragraph 364 des Glaubensbekenntnisses: Ein Ritter, der ohne offiziellem Befehl in das Grundstück eines Bürgers eindringt, ist wie ein einfacher Bürger zu behandeln. Mit ihm darf dementsprechend umgegangen werden. Entschädigungsloses Zerstören des Eigentums eines Bürgers, sowie Handlungen wie Erpressung, Einschüchterung, Drohungen und Zwang werden ausnahmslos und ohne Gnade strengstens bestraft.“
Diese Antwort verblüffte den kurzhaarigen Ritter „D-Du…“ Sein Plan war es gewesen, einige ihm nützliche Paragraphen seinem Gegner zur Einschüchterung vorzutragen. Doch dies war jämmerlich gescheitert. Tatsächlich schien es so, als ob sein Gegenüber gar mehr über die Gesetze wusste als er selbst. Er, der es liebte, Paragraphen zu rezitieren, um vor anderen anzugeben.
‚Zu naiv! Versuchst tatsächlich, die ritterlichen Gesetzte gegen mich zu verwenden? Hättest dir wohl lieber das Ganze genauer ansehen sollen, um zu sehen, wer es geschrieben hat!‘
„Außerdem… Die Paragraphen, die du zitiert hast, waren gedacht, Krieger zu schützen… Und was ist ein Krieger? Das Gefäß eines aufrechten Herzes, dessen einziger Zweck darin besteht, Unschuldige zu beschützen und Gegner effizient zu vernichten. Für die Gerechtigkeit beschmutzen Krieger ihre Klingen mit dem Blut von Dämonen. Das sind wahre Krieger, das ist der Inbegriff eines Ritters. Hat einer von euch jemals einen Dämonen getötet? Mir erscheint es, dass ihr nicht einmal wisst, wie ein Dämon aussieht.“
Fassungslos starrte der kurzhaarige Ritter ‚Ultraman‘ an, als dieser diese bedeutungsvolle Worte sprach.
„Das eigene Ego zu überhöhen und Macht zu erlangen, indem einfache Bürger schikaniert werden; Die eigene Macht zu missbrauchen und zu tun, was auch immer du möchtest, weil du eine höhere Stellung als andere hast; Sind das Handlungen eines Kriegers? Nein…“ Ji Bai schüttelte seinen Kopf. „Das alles zeigt nur, dass ihr als Menschen gescheitert seid.“
Plötzlich ertönte das rhythmische Klatschen zweier Handflächen, die zusammengeschlagen werden. Eine ruhige und tiefe Stimme begleitete dieses Geräusch: „Gut gesprochen.“
Innerhalb des Kostüms runzelte Ji Bai seine Augenbrauen und blickte in Richtung der Quelle des Applauses.